Bei einem seiner Streifzüge nach potenzieller Kundschaft durch die gehobenen Etablissements L.A.s lernt Julian privat die Senatorengattin Michelle Stratton kennen. Sie verliebt sich in ihn und findet seine Privatadresse heraus – es entsteht so etwas wie eine Liebesbeziehung, neben dem reichlichen Sex entwickelt auch Julian … Gefühle. Und dann steht Detective Sunday vor Julians Tür. Die Frau eines reichen Magnaten in Palm Springs wurde ermordet, Julian gehört zum Kreis der Verdächtigen, weil er kurz zuvor bei dieser Frau im Bett war – es ist die, die er schlagen und demütigen sollte.
Julian hat ein Alibi: Er war bei einer seiner reichen und wohlhabenden Kundinnen. Die will ihn aber nicht decken, der Ruf ihres Ehemanns und ihr eigener könnten leiden. Während seine Beziehung zu Michelle Stratton immer tiefer wird, richtet sich der polizeiliche Verdacht voll gegen ihn, verschwinden seine Freunde – oder die, die Julian dafür hielt – ziemlich rasch von der Bildfläche.
Zum ersten Mal fühlt sich Julian allein, seine kühle Beau-Fassade zerfällt. Als auch Anna und Leon ihn abservieren, ist Julians Schicksal besiegelt …
Dies ist eine Abhandlung zum Thema Einsamkeit. Nie war jemand einsamer, als dieser verzweifelte Schönling. „Wenn Du mit mir schläfst”, sagt er, „erfährst Du mehr über mich, als wenn wir reden.” Der Callboy im Maßanzug, den alle schätzen, über den sie aber genau betrachtet nur lächeln – ein Spielzeug ist er, mehr nicht. Am Ende, als er unrasiert und mit offenem Hemd um Hilfe fleht, ist keiner mehr da. Das ist berührend in seiner Kälte.
Paul Schrader hat keinen sehr zwingenden Film gedreht, aber er hat ikonografische Bilder für das kalte Leben der Reichen und Schönen gefunden und mit Giorgio Moroders Soundtrack und dem Hit „Call me” von Blondie wegweisende Stilmittel in der Erzählweise des Kinos etabliert. Einer der Produzenten war Jerry Bruckheimer, der später mit Filmen wie The Rock, „Con Air”, „Bad Boys” oder Transformers einer der einflussreichsten und meist gehassten Produzenten Hollywoods wurde.
Richard Gere („Gesetz der Straße”, „Das Lächeln der Sterne”, „Darf ich bitten?”, „Chicago”, „Pretty Woman”) startete mit diesem Film seine Karriere als A-Star Hollywoods. Der Absturz seines Julians ist jederzeit nachvollziehbar. Das liegt weniger an der Regie, deren impressionistischer Erzählstil eher an das europäische Kino als an Hollwood-Glanz-&-Gloria erinnert. Sondern das liegt allein an Gere, der den charmanten Arroganzling, der noch nicht weiß, das jugendliche Schönheit vergänglich ist, so selbstverständlich verkörpert, dass er noch jahrelang mit dieser Rolle identifiziert wurde.
Fast tut er einem leid, als er im letzten Viertel des Film zunehmend verfällt – unfrisiert, unrasiert, in Windjacke und offenem Hemd, unterwegs in einem Mietwagen. Wieso allerdings die Seniorengattin sich unsterblich in Julian verliebt, bleibt der eigenen Vorstellungskraft überlassen. Sie ist ein genauso einsames Wesen in ihrer PR-Ehe mit dem Senator; da flackert das Klischee der unselbständigen Frau, die einen Mann braucht, um sich aus einer grau-trockenen Ehe zu befreien. Aber warum ausgerechnet Julian? Das bleibt genauso unklar, wie diese Gesellschaft, in der der Film sich bewegt.
Jeder bleibt da ungreifbar. Trotzdem spricht Julian von „meinen Freunden”. Das typisiert die Entfremdung. Aber muss deswegen auch die Mordgeschichte so im Passiv spielen? Irgendwer will Julian einen Mord anhängen. Wer? Warum? Das Motiv wird nicht klar. Und so bleibt nur die Studie eines Mannes, der keine Freunde hat und zum ersten mal verliert – aber es bleibt keine Handlung, keine Story.