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Eine bizarre Paarung zwischen
Kakteen, Wüste und Sprengstoff

Titel Ein Fressen für die Geier
(Two Mules for Sister Sara)
Drehbuch Budd Boetticher + Albert Maltz
Regie Don Siegel, Mexiko, USA 1970
Darsteller

Shirley MacLaine, Clint Eastwood, Manolo Fábregas, Alberto Morin, Armando Silvestre, John Kelly, David Povall, Ada Carrasco, Pancho Córdova, José Chávez, Pedro Galván, José Ángel Espinosa 'Ferrusquilla', Enrique Lucero, Aurora Muñoz, Xavier Marc u.a.

Genre Western
Filmlänge 116 Minuten
Deutschlandstart
12. September 1970
Inhalt

Mexiko im Jahr 1865: Hogan, ein wortkarger amerikanischer Söldner, ist auf seinem Pferd einsam in der Wüste unterwegs. Er rettet dabei Sara, eine Nonne vor drei Männern, die sie vergewaltigen wollen.

Zwischen Hogan und Sara entwickelt sich eine Freundschaft. Hogan findet Sara attraktiv, respektiert aber ihre Berufung als Nonne und hält sich mit Annäherungsversuchen zurück. Beide sind an der Zerstörung der französischen Garnison in Chihuahua interessiert. Doch während Sara die Freiheit der Mexikaner im Sinn hat, ist Hogan lediglich am Goldschatz der Franzosen interessiert.

Als die beiden in der Garnisonstadt ankommen, erfährt Hogan, dass Sara in Wirklichkeit im horizontalen Gewerbe tätig ist, was bei ihm einen kurzen Wutanfall auslöst. Beide kämpfen anschließend auf der Seite der mexikanischen Unabhängigkeitskämpfer gegen die Franzosen. Durch einen unterirdischen Tunnel geraten die Mexikaner mit Hogan und Sara in die Garnison. Da Sara von den Franzosen wegen ihrer Juarista-Sympathien steckbrieflich gesucht wird, wird sie von Hogan zum Schein an den Kommandanten ausgeliefert, so dass beide in die Garnison gelangen …

Was zu sagen wäre

Clint Eastwood ist zurück im staubigen Ambiente des Wilden Westens, abseits von Gesetz und Ordnung, das er gerade erst in Ted Posts Hängt ihn höher zurückerobert hatte – und Ennio Morricone liefert den Score dazu

Aber einen besonders sympathischen Charakter stellt Eastwood nicht dar. Erst rettet er zwar Schwester Sara vor einer Vergewaltigung, aber dann lässt er sie in der prallen Sonne alleine die Männer bestatten. Die Konstellation – Einsamer Reiter und Nonne – setzt den Ton: Es soll geschmunzelt werden dürfen zwischen all der Härte jener Zeit. Die bizarre Paarung eines Söldners und einer Nonne ist die einzige Stärke des Films, der eigentlich keine Stärke hat; sie wirkt so unverschämt herbeigeholt, dass man das zwischen Wüstenstaub und Kakteen einfach so hinnimmt. „Ich leg ein paar von ihnen um, wenn es zu einer Schießerei kommt.“ „Sie waren ein wundervoller Freund, Mr. Hogan. Gott schütze Sie.“ „Lassen Sie Gott aus dem Spiel!

Der Reiz der Paarung hat sich aber schnell erschöpft. Man nimmt Clint Eastwood, dem harten, schweigenden Hund aus der Dollar-Trilogie, der hier auch noch ganz ähnlich wie damals aussieht, keine Sekunde ab, dass er sich in diese Nonne verlieben könnte, geschweige denn, ihr das ungefragt zu erzählen. Er redet ja explizit nicht von einer Liebelei mit der einzigen Frau weit und breit in dieser Kaktuswüste. Er spricht von Liebe. Und Shirley MacLaine bietet auch gar keinen Anlass für solche Gefühle. Selten stimmt die Chemie zwischen zwei Hauptdarstellern weniger, als in diesem Film. MacLaine (Siebenmal lockt das Weib – 1967; Immer mit einem anderen – 1964; Das Mädchen Irma la Douce – 1963; Infam – 1961; Das Appartement – 1960; Immer Ärger mit Harry – 1955) soll mit den beiden Männern um sie herum – Regisseur Don Siegel und Clint Eastwood – nichts anzufangen gewusst haben und folglich den Kontakt mit beiden außerhalb des Drehs vermieden haben. Mit Siegel soll sie ein paar Mal heftig aneinandergeraten sein.

Den Rest des Films lassen wir dann über uns ergehen – französische Besatzer, die ewigen Revolutionäre, eine schöne, giftige Frau. Die dünne Geschichte ist mit vielen abwechslungreich inszenierten Abenteuern angereichert, mündet dann aber doch in den üblichen Showdown solcher Filme: einer Massenabschlachterei, die routiniert runtergefilmt wird. Im ganzen nur mäßig interessant. Don Siegel (Coogans großer Bluff – 1968; „Nur noch 72 Stunden“ – 1968; „Der Tod eines Killers“ – 1964; Die Dämonischen – 1956) legt gar keinen Wert auf historische Genauigkeiten, in der ein Drama einbetten will. Er will Action und ein bisschen Erotik – wie sich Männer halt Erotik in der Wüste so vorstellen – und ordentliche Explosionen; dazu schmeißen die Figuren hemmungslos Dynamitstangen. Dass dieses Dynamit erst 1867 von Alfred Nobel erfunden wurde, während der Film in der Zeit der französischen Besatzung in Mexiko spielt, die zwischen 1861 und 1866 stattfand, ist den Filmemachern dabei ebenso egal, wie all die anderen Waffen, mit denen die leute schießen, obwohl die erst viel später auf den Markt kamen.

Für die Statistiker unter uns: Waffenexperten haben nachgezählt und festgestellt: Sämtliche im Film gezeigten Schusswaffen (Colt Single Action Army Revolver, Winchester 1873 Saddle Ring Karabiner, Remington/Berthier Mle. 1907-15 Gewehr, Gras Mle. 1874 Gewehr, Springfield 1903 Gewehr, Colt New Service Revolver, Remington Rolling Block Gewehr und das Gatling Gun Maschinengewehr) wurden erst nach 1866 entwickelt. Nicht mal die historischen Dimensionen in diesem absurden Spiel stimmen.

Ursprünglich wollte Elizabeth Taylor die Rolle der Sara spielen. Sie zeigte Eastwood das Drehbuch, als dieser 1968 in Österreich mit ihrem (damaligen) Mann Richard Burton den Film Agenten sterben einsam drehte. Paramount erschien jedoch die von Taylor geforderte Gage als zu hoch.

Wertung: 2 von 8 D-Mark
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