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Kinoplakat: Die Einsamkeit der Krokodile
Lakonisch erzählt. Klug
beobachtet. Wenig filmisch.
Titel Die Einsamkeit der Krokodile
Drehbuch Jobst Oetzmann
nach einem Roman von Dirk Kurbjuweit
Regie Jobst Oetzmann, Deutschland 2000
Darsteller Janek Rieke, Thomas Schmauser, Julia Jäger, Dynell Rhodes, Rosemarie Fendel, Arndt Schwering-Sohnrey, Renate Krößner, Ernst Stötzner, Hans-Michael Rehberg, Oliver Bröcker, Edgar M. Böhlke, Josef Heynert u.a.
Genre Komödie, Drama
Filmlänge 96 Minuten
Deutschlandstart
17. Mai 2001
Inhalt
Wer als Kind in der elterlichen Metzgerei Geige spielt, während der Vater ungerührt sein Schlachtvieh zerteilt, dem steht ein Leben voller Widersprüche bevor, das nicht leicht zu meistern und schon gar nicht ungefährlich ist.

Günther, studierter Fleischersohn aus Ostwestfalen, gilt in seinem Heimatdorf nicht nur wegen seiner musikalischen Begabung als Sonderling. Er bringt seine Eltern gegen sich auf, weil er mit seinem verrücktem Freund Roland die Schweine der Bauern spazierenfährt, um ihnen ein Leben jenseits der Schlachtbank zu zeigen

Er irritiert seinen Universitätsprofessor, weil er darauf besteht, Platons „Der Staat“ mit Karl Mays Apachen zu vergleichen und er reizt seine Altersgenossen zum Spott, weil er sich nicht für die Mädchen im Dorf interessiert. Doch ist diese schüchterne Schrulligkeit Grund genug, freiwillig aus dem Leben zu scheiden?

Dem Journalisten Elias erscheint der angebliche Freitod seines entfernten Verwandten als ein allzu glattes Ende eines skurrilen Einzelgängers, deshalb begibt er sich nach Ostwestafalen, um zu recherchieren. Als ausgerechnet seine Wirtin Heike, die attraktivste Frau des Dorfes, ihm ihre Sympathien schenkt, hat er gleich alle Männer gegen sich und findet sich selbst in der Rolle des Außenseiters wieder.

Auch Günthers Eltern sind nicht im Geringsten erfreut, dass sich jemand postum für ihren „nicht normalen“ Sohn interessiert. Aber Elias verfolgt unbeirrt die wenigen Spuren. Überraschenderweise und auf bizarren Umwegen führen sie ihn zu Mary, einer lebenslustigen Afro-Amerikanerin, der großen und einzigen Liebe Günthers. Die beiden hatten einen großen Traum, dessen Erfüllung Günther ein völlig neues Leben beschert hätte. Doch die Verbindung zwischen ihnen ist plötzlich abgerissen.

Elias ist sich jetzt sicher, dass er dabei ist, einen mysteriösen Mordfall aufzuklären …

Was zu sagen wäre
Ein eher ungewöhnlicher Film, der gängigen Genrezuweisungen widerstrebt. Er kreist um einen Mordfall, unterscheidet sich durch seine Erzählweise jedoch vom üblichen Kriminalfilm. Er beschreibt eine Tragödie, schlägt aber alles andere als einen tragischen Ton an. Er erzählt eine Liebesgeschichte, die zu skurril ist, um in die üblichen Vorstellungen von Romantik zu passen. Er spielt in der Provinz, meint aber das Leben selbst.

Die „Einsamkeit der Krokodile“ kennt weder Helden noch Schurken, da er weder beschönigt, noch einfache Schuldzuweisungen sucht. Er richtet seinen Blick auf die Schwächen und Widersprüche seiner Figuren und fördert dabei allerlei Vergnügliches und Erhellendes zutage. Er eröffnet uns eine Welt, in der es möglich ist, in all seiner Unvollkommenheit zu existieren, wenn man es nur wagt, sein Leben in die eigene Hand zu nehmen.

Lakonisch erzählt, klug beobachtet mit einer großen Portion schwarzen Humors. Das einzige, was ich dem Film vorwerfen kann, ist seine unfilmische Machart. Für ein Werk, das auf der geroßen Leinwand gezeigt werden will, wären tiefere, ungewöhnlichere Bilder und Montage schön gewesen. So erlebe ich die Provinz als Geburtsstätte des Wahsinns in einer kargen TV-Anmutung.

Wertung: 10 von 11 D-Mark
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