IMDB

Kinoplakat: Der Staatsfeind Nr. 1

Rasanter Überwachungs-Thriller
Hanebüchen konstruierte Story

Titel Der Staatsfeind Nr. 1
(Enemy of the State)
Drehbuch David Marconi
Regie Tony Scott, USA 1998
Darsteller

Will Smith, Gene Hackman, Jon Voight, Lisa Bonet, Regina King, Jason Robards, Tom Sizemore, Stuart Wilson, Laura Cayouette, Loren Dean, Barry Pepper, Ian Hart, Jake Busey, Scott Caan, Jason Lee, Gabriel Byrne, James LeGros u.a.

Genre Thriller
Filmlänge 132 Minuten
Deutschlandstart
17. Dezember 1998
Inhalt

Mord in Washington. Ein hoher Beamter der National Security Agency (NSA) schaut zu, wie seine Schergen Congressman Phillip Hammersley ermorden. Hammersly wollte ein Gesetz nicht unterschreiben, das der NSA weit reichende Befugnisse bei der Überwachung der US-Bürger eingeräumt hätte - eigentlich alle Befugnisse.

Der Mord am beschaulichen See wird gefilmt - zufällig - von einem Vogelkundler, der sich nicht schlecht wundert über das, was er da sieht, als er seine Aufnahmen auswertet. Er ruft einen Freund bei der Zeitung an; und ist kurz darauf tot.

Robert Clayton Dean, junger Staranwalt in Washington D.C., kurz vor dem Durchbruch zur Partnerschaft in der Sozietät, gerät ahnungslos in den Besitz dieses Videos und von jetzt auf gleich ins Visier der hochgerüsteten Überwachungs-Spezialisten der NSA. Nach wenigen Stunden hat Dean seinen Job, seine Frau und seinen guten Ruf verloren - der Zugang zu seinen Konten ist gesperrt.

Auf sich allein gestellt flüchtet er vor seinen Gegnern, bis ihm der im Untergrund arbeitende Überwachungs-Experte Brill die Augen öffnet. Erst widerwillig, dann aber entschlossen startet dieser mit Dean einen Gegenangriff, denn was Überwachung angeht, ist Brill der NSA, für die er einst gearbeitet hat, um Längen voraus …

Was zu sagen wäre

Als der Film 1998 in die Kinos kam, war diese Form der Überwachungsstaatsparanoia noch eher unwahrscheinlich. Seit 15 Jahre später der ehemaige NSA-Mitarbeiter Edward Snowden aufgedeckt hat, wo und wie us-amerikanische und britische Geheimdienste überall schnüffeln, kann zumindest als gesichert gelten, dass das, was die NSA in diesem Film an Daten über den unbescholtenen Bürger zusammenstellt, realistisch ist. Ob sie die Daten ganz so einfach verfälschen kann. Ob sie eine solch absurde Menschenjagd entfesseln würde ... wer weiß. Das hier ist (noch) Kino und hier funktioniert das Drama sehr gut - aber trotzdem wird diese moderne Orwell-Version von Jahr zu Jahr beklemmender.

Tony Scott (The Fan – 1996; Crimson Tide – 1995; True Romance – 1993; Last Boy Scout – 1991; Tage des Donners – 1990; Beverly Hills Cop II – 1987; Top Gun – 1986) versteht es geschickt, einen Spannungsbogen auf den nächsten zu setzen. Dass der Anwalt da am Ende fein aus dem Schlamassel kommt, steht von vorneherein fest, schließlich ist das hier Hollywood-Kintopp mit dem derzeit angesagten Will Smith in der Hauptrolle (Men in Black – 1997; Independence Day – 1996; Bad Boys – Harte Jungs – 1995). Der Film ist schnell. Das Tempo lenkt den Zuschauer vom Denken ab. Was gut ist, sonst würden ihm die Stolperfallen des Films schon während des Films auffallen. Und wenn sie ihm auffallen, steht da Gene Hackman im Weg, der als brummiger Fachmann für Beobachtungstechnik dem smarten Anwalt Robert Clayton Dean zur Seite springt und damit seine Rolle aus Francis Ford Coppolas "Der Dialog" nochmal aufnimmt (Im Zwielicht – 1998; Absolute Power – 1997; Die Kammer – 1996; The Birdcage – 1996; Schnappt Shorty – 1995; Crimson Tide – 1995; Wyatt Earp – 1994; Geronimo – 1993; Die Firma – 1993; Erbarmungslos – 1992; Das Gesetz der Macht – 1991; Narrow Margin – 1990; Eine andere Frau – 1988; Mississippi Burning – 1988; No Way Out – 1987; Superman IV – Die Welt am Abgrund – 1987; Die verwegenen Sieben – 1983; Under Fire – 1983; Eureka – 1983; Superman – 1978; French Connection II – 1975; Frankenstein Junior – 1974; "Der Dialog" – 1974; Die Höllenfahrt der Poseidon – 1972; Die Professionals – 1972; French Connection – 1971; Leise weht der Wind des Todes – 1971; Bonnie und Clyde – 1967).

Die Story spielt in dieser nahen Parallelwelt, in der zu jeder Zeit wichtige Kongressmänner einfach umgebracht werden können von anderen Kongressmännern, ohne dass das bewiesen werden kann und in der Vogelfreunde zufällig ihre Gänse-Kamera am richtigen Platz haben - Antonionis "Blow Up" (1966) lässt grüßen. Bei so einer Ausgangssituation ist alles möglich in jener Dimension. Und alles Mögliche passiert dann auch - inklusive der NSA-Computer-Kids, die gar nicht mehr wahrnehmen, dass sie mit ihren Maschinen auch richtigen Menschen schaden - it's just a game.

Wertung: 8 von 11 D-Mark
IMDB