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Plakatmotiv: Der Regenmacher (1997)

Eine Grisham-Story ist eine Grisham-Story
Francis Ford Coppola macht mehr daraus

Titel Der Regenmacher
(The Rainmaker)
Drehbuch Francis Ford Coppola & Michael Herr
nach dem gleichnamigen Roman von John Grisham
Regie Francis Ford Coppola, USA 1997
Darsteller

Matt Damon, Danny DeVito, Claire Danes, Jon Voight, Mary Kay Place, Dean Stockwell, Roy Scheider, Teresa Wright, Virginia Madsen, Mickey Rourke, Andrew Shue, Red West, Johnny Whitworth, Wayne Emmons, Adrian Roberts u.a.

Genre Drama
Filmlänge 135 Minuten
Deutschlandstart
2. April 1998
Inhalt

Der junge Anwalt Rudy Baylor stammt aus schwierigen Verhältnissen und muss den Berufseinstieg ohne Vitamin-B schaffen. In der Kanzlei des zwielichtigen Bruiser Stone bekommt er eine Chance. Seine Arbeit hat allerdings wenig mit dem Idealismus zu tun, der Rudy zum Jurastudium veranlasst hat: Im Krankenhaus soll er Mandanten für Klagen auf Schmerzensgeld akquirieren.

Um ihn einzulernen, bekommt Rudy den ebenso skrupellosen wie cleveren Anwaltsgehilfen Deck Shifflet zur Seite gestellt, der sich in Versicherungsfragen bestens auskennt. Mit ihm bereitet er eine Klage für den leukämiekranken Donny Ray Black gegen einen Versicherungskonzern vor, der die Kosten für die lebensrettende Krebsbehandlung nicht zahlen möchte.

Als Bruiser wegen FBI-Ermittlungen gegen ihn abtaucht, machen sich Rudy und Deck selbstständig und nehmen ihren Fall mit. Einen außergerichtlichen Vergleich, den der überhebliche Staranwalt Leo F. Drummond anbietet, lehnt Rudy ab. Der Berufsanfänger möchte Gerechtigkeit für Donny und seine Familie …

Was zu sagen wäre

Ein Justizthriller. Ein Film also mit schneidenden Wortgefechten vor zwölf Geschworenen, überraschend auftauchenden Zeugen und der großen Frage, was das Recht mit Gerechtigkeit zu tun hat. In diesem Fall gewürzt mit einem dem Helden zugeneigten, sich aber streng an die Spielregeln haltenden Richter und einer David-gegen-Goliath-Geschichte – nun gut, die Vorlage bietet ein John-Grisham-Roman. In denen steht häufig ein David gegen einen Goliath. Und die Romane, die verfilmt werden, erzählen immer eine David-gegen-Goliath-Geschichte. In der David gewinnt (Die Akte – 1993; Die Firma – 1993; Der Klient – 1994; Die Jury – 1996). Sie haben immer prominente Regisseure und eine prominente Besetzung. Das ist hier nicht anders.

Der junge Matt Damon (Chasing Amy – 1997) zieht in den juristischen Kampf gegen einen Versicherungskonzern, der sich vor seiner Verantwortung drückt, kranken Menschen zu helfen. Dabei steht der Neuling einem Anwalt der Gegenseite gegenüber, den Jon Voight (U-Turn – Kein Weg zurück – 1997; Anaconda – 1997; Mission: Impossible – 1996; Heat – 1995; "Runaway Train" – 1985; "Coming Home" – 1978; Die Akte Odessa – 1974; Beim Sterben ist jeder der Erste – 1972; Catch 22 – Der böse Trick – 1970; "Asphalt-Cowboy" – 1969) als in seiner eigenen Arroganz ertrinkenden Trickser anlegt, und weiß in Danny DeVito (Men in Black – 1997; L.A. Confidential – 1997; Mars Attacks! – 1996; Space Jam – 1996; Schnappt Shorty – 1995; Junior – 1994; Last Action Hero – 1993; "Jimmy Hoffa" – 1992; Batmans Rückkehr – 1992; Der Rosenkrieg – 1989; Twins – Zwillinge – 1988; Auf der Jagd nach dem Juwel vom Nil – 1985; Die Jagd nach dem grünen Diamanten – 1984; Zeit der Zärtlichkeit – 1983; Einer flog über das Kuckucksnest – 1975) einen bauernschlauen Helfer an seiner Seite. Regie führt Francis Ford Coppola, der neben seinen glitzernden, in jedem Kino-Kanon erwähnten Solitären auch ein paar einfache Perlen aufzuweisen hat, wie exakt diesen Film (Jack – 1996; Bram Stoker's Dracula – 1992; Der Pate III – 1990; Tucker – 1988; Peggy Sue hat geheiratet – 1986; Cotton Club – 1984; Rumble Fish – 1983; Die Outsider – 1983; Einer mit Herz – 1981; Apocalypse Now – 1979; "Der Dialog" – 1974; Der Pate II – 1974; Der Pate – 1972).

Verhandelt wird die Frage, mit welchen Mitteln Gerechtigkeit vor Gericht erstritten werden und wie Recht erreicht werden kann abseits der holzgetäfelten Säle der Jurisprudenz. Der Einfachheit halber laufen die Fälle hier parallel und nicht – beliebter Drehbuch-Kniff – gegeneinander. Matt Damons Rudy Barley ist ein ganz grüner Junge von der Uni, der erst noch beigebracht bekommt, wie ein Anwalt in Tennessee an Aufträge kommt, von diesen Methoden lernt und mit diesen schließlich den großen Konzern zu Fall bringt. In einer Nebenhandlung verliebt er sich in eine potenzielle Klientin, die von ihrem Ehemann mit dem Baseballschläger verprügelt wird. Plakatmotiv (US): The Rainmaker (1997) Da lernen er und die Zuschauer, dass die Gerechtigkeit manchmal andere Wege beschreitet als das Recht. Der Kampf gegen den übermächtigen Versicherungskonzern ist der holprige Teil des Films. Dessen Vertreter sind alle schon sehr kaltschnäuzig, abstoßend desinteressiert an den Tragödien, die ihr Tun auslöst, und sich ihrer Unverwundbarkeit geradezu provozierend bewusst – Roy Scheider ("Romeo Is Bleeding" – 1993; Naked Lunch – 1991; Das Russland-Haus – 1990; "Powerplay" – 1990; 2010 – Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen – 1984; Das fliegende Auge – 1983; Atemlos vor Angst – 1977; Der Marathon-Mann – 1976; Der weiße Hai – 1975; French Connection – Brennpunkt Brooklyn – 1971) hat einen beeindruckenden Kurzauftritt als Generaldirektor des Konzerns, der nicht im Ansatz so etwas wie Mitgefühl oder gar Schuld für Todesfälle ausstrahlt. Das ist aber im Jahr 1997 zusammen mit entscheidenden Zeuginnen, die wie Kai aus der Kiste auftauchen, dann doch ein bisschen simpel gestrickt. Spannender ist die emotionale Storyline mit dem prügelnden Ehemann, in der nicht mehr der hehre Rechtsbegriff obsiegt, sondern die biblische Justiz des Auge-um-Auge; die sich aber nur Bahn brechen darf, weil eben im parallel laufenden Drama vor Gericht dem Recht – mit Schrammen – genüge getan wird.

Grishams Romane sind erfolgreich, weil sie juristische Fallbeispiele dramatisieren und zu einem befriedigenden Ende führen. Das gilt natürlich auch für die Verfilmungen, die so wie die Vorlagen für ihre juristischen Winkelzug-Diskussionen interessant sind, aber vor allem für erlesene Bilder, in diesem Fall gestaltet von Director of Photography John Toll (Jack – 1996; Braveheart – 1995; Legenden der Leidenschaft – 1994), und die darin auftretenden Gastauftritte. Mickey Rourke als Edelzwirn mit Mafiaverbindungen (Double Team – 1997; "White Sands" – 1992; 24 Stunden in seiner Gewalt – 1990; Johnny Handsome – 1989; Angel Heart – 1987; 9 1/2 Wochen – 1986; Im Jahr des Drachen – 1985; Der Pate von Greenwich Village – 1984; Rumble Fish – 1983; Eureka – 1983; American Diner – 1982; Body Heat – Eine heißkalte Frau – 1981; Heaven's Gate – 1980; 1941 – Wo bitte geht's nach Hollywood – 1979) liefert eine köstliche Karikatur auf den öligen Advokaten mit exaltiertem Maßanzug und Danny Glover bietet uns seine breite Schulter als unbestechlicher Richter, wenn der Fall vor seinem Gericht mal nicht so gut läuft.

Natürlich ist eine Grisham-Verfilmung immer die Verfilmung eines Grisham-Stoffes und der ist (verkaufsfördernd) klischeebeladen, in den Einzelheiten akkurat und, naja, einer wie der andere. Wie Damons junger Anwalt und De Vitos Trüffel spürender Panda mit immer neuen Kniffen und Tricks den Spieß zu ihren Gunsten drehen, erzählt Coppola in ebenso komischen wie berührenden Tönen. Komponist Elmer Bernstein (Die glorreichen Sieben – 1960) verleiht den Dingen den nötigen Swing.

Big F.F. Coppola sei Dank, dass man die 135 Minuten Anwaltdrama gut aushalten kann.

Wertung: 8 von 11 D-Mark
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