IMDB

Kinoplakat: Der Mandant

Gekonnt verzwickter
Noir-Thriller

Titel Der Mandant
(The Lincoln Lawyer)
Drehbuch John Romano
nach dem Roman von Michael Connelly
Regie Brad Furman, USA 2011
Darsteller

Matthew McConaughey, Marisa Tomei, Ryan Phillippe, William H. Macy, Josh Lucas, John Leguizamo, Michael Peña, Bob Gunton, Frances Fisher, Bryan Cranston, Trace Adkin, Laurence Mason, Margarita Levieva, Pell James, Shea Whigham u.a.

Genre Drama, Crime
Filmlänge 118 Minuten
Deutschlandstart
23. Juni 2011
Inhalt

Strafverteidiger Mick Haller wickelt seine Geschäfte unterwegs ab – auf dem Rücksitz seiner dunklen Lincoln-Continental-Limousine. Ein Büro unterhält er nur, damit da seine Assistentin ein Telefon abheben kann. Sein Geld verdient er vor allem damit, günstige Deals für Drogendealer, Prostituierte und andere Klienten auszuhandeln. Dabei bewegt er sich geschickt in der Grauzone zwischen Legalität und Trickbetrug, zumeist im Interesse seiner Klienten, immer jedoch auf der Jagd nach der nächsten fetten Beute.

Eines Tages hat der geschiedene Vater einer kleinen Tochter plötzlich einen sehr viel größeren Fisch an der Angel. Er soll Louis Roulet verteidigen, den Sprössling einer reichen Familie aus Beverly Hills, dem Vergewaltigung vorgeworfen wird. Was anfangs nach einer leichten Aufgabe für ein gutes Honorar aussieht, entpuppt sich bald als Hallers größter und gefährlichster Fall. Denn obwohl Roulet kein Vorstrafenregister hat und anscheinend unschuldig ist, kristallisiert sich schnell heraus, dass mehr hinter der Sache steckt.

Haller entdeckt zahlreiche Parallelen zu einem seiner früheren Fälle, einem Mord an einer Prostituierten, für den ein Mann Namens Jesus Martinez angeklagt wurde, und setzt zusammen mit seinem Ermittler Frank Levin alles in Bewegung, um Licht in die Sache zu bringen. Als der inzwischen in St. Quentin inhaftierte vermeintliche Mörder Roulet auf einem Foto wiedererkennt und Levin mit einem aus Hallers Wohnung gestohlenen Revolver erschossen wird, lässt der Mandant die Maske fallen. Es zeigt sich, dass er Haller nicht zufällig als seinen Anwalt auserkoren hat. Denn dieser hat zwar exklusive Kenntnisse der Details beider Fälle, ist nach amerikanischem Strafrecht aber durch seine Schweigepflicht gebunden. Er kann seinen eigenen Klienten nicht belasten, ohne die Beweise damit umgehend unverwertbar zu machen. Zudem bedroht Roulet Hallers Familie.

Jetzt ist Haller auf gewisse Fähigkeiten seiner Klienten angewiesen und auf den richtigen Deal. Er muss Roulet ausschalten, ohne sich selbst zu dikreditieren …

Was zu sagen wäre

Die Entdeckung in diesem ordentlichen, spannenden Noir-Thriller ist Matthew McConaughey ("Der Womanizer – Die Nacht der Ex-Freundinnen" – 2009; Tropic Thunder – 2008; Zum Ausziehen verführt – 2006; "Wie werde ich ihn los in 10 Tagen" – 2003; Die Herrschaft des Feuers – 2002; U-571 – 2000; EDtv – 1999; Amistad – Das Sklavenschiff – 1997; Contact – 1997; Die Jury – 1996). Über all die Geschichten über seinen Waschbrettbauch – über all seine Waschbrettbauch-Rollen – habe ich übesehen, dass der Mann auch ein Schauspieler ist, der seit Jahren präsent ist in einem Business, in dem man nur aufgrund eines Waschbrettbauches nicht jahrelang präsent sein kann. McConaughey ist richtig gut als etwas schmierlappiger, aber immer loyaler Advokat, der weiß, wie er seine Schäfchen im Trockenen behält.

Der Film selbst nimmt sofort Fahrt auf, etabliert eine Welt, die im klassischen Gerichtsthriller fremd ist: statt großer Bürofluchten mit dickem Teppich der Rücksitz eines in die Jahre gekommenen Lincoln Continental, harter Beat und schnelle Schnitte treiben den main-charakter schnell mitten hinein in die Story und ehe der Zuschauer noch „Vorsicht, das scheint eine Falle zu sein” denken kann, steckt der Anwalt auch schon mitten drin im Dilemma, das sich aus seiner Schweigepflicht ergibt. Zum Glück hat der Anwalt Hilfe. William H. Macy ("Dirty Girl" – 2010; "Born to be wild – Saumäßig unterwegs" – 2007; "Thank You for Smoking" – 2005; Jurassic Park III – 2001) gibt einen Ex-Cop aus Chicago, der langhaarig und kiffend dem Anwalt unter die Arme greift. Macy wirkt, als habe er an dieser Rolle, die aus seinem üblichen Rollenspektrum ausbricht, richtig Spaß.

Eine andere Nebenfigur sorgt für Irritation: Haller beschäftigt zu Beginn einen Fahrer, weil er selbst den Führerschein abgeben musste. Im Laufe des Films verschwindet der Fahrer – Haller fährt wieder selbst – taucht zum Ende hin dann wieder auf. Entweder wurde ein Erzählstrang geschnitten, dem dann auch die Erklärung für diesen Umstand zum Opfer fiel, oder der Fahrer ist nur reiner Funktionsträger – nicht wichtig für die Story als solche, aber gut als Erklärung, woher der Anwalt am Ende plötzlich eine unregistrierte Pistole haben könnte oder zu Beginn hilfreich, um das etwas andere Anwaltsleben dem Zuschauer schnell plausibel erklären zu können.

Wunderbar an diesem Film ist die konsequente Rückkehr zum Noir-Film. Dunkle Machenschaften ergießen sich über das sonnendurchflutete Los Angeles. Kalte Herzen fahren über hitzeflirrende Straßen. Und es gibt einen dieser herrlich verzwickten Plots, denen man kaum folgen kann, die aber Story, Figuren und Bilder gnadenlos vorantreibt.

Ein sehr ordentlicher Zeitvertreib und viele schöne (Wieder-)Entdeckungen!

Wertung: 6 von 7 €uro
IMDB