Die 12-jährige Regan lebt mit ihrer Mutter vorübergehend in Georgetown, Washington D.C. Das Leben läuft in den geregelten Bahnen. Mutter Chris verdient den Unterhalt als Schauspielerin.
An diesem Tag wurde Regan unvermittelt von Schüttelkrämpfen gepackt. Die Ärzte sind ratlos. Regan verhält sich zunehmend aggressiver, bewegt die Zunge wie eine Schlange und stößt mit rauchiger Stimme Obszönitäten aus.
In letzter Not wendet sich Chris an Damien Karras, einen Priester. Der gerät allerdings in schweren Konflikt mit seiner christlichen Lehre, als er die Wahrheit erkennt: Regan ist vom Teufel besessen!
Karras ruft Jesuitenpater Merrin zu Hilfe. Der zweifelt nicht an der Fähigkeit des Bösen sich zu verkörpern. Pater Merrin nimmt den Kampf auf. Mit den Sakramenten des Exorzismus' …
Ein 12-jähriges, properes Mädchen mit großen Kugelaugen schreit obszöne Sachen und spuckt grünen Schleim. William Friedkins Teufelsaustreibung gibt dem Antichrist das Gesicht Linda Blairs. Selten verstören Szenen so nachhaltig wie die im Schlafzimmer des Mädchens, das Betten schweben lässt und erwachsene Männer aus dem Fenster wirft.
Der "Exorzist" ist die 30 Jahre ältere Mutter all jener Teufelsfilme, die um die Jahrtausendwende so zahlreich in den Kinos erschienen. Friedkins "Exorzist" verjagte die Menschen aus den Kinos. Schon bei seiner Premiere war der Film umstritten. Der TV-Prediger Billy Graham verurteilte ihn als das Böse an sich, während die katholische Kirche die Stärken der religiösen Tendenz im Film zu würdigen wusste.
Der Film zieht seinen Schrecken und dem nachhaltigen Horror aus der Person des Bösen: Es ist personifiziert in der kleinen Regan, einem Kind, das seine Unschuld noch nicht verloren hat. Friedkin verfilmt diese Hölle in ruhigen Bildern. Die Kamera bewegt sich wenig, beobachtet das Geschehen häufig aus Untersicht, konzentriert sich auf wenige Schauplätze. Musik gibt es im herkömmlichen Sinne gar nicht – ein paar sakrale Etüden, ein bisschen Mike Oldfields Tubular Bells, ansonsten begnügt sich der im Dokumentarfilm groß gewordene Regisseur mit dem stummen Bild. Was sich innerhalb dieses Bildes abspielt, reicht allemal für Dauerschauer.
Beim flüchtigen Blick auf Zahlen und dramaturgische Kniffe stimmt kaum etwas. Der Film ist zu lang, zähflüssig erzählt und einen echten Sympathieträger hat er auch nicht – Regans Mutter ist ratlos, Pater Karras depressiv und das Mädchen besessen. Dazwischen läuft ein alternder Polizist, der einen Treppensturz zu klären versucht – der große Lee J. Cobb in einer ganz und gar überflüssigen Rolle, die nichts zum Film beiträgt (Mackenna's Gold – 1969; Coogans großer Bluff – 1968; Das war der wilde Westen – 1962; Exodus – 1960; Der Mann aus dem Westen – 1958; Die zwölf Geschworenen – 1957; "Die linke Hand Gottes" – 1955; Die Faust im Nacken – 1954). Zudem kommt der titelgebende Exorzist erst im letzten Viertel des Films, vorher halten wir uns viel in Operationssälen und bei Mediziner-Debatten auf.
Den Film stört das alles aber nicht. Friedkin schafft eine durchgehende Atmosphäre der Angst, das besessene Mädchen in ihrem zum Eisschrank mutierten, seelenlosen Schlafzimmer ist stets präsent, auch wenn es nicht im Bild ist. Harsche Schnitte, extreme Close-Ups von Gesichtern und das Spiel mit Laut, Leise und fremdartigen Geräuschen sorgen für den Thrill. Am ekligsten sind, einmal abgesehen von einem 12-jährigen Mädchen, das mit einem Kruzifix masturbiert, die Szenen im Operationssaal. Kameramann Owen Roizman hat am Licht in dem Raum kaum etwas verändert – „So sieht es in solchen Räumen nun mal aus“, sagte er in einem Interview – und so liegt das arme Mädchen, von dem niemand weiß, was es plagt in einem kalkig, kalten Horrorraum, umgeben von lärmenden Maschinen und ein Arzt steckt ihr eine Spritze in den Hals
Die Zuschauer im Kino erlebten panische Angst, vielen drehte sich der Magen um, viele debattierten in der damaligen Zeit (von Anti-Vietnam-Demonstrationen, Flower-Power und Mariuhana-Pfeifchen) auf intellektueller Ebene über das Filmereignis. Umfragen in Zeitschriften wie "Entertainment Weekly" und "Total Movie" verliehen dem Exorzisten das Prädikat "gruseligster Film aller Zeiten". Kurz nachdem "The Exorcist" in den Kinos angelaufen war, sah man häufiger Notarztwagen vor den Häusern stehen, in denen der Film lief. In den 70er Jahren gelang das sonst nur dem Weißen Hai und Alien.
Der Exorzist im Kino
- Der Exorzist (William Friedkin, 1974)
- Exorzist II – Der Ketzer (John Boorman, 1977)
- Der Exorzist III (William Peter Blatty, 1990)
Den "Director's Cut", der im Jahr 2000 in die US-Kinos kam, hat William Friedkin zusammen mit dem Autor der Romanvorlage, William Peter Blatty, bearbeitet. Blatty hatte Friedkin jahrelang in den Ohren gelegen, verschiedene gedrehte, aber nicht verwendete Szenen wieder in den Film einzufügen. Schließlich gab Friedkin (French Connection – 1971) klein bei: Die aktuelle Schnittfassung enthält zusätzliche elf Filmminuten, die in der ursprünglichen Fassung von 1973 fehlen – die Einstiegssequenz, die Pater Merrin im Nordirak bei Ausgrabungen zeigt, ist jetzt länger und gibt so der panischen Furcht des alten Jesuitenpaters nach der Entdeckung eines Artefaktes mehr Raum, bleibt allerdings im weiteren Verlauf des Films dann umso deutlicher in der Luft hängen. Außerdem wurde Linda Blairs "Spinnengang" auf der heimischen Treppe eingebaut; eine Szene, die nichts von ihrem Horror eingebüßt hat und deren Schrecken heutzutage üblichen Splatterorgien ohne weiteres das Wasser reicht.
Sound-Designer Steve Boedeker kreierte zusammen mit Jennifer Law-Stump, Expertin für digitale Effekte, eine komplett überarbeitete Sound-Atmosphähre auf sechs digitalen Surround-Kanälen.
Eine wahre Geschichte
Am 15. Januar 1949 verbrachten der 14-jährige John Hoffmann und seine Großmutter einen ruhigen Abend im Haus der Hoffmanns in Mt. Rainier im US-Staat Maryland– -bis sie plötzlich von einem unheimlichen Scharren unter den Bodendielen gestört wurden.
Sechs Wochen später baten Johns Eltern – obwohl sie Protestanten waren – einen Pater des Jesuiten-Ordens um die Austreibung eines Dämons, der von der Seele ihres Sohnes Besitz ergriffen habe. Am 16. März begann Reverend David Lawrence mit dem formellen Ritual des Exorzismus', das bis weit in den April hinein dauerte.
Schließlich unterbrach der kleine John die Gebete indem er mit ruhiger Stimme sagte: „Satan! Ich bin der heilige Michael. Ich befehle Dir, Satan, und den anderen bösen Geistern im Namen des Herrn diesen Körper sofort zu verlassen!“
Plötzlich überfiel den Jungen ein Anfall heftiger Krämpfe, dann sagte er unvermittelt: „Er ist weg“. Danach lächelte er strahlend und erklärte, er fühle sich wieder gut.