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Kinoplakat: Das Bourne Vermächtnis
Ein gewagter Neuanfang
Titel Das Bourne Vermächtnis
(The Bourne Legacy)
Drehbuch Tony Gilroy + Dan Gilroy
nach Motiven aus Romanen von Robert Ludlum
Regie Tony Gilroy, USA 2012
Darsteller Jeremy Renner, Rachel Weisz, Edward Norton, Stacy Keach, Donna Murphy, Scott Glenn, Michael Chernus, Corey Stoll, Alice Gainer, ,Prue Lewarne, Howard Leader, James Joseph O'Neil, Tony Guida, Sonnie Brown, Neil Brooks Cunningham, Zeljko Ivanek, Robert Christopher Riley, Noel Wilson, Albert Finney u.a.
Genre Action
Filmlänge 135 Minuten
Deutschlandstart
13. September 2012
Inhalt

Die CIA jagt Jason Bourne. Und will gleichzeitig Treadstone und Blackbriar schließen – das heißt: alle beteiligten Agenten liquidieren. Colonel Byer übernimmt das. Dieser Aktion soll auch Aaron Cross zum Opfer fallen, einer aus der Riege jener Super-Agenten, die mit Chemie und speziellem Training überall in der Welt als Killer eingesetzt werden.

Doch Aaron Cross überlebt. Er ist schließlich ein Profi, der sich von Bürohengsten und Krawattenträgern nicht einfach ausschalten lassen will. Gemeinsam mit der Ärztin Dr. Marta Shearing, die an der Verbesserung der Agenten mitgearbeitet hat und wie durch ein Wunder das Reinemachen ebenfalls überlebt hat, flieht er nach Manila, wo der abhängige Cross Medikamentennachschub organisieren will. Doch Byer ist ihnen auf den Fersen …

 
Was zu sagen wäre

Ein überflüssiger Film, der der Bourne-Serie nichts hinzufügt, außer der bizarren Idee, dass es bei den zahllosen US-Geheimdiensten offenbar ebenso zahllose Supersoldaten-Programme gibt, von denen die obersten Vorgesetzten in ihren abgedunkelten, stahlblaukalten Büros immer erst erfahren, wenn sie schon wieder abgestellt werden. Und „abgestellt” werden diese Programme offenbar dauernd, weil dauernd etwas schief läuft. Und „abgestellt” heißt in diesen Hollywood-Geheimdiensten, dass alle Beteiligten liquidiert werden und auch alle Beteiligten damit einverstanden sind – bis natürlich auf die jeweils direkt Betroffenen.

Das Gesetz der Fortsetzung ist Gesetz in Tinseltown

Aber, hoppla: Die Bourne Trilogie mit Matt Damon war ein großer Erfolg, das Studio hat ordentlich Gewinn erwirtschaftet und also, das ist die Regel, gibt es eben Fortsetzungen – am besten gleich ein Franchise. Also … ein unnötiger Flm? Inhaltlich ja, aber lange sind 135 Minuten im Kino nicht mehr so schnell rum gewesen.

Kinoplakat: Das Bourne VermächtnisIm Grunde ist alles wieder auf Null gesetzt. Der vierte Bourne-Film, der zeitlich parallel zum letzten Akt des dritten Bourne-Films spielt, ist, was die Dramaturgie und den Tempoaufbau betrifft, eine Neufassung von Bourne Eins. Regie führt Verschwörungs-Fan Tony Gilroy, der bisher stets am Script beteiligt war, sich aber mit Matt Damon und Paul Greengrass (der Regisseur, der die hypernervöse Erzählweise in der Serie etablierte) zerstritt, bis die das Franchise verließen. Gilroy, hauptberuflich Drehbuchautor (State of Play – Stand der Dinge – 2009; Lebenszeichen – Proof of Life – 2000; Bait – Fette Beute – 2000; Armageddon – Das jüngste Gericht – 1998; Im Auftrag des Teufels – 1997), hat sich als Gelegenheitsregisseur mit seinem Anwaltssthriller Michael Clayton (2007) als Freund einer ruhigen Erzählweise etabliert. Hier muss er Action machen und gleichzeitig eine schwierige Ausgangssituation erklären. Es dauert also eine Stunde, bis der Film an Fahrt aufnimmt. Bis dahin hat sich Jeremy Renner (The Avengers – 2012; „The Hurt Locker” – 2008), der seine erste Leading-Man-Rolle übernimmt, als kompetenter, widerstandsfähiger Super-Junkie etabliert, der vor allem seinen blauen und grünen Pillen nachjagt, ohne die er zusammenbrechen würde.

James Newton Howard liefert als Soundtrack Durchschnitt

Schmerzlich vermisst wird die Musik von John Powell, die den zunehmend nervöser werdenden Bourne-Spektakeln eine ruhige, melancholische Note verlieh. Jetzt komponiert James Newton Howard, dessen Soundtrack klingt wie alle James-Newton-Howard-Soundtracks – rythmisch, bassig, durchschnittlich, ohne eigene Persönlichkeit. Bedauerlicherweise fehlt dem Film ein Geheimnis. Aaron Cross sucht keine Identität wie Jason Bourne. Er sucht nur Pillen. Und weil es die nur in Manila gibt und weil er ein Superprofi ist, fliegt er halt nach Manila und wird ordentlich verfolgt. Meistens wieder aus jenen blau schimmernden, fensterlosen Überwachungsräumen mit lauter Monitoren und Zugriff auf jede Kamera dieser Welt und am Ende ausgiebig und in einer wunderbar gefilmten Verfolgung durch Manila von einem neuen Superagenten aus einem neuen, noch sehr geheimen Projekt; der aber natürlich scheitert.

Das Schlussbild erinnert sehr an das Schlussbild aus dem ersten Bourne und damit dürfte das Franchise auch weiter geführt werden. Wenn also die Entwicklung der ersten Bournes sich wiederholt, kann ja alles nur großartig werden; Bourne 3 mit seiner schwebenden, unruhigen Handkamera, dem souveränen Soundtrack und dem großen Drama gehört zu den besten Action-Filmen der jüngeren Kinogeschichte.
Dieser hier, Teil 4, ist handwerklich ordentlich bis konventionell, immerhin ein schönes Gegenprogramm zu den Superheldenmovies (Spider-Man, Batman, The Avengers) des laufenden Jahrgangs 2012, aber inhaltlich dünn bis fragwürdig.

Als schwierig erweist sich, dass Rachel Weisz mit der deutschen Synchronstimme von Susan Delfino/Teri Hatcher, der ersten der Desperate Houswifes, spricht. Das lenkt – vor allem in den hektisch-hysterischen Szenen unschön ab. Aber dafür kann Tony Gilroy ja nichts.

Wertung: 4 von 7 €uro
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