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Plakatmotiv: Dante‘s Peak (1997)

Erinnerungen an gute alte
Katastrophenfilmzeiten

Titel Dante‘s Peak
(Dante‘s Peak)
Drehbuch Leslie Bohem
Regie Roger Donaldson, USA 1997
Darsteller

Pierce Brosnan, Linda Hamilton, Jamie Renée Smith, Jeremy Foley, Elizabeth Hoffman, Charles Hallahan, Grant Heslov, Kirk Trutner, Arabella Field, Tzi Ma, Brian Reddy, Lee Garlington, Bill Bolender, Carole Androsky, Peter Jason u.a.

Genre Katastrophenfilm
Filmlänge 108 Minuten
Deutschlandstart
10. April 1997
Inhalt

Der Vulkanologe Charlie Dalton soll vulkanische Aktivitäten in der Kleinstadt Dante‘s Peak untersuchen. Er findet Hinweise darauf, dass der nahegelegene Berg kurz vor der Explosion steht. Während er noch versucht, dies der Bürgermeisterin Rachel Wando klar zu machen, die für ihren Ort gerade die Auszeichnung „zweitschönste Stadt der USA” entgegennehmen will, werden in den Hügeln oberhalb der Stadt die ersten Opfer des Vulkans entdeckt: Touristen, die in einer heißen Quelle gekocht worden sind.

Das überzeugt auch die Bürgermeisterin, die Evakuierung wird umgehend eingeleitet. Aber es ist zu spät: Der Berg explodiert, tonnenweise Asche regnet auf die Stadt, Lava bedroht den Ort. Charlie und Rachel fliehen und machen sich auf die Suche nach Rachels Kindern, die bei ihrer Großmutter in den Bergen Schutz suchen.

Ein Erdrutsch schließt Charlie, Rachel, die Kinder samt Großmutter vom Rückweg ab – einzige Fluchtmöglichkeit: der nahegelegene See, dessen Wasser sich durch die giftigen Gase in Säure verwandelt hat, und ein Boot, das sich nach und nach auflöst …

Was zu sagen wäre

Oh, seht Euch diese nette kleine Stadt an. Wie sie sich so gemütlich an den Berg kuschelt.“ „Ja, wie Pompeji!“ Der gute alte Katastrophenfilm der 70er Jahre ist zurück! Ein Vulkanologe mit Vulkan-Trauma („Eigentlich habe ich Vulkane immer besser verstanden als Menschen und Politik.“), eine Bürgermeisterin mit zwei fröhlich freundlichen Kindern („Anfangs war es nicht leicht, vor allem für die Kinder.“), ein Stadtrat, der Angst um den vor der Tür stehenden Großinvestor und dessen 18 Millionen Dollar mit 800 Arbeitsplätzen hat, und Vulkanologen, die Angst vor der eigenen Expertise haben, weil sie früher einen furchtbaren Fehler deswegen gemacht haben („Damals, das war 1980, hätte ich eine Million Dollar gewettet, dass der Mehmet Mountain ausbrechen würde. Und wir vom USGS sprachen von der Möglichkeit, die Stadt in Alarmbereitschaft zu versetzen. Nun, Gott sei Dank ist der Vulkan nicht ausgebrochen. Doch der Schaden war bereits angerichtet. Es kam heraus, dass der USGS seine Besorgnis zum Ausdruck gebracht hatte. Und so gerieten die Touristen in Panik und blieben weg. Es sanken die Immobilienpreise und die Stadt machte beinahe bankrott.“). Katastrophenfilme wie "Dante's Peak" sind keine Dramen, in denen Menschen aus irgendwas Lehren ziehen für ihr künftiges Leben. Katastrophenfilme, die Hollywood zur einfachen Geldvermehrung in den 70er Jahren erfunden hat, haben diese Konstellation mit Menschen, die Lehren ziehen, natürlich auch. Aber in solchen Filmen sind es eben keine Menschen, die eine Lehre aus etwas ziehen, sondern Charakters, die Formel-Dramen zu bewältigen haben. Das wird in "Dante's Peak" schnell deutlich. Nach 15 Minuten ist klar, es wird eine Achterbahn werden. Und jetzt ist nur spannend, welche Kurven die Achterbahn wie scharf einbaut.

Da sind die Teenager-Geschwister, die sich dauernd streiten, aber in der höchsten Not selbstverständlich zueinander stehen und alle Anweisungen der Erwachsenen, auch der völlig fremden Erwachsenen, befolgen. Da ist der zweite Bürgermeister, der Angst um die Karriere seiner Stadt hat und darin ein Wiedergänger des Bürgermeister Vaughn aus Der weiße Hai ist, der auch nicht wahr haben wollte, dass sein süßes Städtchen gerade wegen eines Hais den Bach runter geht.

Das endgültige Unglück manifestiert sich. als die erste Neon-Reklame umstürzt und einer der Wissenschaftler murmelt „Das ist nicht gut! Das ist gar nicht gut!“ In der Tradition von Klassikern wie Flammendes Inferno ist "Dante's Peak" ein spannender Katastrophenfilm, in dem es ordentlich kracht und wummst. Dazu gesellen sich die bekannten Figuren aus dem Katalog. Kinder, Alleinerziehende, Betrüger, Besserwisser, die-Katastrophe-noch-schlimmer-Macher und so weiter.

Roger Donaldson trennt die große Katastrophe in einzelne Abenteuer auf, die Bergung eines Verletzten am Kraterrand, ein im Fluss stecken gebliebenes Fluchtauto, das Überqueren eines Sees, der durch giftige Gase kontaminiert ist, die Fahrt eines Autos mit Kindern an Bord über ein Lavafeld – und am Ende wird der Familienhund gerettet. Da rollt man im Kinosessel ein ums andere mal die Augen.

Was diesen Film aber so sympathisch macht, ist sein Schauplatz. Das fiktive Städtchen Dante's Peak in der waldreichen Schönheit des Bundesstaates Washington mit Raststätten, die mit „Voted best Espresso East of Seattle 1994“ für sich werben. Der Bundesstaat Washington ist der, in dem 1980 der Mount St. Helens ausbrach. Die Handlung des Films ist den 57 Opfern des Vulkanausbruchs des Mount St. Helens vom 18. Mai 1980 gewidmet.

Ehrlich gesagt … ich würde nicht ins Kino gehen, um den Schauspielern Pierce Brosnan (James Bond – Goldeneye – 1995) oder Linda Hamilton (Terminator – 1994) zuzuschauen beispielsweise in sagen wir einem Ehedrama; so gut sind die nämlich nicht. Aber im Materialschlacht-Kino bewegen sich beide souverän. Roger Donaldson (Species – 1995; "Getaway" – 1994; Cocktail – 1988; No Way Out – 1987) zeigt mit "Dante‘s Peak" köstlichen Thrill mit Bildern, die ordentlich Wumms haben. Drehbuchautor Leslie Bohem hat eine gewisse Übung im Katastrophen schreiben: Im vergangenen Jahr lieferte er das Script zum Stallone-Vehikel Daylight.

Wertung: 7 von 11 D-Mark
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