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Plakatmotiv: Heartbreak Ridge (1986)
Ein beinharter Sergeant und ein
namhafter Regisseur auf Sinnsuche
Titel Heartbreak Ridge
(Heartbreak Ridge)
Drehbuch James Carabatsos
Regie Clint Eastwood, USA 1986
Darsteller Clint Eastwood, Marsha Mason, Everett McGill, Moses Gunn, Eileen Heckart, Bo Svenson, Boyd Gaines, Mario Van Peebles, Arlen Dean Snyder, Vincent Irizarry, Ramón Franco, Tom Villard, Mike Gomez, Rodney Hill, Peter Koch u.a.
Genre Krieg, Drama
Filmlänge 130 Minuten
Deutschlandstart
4. Juni 1987
Inhalt

Thomas Highway, ein Gunnery Sergeant der US Marines und Veteran des Koreakrieges und insbesondere der blutigen Schlacht von Heartbreak Ridge, soll kurz vor seiner Pensionierung neue Rekruten für den Aufklärungszug ausbilden. Erschwert wird dies durch die Tatsache, dass die Soldaten ihre Rolle im Corps nicht besonders ernst nehmen, da man sie bereits als einen undisziplinierten Haufen und wandelnde Zielscheiben zum Training der anderen Einheiten abgeschrieben hat.

Um die Truppe auf Vordermann zu bringen, verwendet Highway unkonventionelle und zum Teil vorschriftswidrige Methoden, wie das Schießen mit scharfer Munition aus einer AK-47, um die Soldaten an den charakteristischen Klang dieser Waffe zu gewöhnen. Dabei gerät er immer wieder in Konflikte mit Major Powers, der keine Kampferfahrung hat, sich aber dem in seinen Augen abgewrackten alten Veteran mit den Vorschriften der „modernen“ Kriegsführung als haushoch überlegen ansieht, und dem ihm treu ergebenen Staff Sergeant Webster vom Ersten Zug, dessen Mitglieder sich als Eliteeinheit betrachten. Auch die jungen Rekruten versuchen zuerst mit allen Mitteln, Highway aus ihrem Leben herauszuekeln, doch dieser lässt sich nicht kleinkriegen. Erst als sie nach und nach unter seiner Führung diverse Manöversiege über den Ersten Zug erringen, gewinnt er langsam ihre Achtung und Loyalität.

Plakatmotiv: Heartbreak Ridge (1986)Eines Tages dann kommt es zum ersten Kampfeinsatz für die jungen Marines, als auf Grenada eine Revolution stattfindet und sich die USA für eine Intervention entscheiden. Der Aufklärungszug Highways wird im Rahmen der Operation Urgent Fury zum Kampfeinsatz dorthin verlegt, um US-Bürger zu evakuieren …

Was zu sagen wäre

Clint Eastwood hat Lust auf ein bisschen harte Männer. Nach 20 Minuten sind die Gefechtslinien klar gezeichnet. Tom Highway prügelt sich auch mal mit einem Officer, macht im Knast mal eben ein Nilpferd zur Sau und ist ganz alte, harte Schule: „Ich bin Ausbildungs Sergeant Thomas Highway und ich habe in meinem Leben mehr Bier gesoffen und mehr Blut gepisst und mehr Weiber genagelt als Ihr hohlen Nüsse zusammen. Major Powers hat mir die Ausbildung dieser Einheit übertragen.“ „Wir kommen schon allein klar, Mann!“ „Alleine könnt Ihr ihn doch nicht mal hoch bekommen.“ Am erstaunlichsten dabei ist eigentlich, dass im Marine-Corps, jener Prachtkerle-Schau der US-Army, überhaupt so ein Luschenalltag akzeptiert wird, wie Eastwood ihn hier vorfindet. Aber das gehört im Kino der 80er gerade dazu. Mal sind es Problemschüler in Problemschulen, denen ein neuer Lehrer das harte Leben beibringt, mal ist es eben ein Gunnary Sergeant, der seinen Jungs das Überleben beibringt.

Zum wirklich harten Mann gehört die verlorene Liebe seines Lebens – „Haben wir uns nur mit Nahrung am Leben gehalten? Haben wir in unserer Beziehung auch mal auf bedeutungsvolle Weise kommuniziert?“ „Beziehung nennst Du das? Ich dachte, wir waren verheiratet!“ Diese ehemalige, und wieder aufkeimende Liebe ist so holzschnittartig erzählt, wie das Angetreten-Marsch-Marsch-Männerballett des Marine Corps; aber macht Spaß. Ein bisschen was hat es von Dirty Harry in Uniform, nur schreiben wir das Jahr 1986 und nicht mehr das Harry-Geburtsjahr 1971; da bekommt die Härte, die Clint Eastwood hier der Armee der Vereinigten Staaten zurückgeben will, eine leicht ironische Note, über die wir eher lächeln, als uns – wie damals – ratlos über die Selbstjustiz zu empören. Dazu ist dann Mario van Peebles gecastet. Er ist der schwarze Hippie mit gemeißeltem Muskelbody, der sich schwer tut mit Autoritäten, das Herz aber am rechten Fleck hat, dies nur noch nicht weiß.

Ich bring's bis zum Ende meiner Dienstzeit. Ich weiß nicht, wo ich von hier aus hingehen werde. Ich will nur, dass es genauso endet … genauso gut, wie es angefangen hat.“ Dieser Satz des kurz geschorenen Clint Eastwood zur Mitte dieses Films klingt wie eine Standortsuche auch des Filmemachers Eastwood. Der weiß auch gerade nicht recht, wohin; seine jüngsten Produktionen waren erstaunlich breit gefächerte Gesellschaftspanoramen – mal der harte Macho, mal der Frauenversteher, und der Umweltaktivist schien auch schon durch. Sein beinharter Gunnary Sergeant Highway liest sogar Frauenzeitschriften, um (sein Publikum) Frauen besser zu verstehen. „Ich habe darüber nachgedacht, was schief gelaufen ist.“ „Womit?“ „Mit mir. Mit dem Corps. Mit uns.“ Da klingt die Suche durch, auf der Eastwood sich befindet: Wohin geht es mit ihm, mit dem Film in Zeiten von Special-Effects-Orgien und Action-Bombast.

Zu einem Eastwood-Film gehört dann aber auch, dass die Kriegsszenen absolut mitleidlos Er-oder-Ich sind – nicht, dass da irgendwer was falsch versteht. Aber die Karriere im Krieg ist einfach: Wer im Feld überlebt, wird irgendwann zum harten Hund, anders als im Büro, wo – weiterhin – das größte Arschloch nach oben kommt; die gute alte Callahan-Doktrin verfolgt ihn in all seinen Filmen.

Und am Ende verlässt Gunnary Sgt. Tom Highway mit dem Friedensengel das Geschehen – mit der geliebten Frau im weißen Kleid.

Wertung: 5 von 9 D-Mark
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