Buchcover: Dan Brown – Das verlorene Symbol
Zur Spannung fehlt
ein Geheimnis
Titel Das verlorene Symbol
(The Lost Symbol)
Autor Dan Brown, USA 2009
aus dem amerikanischen Englisch vom Bonner Kreis
Verlag Lübbe
Ausgabe Gebunden, 765 Seiten
Genre Thriller
Website dan-brown.de
Inhalt

Robert Langdon, Symbolologe aus Harvard, wird von seinem ehemaligen Mentor Peter Solomon gebeten, kurzfristig einen Vortrag im Kapitol zu halten. Was ihn dort erqwatet, ist allerdings nicht das gespannt wartende Publikum, das seinen Ausführungen zur Symbolik in der Architektur der Hauptstadt folgen möchte.

Statt dessen findet er eine abgetrennte, noch blutende Hand eines Menschen. Sie ist mit rätselhaften Tätowierungen versehen. An einem klobigen Ring an einem der Finger erkennt Langdon sofort die Hand seines Mentors. Sie steckt auf einem Pin und weist - zur Faust geballt - mit dem Zeigefinger gen Kuppel des Bibliothekssaals des Kapitols.

Langdon entschlüsselt unschwer die Symbolsprache der Freimaurer; was ihn insofern kaum wundert, weil sein Freund und Mentor Peter Solomon Oberster Führer des geheimnisumwitterten, uralten Ordens ist. Dann klingelt sein Telefon. Es meldet sich ein perfider Killer, der droht, Solomon zu töten, wenn Langdon nicht bis Mitternacht das Geheimnis der Freimaurer enthüllt. Dazu muss er diverse Symbole entschlüsseln - das erste ist gleich die abgetrennte Hand. Und schon steht auch die CIA-Direktorin Sato neben ihm, die von nationaler Bedrohung redet, ihm seltsame Befehle erteilt und wissen will, was es mit dieser Hand auf sich hat.

Offenbar liegt irgendwo im Herzen der Metropole - der Legende nach am Fuß einer langen Wendeltreppe, die von einem mächtigen Stein verdeckt wird - etwas verborgen, dessen Entdeckung den Lauf der Geschichte für immer verändern kann. Und das will der Killer mit der krächzenden Stimme gerne haben und geht dafür über abgetrennte Hände und Leichen ...

Was zu sagen wäre
Das verlorene Symbol

Washington D.C.: In der amerikanischen Hauptstadt liegt ein sorgsam gehütetes Geheimnis verborgen und ein Mann ist bereit, dafür zu töten ... au weia: Setze Washington gegen Paris oder Rom und Du weißt, wo's lang geht. Aber das ist gemein: Kaufe ich einen Dan-Brown-Roman, erwarte ich nichts anderes.

„Das verlorene Symbol“ ist ein klassischer Page-Turner, dem man auf jeder Seite anmerkt, dass Dan Brown das Drehbuch und den Hauptdarsteller für den Film gleich mit gedacht hat. Die spektakulären Schauplätze und wohl gesetzten Cliffhanger waren wichtiger, als die innere Spannung.

Schon 200 Seiten vor Schluss geht dem Buch die Luft aus. Längst ist alles klar, der geheime Ort im Herzen der Hauptstadt ist - wenn man die Architektur in Washington auch nur ein wenig kennt - erraten, der Böse ein Spinner, der von wissenschaftlich-magischer Allmacht träumt und also scheitern muss, weil es Magie im Universum des Dan Brown nicht gibt und es sich abzeichnet, dass es als "Geheimnis" bei dem bleibt, was schon um Seite 20 herum bedeutet worden ist. Und dann ist der Schurke, der an die tätowierte Ausgabe des Albinomönchs aus Sakrileg erinnert, besiegt, da geht der Roman nochmal 75 Seiten weiter - der geheime Ort mit dem allmächtigen, weltverändernden Geheimnis ist ja noch nicht gefunden. Und also marschieren ein Mann, dem vor wenigen Stunden erst die Hand abgetrennt worden ist und ein Mann, der vor noch weniger Stunden erst mit ernsthaftem Ertrinken malträtiert worden ist, los und finden ... was der Leser längst weiß und Robert Langdon, der als Professor für Symbolologie partout nicht an Wunder glauben möchte, dann von drei verschiedenen Personen ausschweifend erklärt und erklärt und nochmal erklärt bekommt.

Dabei war längst alles gesagt. Schade: Diesem Dan-Brown-Thriller fehlt dringend ein echtes Geheimnis. Die eingebauten Fakten über Washingtons Architektur und die prominenten Freimaurer und die Wissenschafts- und Kulturgeschichte sind natürlich wieder interessant und hier als leicht verdauliche Kost serviert. Aber spannender wurde der Roman dadurch auch nicht.

Ich hatte das iPad neben mir liegen und via Google nebenher die Orte angeschaut, die Langdon und seine Partnerin in Washington auf der Jagd nach dem Geheimnis abklappern. Anders gesagt: Die Verfilmung könnte, ähnlich wie die von Illuminati mit spektakulären Bildern aufwarten …

Gelesen vom 19. bis 26. November 2010