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Plakatmotiv: Femme Fatale (1984)

Brian de Palma verheddert sich
in einer wirren Story-Konstruktion

Titel Femme Fatale
(Femme Fatale)
Drehbuch Brian De Palma
Regie Brian De Palma, Frankreich, Schweiz 2002
Darsteller

Rebecca Romijn-Stamos, Antonio Banderas, Peter Coyote, Eriq Ebouaney, Edouard Montoute, Rie Rasmussen, Thierry Frémont, Gregg Henry, Fiona Curzon, Daniel Milgram, Jean-Marc Minéo, Jean Chatel, Stéphane Petit, Olivier Follet, Éva Darlan u.a.

Genre Thriller, Drama
Filmlänge 114 Minuten
Deutschlandstart
27. März 2003
Inhalt

Während einer Filmpremiere anlässlich der Filmfestspiele von Cannes raubt Laure Ash zusammen mit einer Bande Juwelendiebe eine 10 Millionen US-Dollar teure Diamantenkette des Filmsternchens Veronica, die den Regisseur Régis Wargnier und die Schauspielerin Sandrine Bonnaire begleitet.

Als der Coup nicht wie geplant über die Bühne geht und in einem Blutbad endet, betrügt Laure ihre Komplizen und flieht mit der Beute zunächst nach Paris. Dort trifft sie auf Lily, die ihr zum Verwechseln ähnlich sieht. Als Lily Selbstmord begeht, übernimmt Laure deren Identität und setzt ihre Flucht in die USA fort. Auf dem Flug dorthin trifft sie den Millionät Bruce Watts, den sie bald darauf heiratet.

Sieben Jahre später kommt sie wieder nach Paris, wo ihr Ehemann die US-amerikanische Botschaft übernommen hat. Der spanische Photograph Nicolás Bardo bekommt den Auftrag, ein Foto der medienscheuen Laure zu schießen. Als das Foto veröffentlicht wird, weiß Laure, dass die von ihr betrogenen Banditen bald auf ihre Fährte kommen werden. Sie täuscht eine Entführung mit Bardo als ungewolltem Lösegeldforderer vor …

Was zu sagen wäre

Zumindest visuell enttäuscht Brian de Palma nicht. "Femme Fatale" ist wunderschön fotografiert, choreographiert und montiert. Rebecca Romijn-Stamos (Rollerball – 2002; X-Men – 2000) ist zumindest insofern eine gute Besetzung, weil sie, wenn schon keine Schauspielerin, doch wenigstens eine blonde Hinguckerin ist, deren Rolle der taffen Betrügerin die Region des comichaften Irrealen nicht übersteigt; da kann sie also in dieser irrealen Story wenig kaputt machen.

De Palma verheddert sich in seiner mehrfachen Signalisiererei, dass in seinem Film etwas nicht mit rechten Dingen zugehen wird. Zehn Minuten vor Schluss setzt er einen Twist, den vor 58 Jahren schon Fritz Lang benutzt hat, um Edward G. Robinsons Kopf nach einer Gefährlichen Begegnung aus der Schlinge zu bekommen. De Palma nutzt seinen Twist als persönlichen Vertigo-Knall. Er funktioniert nur nicht mehr. 100 Minuten lang erzählt uns der Film eine zunehmend hanebüchener werdende Geschichte, die nicht ohne Spannung ist, aber irgendwann derart überzogen, dass ich nicht mehr folgen mag. Da tritt, bevor Laure als Lily in die USA fliegt, aus einem Fahrstuhl des Sheraton-Hotels am Pariser Flughafen der Schauspieler Gregg Henry, der auffällt wegen seines silbergrauen Haarkranzes und den man kennt, weil er für De Palma schon in Body Double (1984) eindrucksvoll gemordet hat. Jetzt in "Femme fatal" steigt er aus dem Fahrstuhl, geht an der Kamera vorbei aus dem Bild. Dann kommt Lily/Laure sieben Jahre später als Botschaftsgattin zurück nach Paris und da ist dieser Gregg Henry plötzlich Sicherheitschef des Botschafters. Erklärt wird das nicht – auch nach dem Twist nicht – es wirkt, wie ein kapitaler Schnittfehler, der sich mit zunehmender Unwahrscheinlichkeit der Geschichte immer mehr als Störenfried aufbläst.

Vielleicht ist dieser Gregg-Henry-im-Fahrstuhl-Shot auch nur ein Signal an den Zuschauer, dass was nicht stimmt, so wie überlaufende Badewannen, Aquarien, Wassergläser, alles Motive, die den Film durchziehen. Aber als dann die sehr blonde, sehr sexy auftretende Rebecca Romijn-Stamos sich in einer Kneipe voller vierschrötiger Matrosen einen raus greift und im leeren Billardraum im Untergeschoss langatmig verwöhnt, und alle anderen Matrosen gleichzeitig höflich oben bleiben und die beiden da unten machen lassen – und sie am Ende, als der Matrose, von Antonio Banderas k.o. geschlagen, am Boden liegt, die Kneipe unbedrängt verlassen kann, winke ich endgültig ab.

De Palma erlaubt sich zu viele Konstrukionen auf wackligen Beinen. Er beruft sich gerne auf sein großes Vorbild Alfred Hitchcock, dem er neben den Vertigo-Szenen hier mit Rear-Window-Motiven und dem heißblütig-kaltblütige-Blondinen-Muster huldigt. Von Hitchcock stammt der Satz, er pfeife auf die Logik im Drehbuch, wenn sie der Spannung, seinem Suspense, im Wege stehe. So gesehen könnte man De Palmas Film einfach genießen, hinterher ein Bier trinken gehen und den Film abhaken und vergessen.

Die Crux ist halt, die meisten Filme Hitchcocks erzählten Geschichten, die komplexer und auch glaubhafter waren, als diese Femme Fatal-Geschichten.

Wertung: 3 von 7 €uro
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