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Plakatmotiv: Batman & Robin (1997)

Arnold Schwarzenegger verspielt als 
sprechender Eiswürfel Reputation

 

Titel Batman & Robin
(Batman & Robin)
Drehbuch Akiva Goldsman
nach den Comics, erfunden von Bob Kane
Regie Joel Schumacher, USA, UK 1997
Darsteller

Arnold Schwarzenegger, George Clooney, Chris O' Donnell, Uma Thurman, Alicia Silverstone, Michael Gough, Pat Hingle, John Glover, Elle Macpherson, Vivica A. Fox, Vendela Kirsebom Thomessen, Elizabeth Sanders, Jeep Swenson, John Fink, Michael Reid MacKay u.a.

Genre Comic-Verfilmung
Filmlänge 125 Minuten
Deutschlandstart
26. Juni 1997
Inhalt

Es war Nacht in Gotham City. Es regnete und es war eine dieser Nächte, in denen man besser im Bett bleibt. Aber ein Superheld kennt keinen Schlaf. Zumal Gotham City vor seiner größten Bedrohung steht: "Mr. Freeze", ein Hüne in bedrohlicher Rüstung, der damit droht, ganz Gotham in eine Eiswüste zu verwandeln.

An seiner Seite: die – im wahrsten Sinne des Wortes – giftige Poison Ivy, deren Kuss sanft ist, aber absolut tödlich. Harte Zeiten für Batman, dessen junger Partner Robin sich in den giftigen Fängen des schönen Gifts verstrickt. Dem Charme der schönen Poison kann nur eine widerstehen. Batgirl: blond, blauäugig und auch unter einer Fledermausmaske …

Was zu sagen wäre

Abtritt Val Kilmer, Auftritt George Clooney in der Fledermausmaske. Ein flauer Marketing-Gag. Den Frauenschwarm aus "ER – Emergency Room" in ein Ledersuit mit Brustwarzen zu stecken, hat immerhin so viele Schlagzeilen auf sich gezogen, dass man leicht übersieht, dass Clooney gar nicht die Muskelstatur für die Rolle des maskierten Helden hat. Aber man sieht es, wenn man die Kinokarte bezahlt hat. Clooney steht möglicherweise auf dem Sprung zu einer Weltkarriere. Gerade hat er zwei Erfolgsfilme abgeliefert – der abgedrehte Gangster-Vampirfilm From Dusk till Dawn und die romantische Komödie Tage wie dieser …, (beide 1996), in dem er neben Michelle Pfeiffer spielte. Diese Rolle steht ihm eindeutig besser, als die Bat-Rolle.

Die Heftchen lassen sich nicht auf die Leinwand übertragen

Aus dem einsamen Rächer in der dunklen Höhle, dem ein Butler die häuslichen Pflichten abnimmt, ist ein Familienunternehmen geworden. Neben Batmans Sidekick Robin, der vor zwei Jahren dazu stieß, tritt jetzt Barbara Wilson, Nichte von Butler Alfred, als Batgirl. „Wie wär's mit Batperson? Oder Batwoman? Batgirl klingt nicht sehr emanzipiert“, sagt Batman und Alfred, der treue Pater Familias der ganzen Sippe reibt sich die Hände, man müsse jetzt wohl langsam die Bathöhle vergrößern (In den Comicvorlagen ist Barbara nicht die Nichte von Alfred Pennyworth, sondern die Tochter von Commissioner Gordon). Im Grunde genommen ist unter den vier Batman-Filmen dieser Film die authentischste Comic-Verfilmung. Überkandidelte Schurken, die drohen, die ganze Welt zu vernichten, Helden, die sich dagegen stellen und dabei mittelschwere Privatprobleme in den Griff bekommen müssen. Das klingt eher ein bisschen wie "Spider-Man" aus dem Nachbaruniversum der MARVEL-Superhelden, aber im Grunde gilt das für alle Superheldengeschichten.

Daran zeigt sich, dass sich die Heftchen nicht auf Leinwandniveau aufblasen lassen, ohne ihnen etwas Substanzielles hinzuzufügen. Die Geschichte in "Batman & Robin" ist so dünn, dass sie Joel Schumacher in seinem zweiten Batman-Versuch mit visuellem Bombast auffüllen musste. Andauernd scheppert es, kracht, explodiert was. Mr. Freeze vereist sehr effektvoll Menschen und Poison Ivy bezaubert mit unheimlichen Schlingpflanzen in Rot und Grün. Überhaupt die Farben: Habe ich über Batman Forever gesagt, er sei im Vergleich zu den Vorgängerfilmen ein Farbfilm? Nun, dann ist "Batman & Robin" im Vergleich zu Batman Forever erst recht ein Farbfilm. Plakatmotiv: Batman & Robin (1997)Die in allen Regenbogenfarben leuchtenden Punks aus Gothams Slums strahlen jetzt neonregenbogenbunt, Mr. Freeze leuchtet blau, ständig erhellen Scheinwerfer die Szenerie, die gigantischen Steinfiguren, die die Skyscraper Gothams auf ihren Schultern tragen, werden in immer neuen Farben illuminiert. Und die sagt wird am ende wirklich mit dem strahlenden Licht der Sonne gerettet. Endlich ist es mal Tag geworden in Gotham City. Das macht den Comichelden aber nicht leinwandtauglicher. Drama und Herzschmerz bewegen sich auf einem Niveau, auf dem Fernsehserien am Samstagnachmittag arbeiten – Probleme werden angesprochen und im Hintergrund gelöst; im Vordergrund rummst und kracht es.

Die Farben explodieren

"Batman & Robin" gehört zu den teuersten Filmen des Jahres 1997. Allein für das Marketing wurden rund 55 Millionen Dollar ausgegeben. Nutzt alles nichts. War schon der Vorgänger, Batman Forever, der missglückte Versuch, das Batman-Franchise mit buntem Grün und Rot zu neuem Leben zu verhelfen, gerät "Batman & Robin" endgültig zur Farce. Plötzlich tummeln sich Familienbande in der BAT-Höhle, es wechseln dramatisch gemeinte Sometimes-a-Bat-has-to-do-what-a-Bat-has-got-to-do-Sentenzen mit lustig gemeinten One-Linern, aber das alles reicht weder an den ursprünglichen "Batman" aus den Comics, noch an die in Hollywood so beliebten Buddy-Action-Comedys heran.

Arnold Schwarzenegger bekam eine Gage von 20 Millionen Dollar, die Produktionskosten lagen bei rund 85 Millionen Dollar. Für Schwarzenegger war es die Rolle, die er besser ausgelassen hätte (Versprochen ist versprochen – 1996; Eraser – 1996; True Lies – Wahre Lügen – 1994; Last Action Hero – 1993; Dave – 1993; Terminator 2: Tag der Abrechnung – 1991; Kindergarten Cop – 1990; Total Recall – 1990; Twins – Zwillinge – 1988; Red Heat – 1988; Predator – 1987; Running Man – 1987; Der City Hai – 1986; Das Phantom Kommando – 1985; Red Sonja – 1985; Terminator – 1984; Conan der Zerstörer – 1984; Conan, der Barbar – 1982; Mister Universum – 1976; Hercules in New York – 1970); heute markiert sie den Anfang seines filmischen Karriereknicks, der lediglich durch Terminator 3 (2003) noch einmal unterbrochen wurde – anschließend ging Schwarzenegger in die Politik und wurde Gouverneur von Kalifornien. Der Österreicher soll hier eine für ein Comic erfundene Figur mit tragischem Background spielen; Mr. Freeze ist kein handelsüblicher Schurke, der alles vernichten will. Eigentlich ist er ein liebender Ehemann, der seine todkranke Frau ins Leben zurückholen möchte und dabei ziemlich weit vom Weg abgekommen ist. Das könnte eine spannende Figur in einem Drama mit Superheldenbeteiligung sein. Aber in einem Film, in dem es vor allem kracht, bleibt der stapfende Kühlschrank im wahrsten Sinne eine Comicfigur. Der kann ein zumal limitiert talentierter Schauspieler kein Leben einhauchen.

Herumstreuner als juvenile Helden, Uma Thurman als überzeugende Poison Ivy

Alicia Silverstone, die ein etwas dralles Batgirl in den Gumminanzug zwängt, erfüllt die Maßgabe, ein blonder Hingucker für die jüngeren Jungs im Kinosessel zu sein. Sie darf mit Poison Ivy einige emanzipierte Dialogzeilen austauschen, fällt schauspielerisch oder inhaltlich aber nicht ins Gewicht. Silverstone hat sich eine solide Karriere aufgebaut, deren erster Großerfolg die Teeniekomödie Clueless - Was sonst! (1995) war. Ein Romantic-Comedy-Highlight setzte sie mit Eve und der letzte Gentleman (1999). Die interessantere Frau im vorliegenden Film ist Poison Ivy, eine einstmals verhuschte Wissenschaftlerin, die nichts mehr liebt als die Vegetation. Menschen findet sie überflüssig, machen ja doch nur die Vegetation kaputt. Uma Thurman spielt sie (Lügen haben lange Beine – 1996; Pulp Fiction – 1994; Jennifer 8 ist die Nächste – 1992; Eiskalte Leidenschaft – 1992; "Robin Hood – Ein Leben für Richard Löwenherz" – 1991; Die Zeit der bunten Vögel – 1990; Gefährliche Liebschaften – 1988) als grün glitzernden Teufel, die mörderisch verführt. Wo Alicia Silverstones Figur Frauensprüche raushauen muss, der Emanzipation wegen, ist Thurmans Poison einfach clever und den Männern auch ohne Worte überlegen. Als Handlanger führt sie Bane mit sich, einen Muskelberg mit einem IQ von 46, der ihr treu ergeben ist. Poison Ivy wäre eine Figur, die in einem späteren Film ruhig mal aus Arkham Asylum wieder ausbrechen könnte. Batgirl ist dann hoffentlich doch noch auf die Uni verschwunden. Für die Jugend geben sie und Robin ohnehin kein gutes Bild ab. Kaum sind sie jeweils beim sehr reichen Bruce Wayne untergekommen, schmeißt die eine ihre Ausbildung und der andere alle möglichen Ziele für die eigene Zukunft weg.

Auch daran hapert diese Comicverfilmung. In den Heftchen fällt das nicht auf, das junge Frauen und Männer ihre Zukunft, ja, auch ihre Altersvorsorge in den Gulli kippen, um das Leben eines Helden zu leben, welches so oder so begrenzt ist. Auf der großen Leinwand fällt sofort auf, dass Bruce Wayne die junge Frau nur halbherzig zurück an die Uni drängt, während der junge Mann neben ihr schon abwinkt „Das schaffst du sowieso nicht.“ und Bruce es dann auch lächelnd lässt. Da können Special Effects und die Moral noch so krachen, eine dünne Handlung in einem dünnen Setting macht eine Leinwand nicht voll.

Wertung: 4 von 11 D-Mark
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