In Gotham City brodelt die Gerüchteküche. Es soll einen geheimnisvollen Fledermausmann geben, der den Ganoven schwer zu schaffen macht. Die Polizei leugnet jedoch hartnäckig, von der unliebsamen Konkurrenz etwas zu wissen. So macht sich die Reporterin Vicky Vale daran, das Geheimnis zu lüften. Daran – an der Lüftung – ist auch Charles Grissom interessiert, Gothams Unterweltboss. Einerseits macht ihm das Gerücht nämlich tatsächlich in Form von akutem Mitarbeiterschwund zu schaffen, andererseits aber ist die Polizei durch das Fledermausgerücht ordentlich abgelenkt.
Ein Grund für Grissom, sich ins Fäustchen zu lachen. Bis ihn Charles Napier, seine No. 1, umbringt. Der halbwahnsinnige ist gerade einem Säurebad entstiegen, wohinein der "Batman" – wie das Gerücht bereits genannt wird – geworfen hatte. Aus Napier wurde der weißgesichtige "Joker". Der Joker will Gotham City auslöschen. Ein für alle Mal!
Nur der Batman könnte das verhindern. Obwohl … der ist ein bisschen abgelenkt durch Vicky Vale. Die Reporterin ist nämlich seiner wahren Identität als Millionär Bruce Wayne auf der Spur. Und zudem ausgeprochen attraktiv …
Nach mehr als 20 Jahren kehrt der neben "Superman" populärste Superheld aus der DC-Comicwelt auf die Leinwand zurück. Unter der Regie von Tim Burton soll augenscheinlich alles anders werden, als damals mit Adam West hinter der Maske des Batman. Wo es bunt war, ist es jetzt düster. Wo mit Augenzwinkern erzählt wurde, herrscht tödlicher Ernst. Der Score von Danny Elfman ist ein wuchtig düsterer Klangteppich, der, hört man ihn, ohne den dazugehörigen Film zu sehen, nach Musik für einen Monsterfilm klingt.
Es geht um nichts in dieser Ausstattungsorgie, in der Gotham City von albträumenden Designern als Art-deco-Hölle entworfen wurde. Meistens ist es Nacht, meistens regnet es, die Polizeibeamten sind korrupt, ein neuer Staatsanwalt verspricht den Aufbruch in eine friedliche, gewaltfreie Zukunft und der Bürgermeister lächelt dazu. Währenddessen bringen sich die Bürger vor den Taschendieben in Sicherheit. Durch widrige Umstände hat es die ehemals rechte Hand des örtlichen Mafiabosses nach einem Säurebad an die Spitze der Nahrungskette geschafft, an der er jetzt – weißes, zur grinsenden Fratze entstelltes Gesicht – als "Joker" firmiert, Frauen und Gemälde mit Säure und Spraydosen verunstaltet und Spaß daran hat, loyale Mitarbeiter zu ermorden. Er erregt das Interesse des städtischen Gerüchts, einer großen Fledermaus, die unter Gothams Kriminellen aufräumt. Das Wesen nennt sich "Batman" und ist der maskierte Milliardär Bruce Wayne, der ein Auge auf eine blonde Reporterin geworfen hat, die ihm eben jener Joker abspenstig macht.
Michael Keaton ist die Leerstelle im Film
Ein Rächer in Fledermauskostüm und ein durchgeknallter Irrer mit weißem Gesicht kriegen sich wegen einer Frau in die Haare. Die, Vicky Vale, wird gespielt von Kim Basinger (Meine Stiefmutter ist ein Alien – 1988; Blind Date – Verabredung mit einer Unbekannten – 1987; "Gnadenlos" – 1986; 9 1/2 Wochen - 1986; Der Unbeugsame – 1984; Sag niemals nie – 1993), die von ihrem Regisseur nichts weiter zu tun bekommt, als schön auszusehen und mal romantisch zu gurren und mal ängstlich zu quieken. An Schauspielerei ist Tim Burton weniger interessiert, Hauptsache, sein Film sieht abgefahren aus. Ist ihm gelungen. Das Set Design übersetzt die düstere Sprache des zeitgenössischen Batman-Strips auf die Leinwand. Burton, der viele Kurzfilme – zumeist im märchenhaft Gruseligen angelegt – gedreht hat, hatte schon bei seinen bisherigen Kinofilmen viel Wert auf das Visuelle gelegt (Beetlejuice – 1988; "Pee-wees irre Abenteuer" – 1985). In "Batman" überlässt er Drehbuch und Schauspieler ihrem Schicksal.
Was Michael Keaton in diesen Film verschlagen hat, bleibt unklar. Er hat offensichtlich wenig Interesse an seiner Figur; das ist in diesem Fall natürlich ärgerlich, weil sich damit neben Regisseur Tim Burton auch der dazu angestellte Schauspieler nicht um die Hauptfigur kümmern. Michael Keaton kann weder mit dem Milliardär Bruce Wayne, noch mit dem maskierten Rächer etwas anfangen und steht meist als am Geschehen Unbeteiligter vor der Kamera ("Das Traum-Team" – 1989; Beetlejuice – 1988; "Gung Ho" – 1986; "Mr. Mom" – 1983; "Nightshift" – 1982). Als Batman muss er sich in einer scheußlichen Gummimontur bewegen, die Bewegung kaum zulässt. Sie soll eine Art undurchdringlichen Panzer darstellen, der den Helden vor den Kugeln der Bösen schützen soll. Tim Burton tut alles, um seinen Film nach Fantasy und Irrealis aussehen zu lassen, um dann seinen Helden in einen Panzer zu stopfen, der dessen augenscheinliche Unverwundbarkeit auf der Leinwand nachvollziehbar machen soll. Weniger ist manchmal Mehr.
Der Joker ist albern, nicht gefährlich
Jack Nicholson hat wenigstens so lange gepokert, bis er eine Gewinnbeteiligung am Einspiel des Films bekam, was seine Gage letztlich auf kolportierte 60 Millionen Dollar katapultiert haben soll. Nicholson ist von der Kostümabteilung in angemessene, lila Gaga-Anzüge gesteckt worden und muss sich sowas gedacht haben wie Der Joker ist irre, dem Publikum gefallen meine irren Grimassen, also spiele ich ihn doppelt irre ("Wolfsmilch" – 1987; Die Hexen von Eastwick – 1987; Sodbrennen – 1986; Die Ehre der Prizzis – 1985; Zeit der Zärtlichkeit – 1983; Wenn der Postmann zweimal klingelt – 1981; Shining – 1980; Duell am Missouri – 1976; Einer flog über das Kuckucksnest – 1975; Chinatown – 1974; "Das letzte Kommando" – 1973; Die Kunst zu lieben – 1971; Easy Rider – 1969; Psych-Out – 1968; Der Rabe – Duell der Zauberer – 1963; Kleiner Laden voller Schrecken – 1960). Der Joker in diesem Batman-Film ist der Wahnsinn in Dosen – bedrohlich freilich ist er nicht. Albern trifft es besser. Aber weil diese Figur traditionell nichts anderes will als Batman töten, Gotham vernichten und dabei möglichst irre lachen, können wir im Kinosessel mit Nicholsons Duracell-Hasen-Performance leben; sie passt in Burtons visuelles Konzept, in dem das Design wichtiger ist als charakterliche Tiefe. Die beiden Hauptfiguren Ausfälle, der Regisseur ins Ambiente verliebt, da müssen die Nebenfiguren den Film tragen; das muss schief gehen. Das geht schief.
Der Film findet nie zu einer Geschichte. Das Verhältnis des Milliardärs zu seinem Butler Alfred bleibt das eines Mannes zu einem austauschbaren Domestiken. Die Reporterin im Fokus eines Milliardärs, eines kostümierten Helden und eines irren Killers bleibt unerzählt, ihr Verhältnis zu ihrem Kollegen Knox stagniert auf Kinder-im-Sandkasten-Niveau. Der Lokalredakteur der örtlichen Zeitung kennt weder Bruce Wayne, immerhin den reichsten Kerl der Stadt, und weiß auch nichts über dessen Geschichte? Der Milliardär, der sein Leben dem Kampf gegen die Unterwelt opfert, ist dem Film keinen Blick wert; dafür aber die Gadgets aus Batmans Arsenal: BATcar und BATwing bekommen aufregende Einsätze auf der Leinwand, die in einem Duell BATwing gegen Joker gipfeln.
Wenn's sein muss, greift der Held zu Bomben und Raketen gegen den Joker
Von Bruces Schwur „Ich werde niemals töten!“ am Grab seiner Eltern, der für den Comic-Charakter stets umverhandelbar war, haben Drehbuch und Regie nie gehört; sie jagen den Fledermausmann mit Bomben und Raketen gegen seinen unbewaffneten Widersacher. Dieser Kino-Batman ist ein dunkles Gespenst, das seine literarische Vorlage verrät. Tim Burton macht aus dem Helden Dutzendware. Denn der Schwur am Grab der Eltern markiert die Essenz des maskierten Rächers.
Für Tim Burton beginnt da erst der Spaß. Seine Vision der Welt ist eine ohne Hoffnung; in der sich einer ein Fledermauskostüm überstreift, um einen anderen daran zu hindern, die Stadtgesellschaft mit einem Lachgas aus diesem Leben zu treiben. Wenigstens hatten die Opfer vor ihren Tod noch was zu lachen.
"Batman" hat für Schlagzeilen gesorgt. Nach neun Wochen hatte der Film in den USA 200 Millionen Dollar eingespielt und damit E.T. (1982) vom ersten Platz der erfolgreichsten Filme aller Zeiten verdrängt. Der Soundtrack von Prince stand bereits nach sechs Wochen auf Platz 1 der kassenträchtigsten Soundtrack-Hits ab 1960. Für die 35-Millionen-Dollar-Produktion wurde in den Londoner Pinewood Studios eine monumentale Dekoration geschaffen. Sie zeigt Gotham City als korrupte Albtraum-Metropole. Ausstatter Anton Furst gilt daher als eigentlicher Zauberer des Films.
Tim Burton hat sich zunächst einen Namen als Zeichentrickfilmer bei Disney gemacht (Taran und der Zauberkessel – 1985; Cap & Capper – 1981), bevor er 1988 mit der Horrorkomödie Beetlejuice (auch mit Michael Keaton in der Titelrolle) einem größeren Publikum bekannt wurde.
Für die Rolle des Joker waren auch Tim Curry und Robin Williams im Gespräch. Nach dem Rücktritt von Pierce Brosnan und Mel Gibson konnte Burton seinen favorisierten Beetlejuice-Darsteller Michael Keaton durchsetzen. Die weibliche Hauptrolle wurde zunächst mit Sean Young besetzt, die sich allerdings bei den Vorbereitungen zum Film bei einem Reitunfall so sehr verletzte, dass sie kurzfristig von Kim Basinger ersetzt werden musste. Als weiterer Verlierer kann Star Wars-Held Billy Dee Williams bezeichnet werden: Ein Exklusivvertrag mit Warner Bros. sicherte ihm zu, dass seine kleine Rolle als Harvey Dent im folgenden Batmans Rückkehr zum wichtigen Bösewicht anwachsen und in Batman Forever zum Batman-Widersacher Two-Face mutieren sollte. Doch Williams’ schwindende Popularität brachte das Filmstudio dazu, ihn aus diesem Vertrag zu lösen und die Rollen mit Christopher Walken (in Batmans Rückkehr als Max Shreck) und Tommy Lee Jones (in Batman Forever als Harvey Dent/Two Face) zu besetzen.
Batman im Kino
- Batman hält die Welt in Atem (1966)
- Batman (1989)
- Batmans Rückkehr (1992)
- Batman Forever (1995)
- Batman & Robin (1997)
- Batman begins (2005)
- The Dark Knight (2008)
- The Dark Knight rises (2012)
- The Batman (2022)
Übersicht: Helden im Comic, Helden auf der Leinwand