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Plakatmotv: Asterix – Sieg über Cäsar (1985)

Zwei legendäre Comicvorlagen
werden zu einem seelenlosen Film

Titel Asterix – Sieg über Caesar
(Astérix et la surprise de César)
Drehbuch Pierre Tchernia
nach Motiven des Comics "Asterix als Legionär" von René Goscinny und Albert Uderzo
Regie Gaëtan Brizzi + Paul Brizzi, Frankreich 1985
Stimmen

Roger Carel, Frank Zander, Pierre Tornade, Wolfgang Hess, Pierre Mondy, Fred Maire, Serge Sauvion, Christian, Henri Labussière, Arnold Marquis, Roger Lumont, Niels Clausnitzer, Séverine Morisot, Tina Hoeltel, Thierry Ragueneau, Sascha Hehn, Jean-Pierre Darras, Walter Reichelt u.a.
(aufgeführt sind die frz. Originalstimmen - soweit bekannt - und die Synchronstimmen)

Genre Zeichentrick
Filmlänge 79 Minuten
Deutschlandstart
6. März 1986
Inhalt

Obelix verknallt sich in ein Mädchen, das neu ins gallische Dorf gekommen ist. Leider ist Obelix ebenso stark wie sensibel. Denn als er erfährt, dass sie bereits in festen Händen ist, ja ihre wahre Liebe sie auch noch im Dorf besuchen kommt, bricht es ihm das Herz.

Obelix erholt sich erst, als die Liebenden von Römern entführt werden. Endlich kann er sich mal wieder austoben. Asterix und Obelix ziehen aus, um die beiden zu retten. Es wird ein abenteuerlicher Trip: Kämpfe gegen Gladiatoren, Sklavenhändler und Bürokraten. Und eine Begegnung mit dem Imperator höchstpersönlich, Julius Cäsar …

Was zu sagen wäre

Grundlage dieses Films sind die Comics "Asterix als Legionär" (Band X) und "Asterix als Gladiator" (Band III). Und den Titelsong "Astérix est là" singt der französische New-Wave-Musiker Plastic Betrand, der 1977 mit dem Hit "Ça plane pour moi" auch in Deutschland einen Hit landete. Er singt auch die deutsche Version des Titelsongs und radebrecht da in "Asterix ist da" von Obelix' Müskäln, die gross seien wie Waggenräddär. Das ist Marke unfreiwillige Komik zum Fremdschämen, wobei auch schon der Originalsong klingt wie aus einer ZDF-Kinderserie angeschrieben.

Der Film folgt eine ganze Weile der Storyline von "Asterix als Legionär" mit kleinen Abweichungen von der Comicvorlage. Es ist beeindruckend, wie es das Regieduo Gaëtan und Paul Brizzi schafft, der legendären Vorlage, einem echten Klassiker der Comicreihe, einen so müden Film abzupressen. Kein Gag zündet, alle Szenen, die im Comic immer wieder für Lacher sorgen, werden hier einfach durchgehechelt: Der verliebte Obelix wirkt als Zeichentrickfigur mit Herzschmerz albern, wo er in der Standbilddramaturgie des Comics zum großen Schmerzensmann reift. Die beiden Zenturios, die die neuen Rekruten in der Kaserne drillen sollen und darüber in Heulkrämpfe verfallen, finden statt, ohne dass die neuen Rekruten Zeit bekommen hätten, sie wirklich in diesen Heulkrampf zu treiben. Der Galeerenkapitän, der die Rekruten nach Afrika übersetzen soll, … dito. Es zeigt sich, dass ein guter Comic als Zeichentrickfilm kein Selbstläufer ist, nur weil die Dialoge aus der Vorlage wortgleich übernommen werden; es kommt auf die richtigen Synchronstimmen an, es kommt verschärft auf einen dramaturgischen Szenenaufbau an. Es kommt vor allem auf ein Drama an, das in der ersten Hälfte des Films fehlt; in keiner Sekunde müssen die beiden Gallier Hindernisse überwinden, was ihnen im Weg steht, hauen sie einfach weg.

Ganz anders in der zweiten Hälfte des Films, als der ohne Vorwarnung plötzlich in das Sklavendrama aus "Asterix als Legionär" wechselt. Da hatten die Römer einst den Barden Troubadix entführt und Gallier zogen zu dessen Rettung aus. Statt Troubadix sind es jetzt also Falbala und Tragicomix, die aus den Fängen römischer Sklavenhalter errettet werden müssen. Plötzlich bevölkern Charaktere die Leinwand, für deren Schicksal ich mich im Kinosessel interessiere, Gaius Optus etwa, der verschlagene Leiter der Gladiatorenschule, der immer kleiner wird, je länger die Gallier nicht tun, was Gaius erwartet hatte. Die Gallier selbst, die in echte Schwierigkeiten kommen, aus denen Asterix kein Zaubertrank hilft; den hat er nämlich verloren und in einer dramatischen Nebenhandlung erleben wir Hündchen Idefix, wie er gegen die Ratten der römischen Kanalisation kämpft, um die Flasche mit dem Zaubertrank zu retten, während Asterix zu ertrinken droht und Obelix durch den nächtlichen Gewittersturm der römischen Metropole irrt. Oder Falbala, in der Comicvorlage die betörende, blonde Nichte von Dorfchef Majestix, die hier in der ersten Filmhälfte nur blond und wenig reizend wirkt, in der dramatischen zweiten Hälfte alle Herzen erweicht, weil sie sich zu wehren weiß und weil sie in Gefangenschaft im römischen Colosseum, während sie darauf wartet den Löwen zum Fraß vorgeworfen zu werden, singt wie ein Engel und damit die Obdachlosen in den Straßen der Stadt verzaubert. Wir erfahren, dass Obelix nicht nur einst die Nase der Sphinx abgebrochen hat, sondern auch – im Rausch seiner verliebten Sinne stolpernd – das Colosseum in jene Ruine verwandelt hat, die wir heute noch in Rom besuchen können.

Beim traditionellen Festschmaus am Schluss sitzt dann ein romantisch verklärter Asterix im Baum – Falbala hat ihn zum Dank für ihre Rettung auf die Nase geküsst – und braucht keine Abenteuer und keinen Obelix mehr. Und am wolkenlosen Himmel von Aremorica funkeln die Sterne. Das Kinoplakat wirbt mit dem Hinweis „Nach 10 Jahren endlich der neue Asterix-Film“, als wäre "Asterix-Film" ein Qualitätsmerkmal an sich. Die vorherigen Filme belegen das nicht und der "Sieg über Cäsar" überzeugt auch wieder nicht. Drehbuchautor Pierre Tchernia kann aus zwei saftigen Comicvorlagen kaum Nektar ziehen und liefert einen lust- und seelenlosen Film.

Wertung: 4 von 9 D-Mark
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