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Plakatmotiv: Asterix – Operation Hinkelstein (1989)

Mit diesen Galliern ist
kein Krieg zu gewinnen

Titel Asterix – Operation Hinkelstein
(Astérix et le coup du menhir)
Drehbuch Adolf Kabatek & Yannik Voight & George Roubicek
nach Motiven der Comics von René Goscinny und Albert Uderzo
Regie Philippe Grimond, Frankreich, Deutschland 1989
Stimmen

Roger Carel, Jürgen von der Lippe, Pierre Tornade, Günter Strack, Henri Labussière, Leo Bardischewski, Henri Poirier, Wolfgang Völz, Julien Guiomar, Christian Marschall, Marie-Anne Chazel, Ingeborg Wellmann, Kurt Goldstein, Christian Rode, Alexander Herzog, Helmut Heyne, Hartmut Neugebauer, Patrick Préjean, Karl Schulz u.a.
(aufgeführt sind die frz. Originalstimmen – soweit bekannt – und die Synchronstimmen)

Genre Zeichentrick
Filmlänge 81 Minuten
Deutschlandstart
12. Oktober 1989
Inhalt

Miraculix wird von Römern angegriffen! Obelix kommt in letzter Sekunde zur Hilfe: Er treibt die Soldaten auseinander, indem er ihnen einen Hinkelstein hinterherwirft. Unglücklicherweise landet der Hinkelstein genau da, wo Miraculix noch steht. Oder stand. Jetzt liegt der Druide. Darunter.

Der Steinwurf hat zur Folge, dass Miraculix sein Gedächtnis verliert, und auch ansonsten etwas wirr redet. Leider hat Miraculix auch vergessen, wie man den Zaubertrank zubereitet …

Was zu sagen wäre

Der für die Unabhängigkeit des kleinen gallischen Dorfes so wichtige Druide Miraculix fällt nach einem Hinkelstein-Unfall aus und die Bewohner des Dorfes krallen sich den nächstbesten Mann mir grauem Bart, der sich als "Seher" ausgibt und rennen jetzt dem hinterher. Wo bisher Miraculix für den Zaubertrank verantwortlich war, der das ganze Dorf schützt, soll jetzt der Seher individuelle träume wahr werden lassen – das Schicksal der Dorfgemeinschaft als Ganzes interessiert niemanden mehr. Gutemine, die Frau des Dorfchefs Majestix, lässt sich das erträumte luxuriöse Leben in Lutetia weissagen, die Frau des Dorfältesten träumt schon geweissagten Perlen und Geschmeide. Was Verleihnix, Automatix, Methusalix, Majestix und die anderen Dorfbewohner sich haben vorgaukeln lassen, belässt der Film im Dunkeln. Es ist aber auch nicht wichtig. Selten zuvor hat eine Asterixgeschichte die eigenen Figuren derart der Dummheit und Ignoranz geziehen, wie diese Kompilation aus "Kampf der Häuptlinge" (Band IV) und "Der Seher" (Band XIX).

Zum Glück sind die Römer nicht viel klüger. Sie wissen bald, dass mit dem Druiden, der den gefährlichen Zaubertrank brauen kann, etwas nicht stimmt, aber anstatt das Dorf mit den – ohne Zaubertrank – durchschnittlich kräftigen Galliern gleich dem Erdboden gleichzumachen, hadern und zaudern sie, schicken Spione und sind dann irgendwann selber mit dem Seher beschäftigt, den der Zenturio nach römischem Recht eigentlich gleich festnehmen lassen müsste, es aber nicht tut, weil der Seher ihm eine so goldene Zukunft in Rom prophezeit. Die Welt in diesem Film besteht aus Eitelkeit, Borniertheit und Blödheit. Und spiegelt damit in gewisser Weise die Gesellschaft draußen vor der Kinotür. Auch dort jagen sie meist dem eigenen Vorteil nach, versuchen ihre Schäfchen ins Trockene zu kriegen. Auf der Leinwand machen die Autoren deutlich, dass „das kleine, uns wohlbekannte gallische Dorf mit den unbeugsamen Kriegern“ ein Zufall ist. Da leben zufällig Menschen in einer Gemeinschaft zusammen, die einen smarten Druiden in ihrer Mitte wissen. Die Gemeinschaft als solche hat für sie keinen speziellen Wert. Wenn die eine von Perlen, die andere von eleganten Soireen, der dritte von der politischen Karriere träumt, hat Cäsar den Gallischen Krieg längst gewonnen. Er weiß nur noch nicht, dass er einfach abwarten muss, bis die Partikularinteressen das Dorf an der Küste von Aremorica in alle Winde zerstreut.

Solche Eitelkeiten haben auch schon Asterix-Geschichten wie "Die Trabantenstadt" (Band XVII) getragen, in der Cäsar tatsächlich versucht, die Dorfgemeinschaft durch Moderne und Konsum zu sprengen. Anders als dort aber charakterisiert der vorliegende Film die Dörfler als unsympathische Typen, die einem zunehmend egal werden und die mit den Titelhelden Asterix und Obelix eigentlich nichts gemein haben. Daher fällt es im Kinosessel schwer, dem Film Dramatik und Spannung abzugewinnen. Die Erzählbausteine aus "Kampf der Häuptlinge" reichen gerade dazu, den ununterbrochen schallend lachenden Miraculix lustige Tränke brauen zu lassen, deren Wirkung ein bemitleidenswerter Römer über sich ergehen lassen muss. Die Bauteile, in denen der Seher dann Drama ins Getriebe bringen soll, sind dann jene, in denen alle Figuren unsympathisch sind. Darauf zu vertrauen, wie die Autoren das tun, dass die Zuschauer schon mit den bekannten und beliebten Figuren bangen werden, ist naiv angesichts der Tatsache, dass die Zuschauer ohnehin wissen, dass am Ende auf alle Fälle alles wieder gut wird; es wäre also wichtig, sie während des Filmes bei Laune zu halten – zum Beispiel mit sympathischen Figuren.

"Der Kampf der Häuptlinge", in Frankreich erschienen 1964 als siebter Band der Reihe (in Deutschland als vierter Band) gehört zu den zeitlosen Klassikern unter den Asterix-Abenteuern, das, ähnlich wie vor drei Jahren Asterix bei den Briten, besser als ganze Vorlage für einen Film gedient hätte, ohne eine zweite Geschichte zum andicken zu nutzen. "Der Kampf der Häuptlinge" erzählt von politischen Intrigen, Konkurrenzneid unter Druiden, Animositäten unter Nachbardörfern, den unterschiedlichen Umgang von menschen mit ihren Unterdrückern/Besatzern. Und er erzählt im Hintergrund auch vom einfachen Dorfleben. Das hätte ein großer Film werden können.

Jetzt ist die "Operation Hinkelstein" nur ein technisch hochwertiger Zeichentrickfilm mit uns gar nicht so sehr vertrauten Galliern.

Wertung: 3 von 10 D-Mark
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