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Plakatmotiv: Duell am Missouri (1976)

Zwei Großschauspieler
im großen Zickenkrieg

Titel Duell am Missouri
(The Missouri Breaks)
Drehbuch Thomas McGuane
Regie Arthur Penn, USA 1976
Darsteller

Marlon Brando, Jack Nicholson, Randy Quaid, Kathleen Lloyd, Frederic Forrest, Harry Dean Stanton, John McLiam, John P. Ryan, Sam Gilman, Steve Franken, Richard Bradford, James Greene, Luana Anders, Danny Goldman, Hunter von Leer u.a.

Genre Western, Drama
Filmlänge 126 Minuten
Deutschlandstart
16. September 1976
Inhalt

Der wohlhabende Pferdezüchter David Braxton lässt Sandy, einen Pferdedieb, aufhängen, nachdem dieser auf frischer Tat ertappt worden war.

Sandy gehörte zur Bande von Tom Logan, die Pferdediebstahl und den handel mit den gestohlenen Pferden professionell betreibt. Logan schwört rache: Er gibt sich als harmloser Farmer aus und kauft Braxton ein Stück Land ab, um eine Ranch aufzubauen. Während er mit dem alten Braxton über den Kauf verhandelt, hat Logans Bande dessen Vorarbeiter aus Rache an demselben Baum aufgehängt, an dem ihr Freund gestorben ist. Die Konsequenzen lassen nicht lange auf sich warten. Braxton, der nicht weiß, wer sein neuer Nachbar ist, engagiert den exzentrischen Regulator Robert E. Lee Clayton. Der selbsternannte Gesetzeshüter soll das Problem mit den Viehdieben endgültig lösen.

Videocover (US): The Missouri Breaks – Duell am Missouri (1976)Während Logans Kumpane Braxton systematisch in den Ruin treiben, kommen Tom Logan und Braxtons eigenwillige Tochter Jane einander näher. Auch bewahrt sie Stillschweigen, obwohl sie seine Fassade eines unbescholtenen Farmers bereits durchschaut hat und die Wahrheit kennt. Doch auch Robert Clayton misstraut Logan und versucht ihn zu provozieren, um ihn aus der Reserve zu locken.

Als dieser sich darauf nicht einlässt, beginnt Clayton, Logans Freunde der Reihe nach umzubringen …

Was zu sagen wäre

Arthur Penn hat ein Herz für Outlaws und Menschen, die am Rand der Gesellschaft stehen (Little Big Man – 1970; "Alice’s Restaurant" – 1969; "Bonnie und Clyde" – 1967; Ein Mann wird gejagt – 1966; "Mickey One" – 1965). Seine Filme erzählen von einem Amerika, in dem die Guten die Bösen und die Schurken die Sympathieträger sind, weil sie nicht eigentlich böse, sondern Überlebende sind.

So einer ist Tom Logan. Er und seine Leute stecken fest in einer Welt, die andere schon unter sich geteilt haben, die früher da waren. Oder die einfach mehr Glück hatten. Die das Land und die Weiden besitzen und die Verlierer für sich arbeiten lassen gegen kargen Lohn und etwas Brot. In der Welt des Wilden Westen kaufen sich die Landbesitzer private Sicherheitstruppen, die genauso illegal vorgehen, wie jene, die ihr Leben mit Diebstahl finanzieren. Es gibt Gesetze, die aber kein Sheriff durchsetzen kann, weil es keinen Sheriff gibt in den leeren Weiten Montanas im Nordwesten der USA. Also setzen die Farmer das Gesetz durch, und weil der Vieh- und Pferdediebstahl überhand genommen hat und die Existenz bedroht, legen sie das Gesetz besonders scharf aus: Wo Pferdediebe früher ein paar Wochen ins Gefängnis gingen, werden sie heute gehenkt.

An dieser Grundkonstellation beißt sich Arthur Penn die Zähne aus. Sein Film ist nie spannend. Ein bisschen melancholisch in seinen Wildwest-Sonnenuntergangsbildern und der Mundharmonikamusik, ein bisschen hart, wenn Clayton, der Regulator, seinem Sadismus die Sporen gibt – und albern in seinem Frauenbild. Es gehört in der Flower-Power-Nach-Nixon-Nach-Vietnam-Ära zum guten Ton, eine dominante Frauenfigur in einen Film zu schreiben. Aber die Tochter eines allein erziehenden Ranchers, die sich dem neuen Kerl in der Nachbarschaft so aufdringlich an den Hals wirft – „Wollen Sie jetzt mit mir schlafen?“ „Äh … Nein!“ „Und warum nicht??“ – ist Ende des 19. Jahrhunderts im harten Westen der Pioniernachkommen eher unwahrscheinlich; nicht, dass es solche Frauen nicht gegeben haben mag, aber die Figur, die Kathleen Lloyd hier spielt, wirkt in diesen Passagen keine Sekunde glaubwürdig. Und Jack Nicholson kann erkennbar wenig mit dieser Konstellation, die ihm als Mann die ganze Arbeit abnimmt, anfangen. Das Gesellschaftsbild, das Penn kritisch beleuchten will, bleibt diffus.

Es dürfte für Nicholson das anstrengenste an seiner Rolle gewesen sein, so viel auf einem Pferd zu reiten. Seine ins Gehässige neigende Visage hilft ihm in der Tom-Logan-Rolle nicht und schauspielerisch fordert sie Nicholson auch nicht (Einer flog über das Kuckucksnest – 1975; Chinatown – 1974; "Das letzte Kommando" – 1973; Die Kunst zu lieben – 1971; Easy Rider – 1969; Psych-Out – 1968; Der Rabe – Duell der Zauberer – 1963; Kleiner Laden voller Schrecken – 1960). Wahrscheinlich hat ihn – neben dem Reiten – das Aufeinandertreffen mit der Schauspieler-Ikone Marlon Brando am meisten beschäftigt. Es gibt allerlei Geschichten vom Film-Set, die sich um Brandos Allüren und Nicholsons Ernst als Schauspieler drehen.

Als die Dreharbeiten begannen, war das Drehbuch noch nicht rund. Marlon Brando, dem der Ruf eines anstrengenden Quertreibers anhängt und der seit Der letzte Tango in Paris vor vier Jahren keinen Film mehr gedreht hat, bemühte sich um Verbesserungen am Skript. Aber weil Penn diese nicht beherzt aufgriff, aber selbst auch keine Initiative ergriff, war Brando wohl bald so entnervt, dass er am Set – wie bereits in früheren, ähnlichen Fällen – begann, herumzunörgeln, Streit zu suchen. Den Regulator Clayton spielt er jetzt als Exzentriker mit irischem Akzent – es ist ganz unterhaltsam, der Nummernrevue des Marlon Brando in lustigen Kostümierungen zuzuschauen (Der letzte Tango in Paris – 1972; Der Pate – 1972; Queimada – Insel des Schreckens – 1969; Spiegelbild im Goldenen Auge – 1967; "Die Gräfin von Hongkong" – 1967; Ein Mann wird gejagt – 1966; Morituri – 1965; Meuterei auf der Bounty – 1962; Der Besessene – 1961; Die Faust im Nacken – 1954; Der Wilde – 1953; Julius Caesar – 1953; Viva Zapata – 1952; "Endstation Sehnsucht" – 1951); allein, dieser Paradiesvogel fügt sich so wenig in diesen Film ein wie in die Gesellschaft, die ihn anheuert. Zwischen Nicholson und Brando soll es Spannungen gegeben haben. Nicholson fühlte sich in gemeinsamen Szenen in seiner Konzentration gestört, weil Brando sich seinen Text in Stichworten auf Täfelchen schrieb, die er neben der Kamera drapierte und dann immer wieder dort hin sah, anstatt Nicholson anzuspielen – dass Brando zudem wollte, dass Nicholsons Rolle in einen abgehalfterten Indianer umgeschrieben wird, machte die Sache wohl nicht einfacher.

"Duell am Missouri" ist der Film, bei dem man Marlon Brando und Jack Nicholson entspannt bei der Arbeit zusehen kann, ohne dass einen irgendeine Form von Spannung davon ablenkt. Die melancholische, gesellschaftskritische Haltung, die der Film einnehmen will, verfängt nicht.

Wertung: 3 von 9 D-Mark
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