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Plakatmotiv (US): Mr. und Mrs. Smith
Hitchcock versucht sich im Screwball
Optisch interessant, inhaltlich nicht
Titel Mr. und Mrs. Smith
(Mr. & Mrs. Smith)
Drehbuch Norman Krasna
Regie Alfred Hitchcock, USA 1941
Darsteller Carole Lombard, Robert Montgomery, David Smith, Gene Raymond, Jack Carson, Philip Merivale, Lucile Watson, William Tracy, Charles Halton, Esther Dale, Emma Dunn, Betty Compson, Patricia Farr, William Edmunds, Pamela Blake u.a.
Genre Komödie, Romantik
Filmlänge 95 Minuten
Deutschlandstart
27. August 1970 (TV-Premiere)
Inhalt

Die Ehe des wohlhabenden New Yorker Rechtsanwalts David Smith mit seiner Frau Anne basiert auf einem komplexen und bisweilen bizarren Geflecht von Regeln und Bestimmungen. So darf im Fall eines Ehestreits keiner der beiden den Raum verlassen, bis der Streit beigelegt ist, was unter Umständen bedeutet, dass Mr. Smith tagelang sein Büro nicht aufsuchen kann – sehr zum Ärger seiner Kanzlei.

Eine andere Regel erlaubt beiden, jeden Monat eine Frage stellen zu können, die vom anderen ehrlich beantwortet werden muss. Als Anne eines Tages die Frage stellt, ob er sie wieder heiraten würde, wenn er sich noch einmal entscheiden müsste, antwortet David, dass er dies wahrscheinlich nicht tun würde, da er seine Freiheit zu sehr vermisse. Anne nimmt dies zunächst brüskiert auf, scheint ihm dann aber zu verzeihen.

Plakatmotiv: Mr. und Mrs. SmithAls David nach dem Ehestreit in sein Büro zurückkehrt, taucht der Standesbeamte Mr. Deever auf und erklärt David, dass seine Hochzeit aufgrund einer Eingemeindung rechtlich ungültig sei. David erzählt Anne zunächst nichts davon, aber Anne erfährt durch Zufall von der Ungültigkeit ihrer Ehe. Während sie erwartet, dass David ihr erneut einen Heiratsantrag macht, zögert David diesen Moment immer weiter hinaus, um sie auf die Folter zu spannen.

Anne denkt nun, er wolle sie tatsächlich kein zweites Mal heiraten, verlässt ihn wutentbrannt und bandelt mit Davids bestem Freund Jeff an, mit dem sie sogar Heiratspläne schmiedet …

Was zu sagen wäre
Wenn Alfred Hitchcock schon mal eine romantische Komödie statt eines Thrillers dreht, erzählt er eine Liebesgeschichte, die zwischen zwei Eheleuten beginnt, die ihre Liebe längst gefunden haben und sich jetzt erst einmal trennen müssen, um sich rechtmäßig zu finden. Der juristische Grund, warum die Ehe wegen einer Eingemeindung nicht gültig ist, ist bescheuert, aber eben Hitchcocks MacGuffin, der Auslöser für das nun folgende Chaos – mit dem Hitchcock aber augenscheinlich nicht so ganz viel anfangen kann.

Die beiden Eheleute und ihr Spaltpilz – Carole Lombard, Robert Montgomery und Gene Raymond – füllen ihre Rollen aus so gut sie können – und sie können gut. Aber die Geschichte wirkt leer. Weil die Ausgangssituation so dünn ist und die Motivation Annes, ihren Mann nun plötzlich unbedingt verlassen zu wollen, mit einem doch eher abstrakten Bild einer emotional leicht entflammbaren Gesellschaftsamazone erklärt wird – „Weißt Du“, säuselt Jeff, „Euch Frauen läuft das Gefühl oft dem Verstand davon. Und darum lieben wir Männer Euch so.“ – zieht die Spannung, die auch in einer Screwball-Comedy notwendig ist, nicht an, das Interesse an den Figuren bleibt unterentwickelt.

Plakatmotiv (US): Mr. und Mrs. SmithHitchcock hat sich von Carole Lombard überreden lassen, diesen Film zu machen – auch hier bleibt die Motivation auf Spekulationen begrenzt. Lombard war von dem Drehbuch angetan, Hitchcock vielleicht von Lombard. Jedenfalls gestand er später, dass er von der Grundidee, dem Genre der Screwball-Komödien und von den Charakteren wenig begeistert gewesen sei und sich daher strikt an das Drehbuch gehalten habe: „Da ich die Art von Leuten nicht verstand, die in dem Film gezeigt wurden, habe ich die Szenen fotografiert, wie sie geschrieben waren.“

Es bleibt eine lahme Komödie mit engagierten Schauspielern und Hitchcocks großem visuellen Talent. In jeder Szene der beiden Eheleute – jedenfalls in der ersten Hälfte des Films – sieht man Herzen. Wenn sich das Paar beim Frühstück am kleinen Tisch gegenübersitzt, formen ihre Körper von Fuß bis Kopf im Profil ein Herz, Annies Ausschnitt beim Dinner erinnert an ein Herz. Auch Vasen und Gegenstände sind entsprechend geformt. Bei einem Abend im Florida Club, wo David Anne eifersüchtig machen will, die mit Jeff dort zum Dinner erwartet wird, gibt es viele kleine Dramen ohne Worte: Jeff kann Ann kein Feuer geben, weil er am Tisch dauernd von Tänzern angerempelt wird. Aus Annes Perspektive sieht es so aus, als säße David mit einer attraktiven Blondine am Tisch; umso brutaler ist der Schnitt auf seine tatsächliche Begleitung, die grob an einem Fasan herumsäbelt. Schließlich verdecken sich kreuzende Skier dem Zuschauer die finale Versöhnungsszene.

Wertung: 2 von 6 D-Mark
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