Der Moderator Martin, der Pizzafahrer J.J., die alleinerziehende Maureen und das Politiker-Kind Jess treffen sich an Silvesterabend auf dem Dach des Londoner Topper's Towers. Zufällig; sie kennen sich gar nicht. Aber alle vier haben das gleiche Vorhaben: Sie wollen sich in die Tiefe stürzen.
Doch das Aufeinandertreffen führt dazu, dass keiner seinen Plan in die Wirklichkeit umsetzt. Stattdessen landen sie vor einem Krankenhaus, wo Jess der Magen ausgepumpt wird – sie hatte ein paar Drogen zu viel geschmissen.
Den Rest der Nacht zum neuen Jahr verbringen sie gemeinsam und erzählen sich ihre Lebensgeschichten. Bei Sonnenaufgang schließen sie einen Pakt, der ihr Überleben sichern soll – zumindest vorerst.
Das Quartett gewährt sich eine Bewährungsfrist bis zum Valentinstag, um zu sehen, ob das Leben nicht vielleicht doch lebenswert ist. Bis dahin wollen Martin, J.J., Maureen und Jess gegenseitig aufeinander aufpassen und dafür sorgen, dass jeder die kommenden sechs Wochen überlebt …
Eine Geschichte über Suizid muss keine depressive Veranstaltung werden. Das hat schon Nick Hornby in seiner Romanvorlage bewiesen. Regisseur Pascal Chaumeil und Drehbuchautor Jack Thorne gelingt es, Hornbys Ton in den Film zu übertragen. Dafür haben die Figuren ein wenig abgespeckt. Maureen und J.J. büßen ihre Backstory ein, Martins Ehefrau verschwindet in der indirekten Rede und Jess' verschwundene Schwester wird zwar erwähnt, spilet aber keine tiefere Rolle. Das nimmt der Geschichte im Film ein wenig von der wunderbar herzlichen Tiefe, die das Buch hatte.
Aber das spielt weiter keine Rolle. Pascal Chameil hat einen wunderbaren Job abgeliefert, hat die richtigen Schauspieler zusammengesucht und zurückhaltend mit ein paar wunderbaren Kamerafahrten inszeniert; im Mittelpunkt seines Films stehen allein die vier Lebensunlustigen; und die danken ihm mit präzisem Spiel. Vor allem Toni Colette (Hitchcock– 2012; Little Miss Sunshine – 2006; Spurwechsel – 2002; Shaft – Noch Fragen? – 2000; Sixth Sense – 1999) ist unglaublich, spielt die schüchterne Maureen, als wäre sie die schüchterne Maureen.
Schön auch, wie souverän Pierce Brosnan sich schnell und unauffällig von seinem Bond-Image verabschiedet hat. Als TV-Moderator, der blöderweise eine 15-Jährige flachgelegt hat, „die aussah wie 25“, hat er hier nicht die Entfaltungsmöglichkeiten früherer Auftritte (The World's End – 2013; Der Ghostwriter – 2010; "Mamma Mia!" – 2008; After the Sunset – 2004; 007 – Stirb an einem anderen Tag – 2002; Der Schneider von Panama – 2001; 007 – Die Welt ist nicht genug – 1999; Die Thomas Crown Affäre – 1999; 007 – Der Morgen stirbt nie – 1997; Dante's Peak – 1997; Mars Attacks! – 1996; 007: GoldenEye – 1995; Mrs. Doubtfire – 1993), spielt seinen Part aber sicher, glaubhaft und charmant.
Ein wertvoller kleiner Film, etwas schmalzig – und tröstend, lehrreich und über all dieser Meta-Ebene professionell gut gemacht. Ein großer finanzieller Erfolg war dem Film nicht beschieden. Ein Film über Suizid-Süchtige zieht offenbar die Wenigsten ins Kino, egal wer mitspielt. Weltweit brachte der Film nur 7,2 Millionen US-Dollar in die Kinokassen.