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Kinoplakat: 101 Dalmatiner

Große De-Vil-Festspiele,
die nach einem Drama suchen

Titel 101 Dalmatiner
(One Hundred and One Dalmatians)
Drehbuch Bill Peet
nach einem Roman von Jodie Smith
Regie Clyde Geronimi + Hamilton Luske + Wolfgang Reitherman, USA 1961
Stimmen

Rod Taylor, Gerd Vespermann, Claus Jurichs, Cate Bauer, Uta Hallant, Liane Rudolph, Betty Lou Gerson, Gisela Reißmann, Beate Hasenau, Ben Wright, Ernst Jacobi, Eckart Dux, Bill Lee, Ernst Jacobi, Eckart Dux, Lisa Davis, Maria Körber, Gisela Fritsch, J. Pat O'Malley, Harry Wüstenhagen, Jochen Schröder, Frederick Worlock, Franz Nicklisch, Gerd Duwner, Martha Wentworth, Inge Landgut, Brigitte Mira, Louis van Rooten, Ewald Wenck, Anton Herbert, George Pelling, Alexander Welbat, Wolfgang Völz, David Frankham, Wolfgang Ziffer, Tudor Owen, Peter Schiff, Joachim Cadenbach, Anita Höfer, Ingeborg Wellmann, J. Pat O'Malley, Erich Fiedler, Arnold Marquis u.a.

(aufgeführt sind die Original- und die deutschen Synchronstimmen)

Genre Zeichentrick
Filmlänge 79 Minuten
Deutschlandstart
19. Dezember 1961
Website WaltDisney.org
Inhalt

Pongos bester Freund Roger ist ein verträumter Komponist. Jeden Tag sitzt er an seinem Klavier und komponiert, komponiert, komponiert. Pongo findet, das muss erweitert werden. Roger braucht eine Frau – allein, damit das Leben aufregender wird. Roger ist Pongos Herrchen – Pongo ist ein Dalmatiner-Rüde. Da trifft er beim täglichen Spaziergang im Park die Dalmatiner-Dame Perdita und ihr Frauchen Anita. Tatsächlich gelingt es Pongo, dass sich Roger und Anita näher kommen und schon bald vor dem Traualtar stehen. Pongo hat in derselben Zeit das Herz der Dalmatiner-Dame Perdita erobert. Bereits kurze Zeit später bekommen die glücklichen Hundeeltern 15 kleine Welpen.

Kinoplakat (US): One Hundred and One Dalmatians

Für die Hundebesitzer Anita und Roger zuerst eine große Freude, bis Anitas alte Freundin, die furchtbar versnobte Cruella De Vil auftaucht, die von einem Mantel aus Dalmatiner-Fell träumt und mit Hilfe der beiden vertrottelten Ganoven Jasper und Horace die Welpen entführt.

Mit Unterstützung der Hunde in der Nachbarschaft und des Counties nehmen sie Witterung auf …

Was zu sagen wäre

Eine Frau will einen Dalmatiner-Pelzmantel und geht dafür nötigenfalls über 99 Hundeleichen. Mehr brauchen die Disney Studios nicht, um ein großes Abenteuer zu schaffen mit einer Schurkin, wie es sie im Kino selten gibt. Diese Cruella De Vil mit schwarz-weiß gefärbter Punk-Frisur, bleich geschminktem Gesicht und einem Morgan-Oldtimer, der aussieht, wie ein Raubtier mit feurigen Augen setzt die Tradition mörderischer Stiefmütter fort, mit denen Disneys abendfüllende Zeichentrckfilme berühmt geworden sind. Dafür fällt die Prinzessin diesmal raus, Disney kehrt zu den Tieren zurück.

Klüger als Frauchen

Zur Einstimmung liefert ein fröhlicher animierter Titelvorspann jede Menge Flecken – schließlich dreht sich im Folgenden alles um Flecken und Cruella De Vil wird verzweifeln, weil sie so auf Flecken geeicht ist, dass sie die frisch geborenen Dalmatiner zuerst nicht wahrnimmt, weil die noch keine Flecken haben, und später nicht wahrnimmt, weil sie sich mit dem Ruß des Kohlenkellers als – einfarbige – Labradore getarnt haben; die sind nicht doof, diese Hundchen.

DVD-Cover: 101 Dalmatiner

Einige sind deutlich Verwandte der Hunde aus „Susi und Strolch“ (1955), auch die Dramaturgie nimmt bei den Tramps von damals Anleihen – aber ich kann kaum aufhören, hinzuschauen. Der Zeichentrickfilm ist wunderbar gemalt, was unter anderem mit einer Kopiertechnik zu tun, die hier erstmals zum Einsatz kommt.

Eine neue Technik im Zeichentrick

Mittels des „Xerox-Verfahrens“ muss nun nicht mehr jedes Bild einzeln gezeichnet werden. Vorher musste jede Zeichnung per Hand mit Tinte zu Papier gebracht werden. Das hat sehr viel Zeit gekostet. Mit dem Fotokopier-Gerät ließ sich nun der skizzenhafte Reiz der Originalzeichnungen direkt auf den Film übertragen; das geht erheblich schneller.

Die Story ist simpelst gestrickt, komplexe Wendungen bleiben, der Zielgruppe geschuldet, außen vor. Es macht Spaß, den Hunden zu folgen, die Loyalität und Skurrilität der Straßenhunde zu verfolgen – je weiter es aufs Land geht, desto verschrobener deren Marotten.

Etwas mehr Drama hätte den Gefleckten gut getan

Ein flottes Abenteuer, knuffige Titelhelden, eine bleibende Schurkin. Was fehlt, ist Tiefgang. Der Film erlaubt leichtes Gucken. Weil jede Komplexität fehlt, lehne ich mich entspannt zurück und lasse die Hundchen auf mich wirken, Angst um sie ist überflüssig.

Ein zwei Wendungen mehr hätten nicht geschadet. Ein bisschen Intrige hat weder „Schneewittchen“ (1937) noch „Cinderella“ (1950) aus der Bahn geworfen. Aber die waren ja auch (angehende) Prinzessinnen. An denen hängen die Disney Studios nicht so sehr, wie an ihren geliebten Tieren.

Wertung: 6 von 10 D-Mark
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