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Kinoplakat: Nightmare – Mörderische Träume (1984)
Neuer Schurke,
alte Strukturen
Titel Nightmare – Mörderische Träume
(A Nightmare on Elm Street)
Drehbuch Wes Craven
Regie Wes Craven, USA 1984
Darsteller Heather Langenkamp, Johnny Depp, Robert Englund, John Saxon, Ronee Blakley, Amanda Wyss, Jsu Garcia, Charles Fleischer, Joseph Whipp, Lin Shaye, Joe Unger, Mimi Craven, Jack Shea, Ed Call, Sandy Lipton u.a.
Genre Horror
Filmlänge 91 Minuten
Deutschlandstart
29. August 1985
Website warnerbros.com/nightmare-elm-street
Inhalt

Die fünfzehnjährige Tina Grey hat einen Albtraum, in dem sie von einer Gestalt mit Messerklingen an der rechten Hand durch einen dunklen Heizungskeller gejagt wird. Gerade als er sie erreicht, wacht sie schreiend auf und stellt fest, dass sie vier Schnitte in ihrem Nachthemd hat, die genau zu dem Geschehen in ihrem Traum passen.

Am nächsten Tag erfährt sie von ihrer Freundin Nancy Thompson, dass diese genau den gleichen Traum hatte. In der folgenden Nacht übernachten Nancy und ihr Freund Glen Lantz bei Tina, um sie zu beruhigen. Ihr eigener Freund, Rod Lane, überzeugt sie aber davon, im Zimmer ihrer Mutter mit ihm zu schlafen. Tina hat in dieser Nacht einen weiteren Albtraum, in dem der Mörder sie fängt und brutal tötet. Als Rod aufwacht liegt Tina aufgeschlitzt neben ihm; er wird am nächsten Tag verhaftet, da er als einziger zum Todeszeitpunkt mit ihr in einem Zimmer war.

Nancy hat weiterhin gewalttätige Albträume, in denen sie von derselben durch Brandnarben entstellten Person verfolgt und angegriffen wird, die auch Tina angegriffen hatte. Diese Albträume bringen sie dazu Rod im Gefängnis zu besuchen, der ihr erzählt, was er im Zimmer von Tinas Mutter gesehen hat.

Kinoplakat: Nightmare – Mörderische Träume (1984)Zum Missfallen ihrer Mutter ist Nancy zunehmend davon überzeugt, dass die Person in ihren Träumen auch Tinas Mörder ist. Sie und der sehr skeptische Glen fahren spät abends zur Polizei um mit Rod zu sprechen, finden ihn aber mit seinem eigenen Bettlaken erwürgt vor. Alle außer Nancy gehen von einem Selbstmord aus.

Nancy entwickelt zunehmend Schlafstörungen und ihre Mutter Marge bringt sie daher in eine Schlafklinik. Wiederum hat sie einen schrecklichen Albtraum. Dieses Mal wird ihr Arm schwer verletzt, aber sie hat auch etwas aus dem Traum mitgebracht: den ramponierten Hut des Angreifers. Dies beunruhigt Nancys Mutter, aber es wird auch deutlich, dass sie etwas verbirgt.

Schließlich enthüllt die betrunkene Marge ihrer Tochter, dass der Hut einem Kindermörder namens Freddy Krueger gehörte, der vor über zehn Jahren mindestens 20 Kinder getötet hatte. Aufgebrachte und rachsüchtige Eltern hatten Freddy damals lebendig in seinem Heizungskeller verbrannt, nachdem er durch einen Verfahrensfehler freigesprochen wurde. Jetzt scheint es so, als ob Krueger die Träume ihrer Kinder manipulierte um aus dem Grab noch Rache zu nehmen …

Was zu sagen wäre

Ein guter Horrorfilm moderner Prägung braucht seit John Carpenters Klassiker Halloween (1978) kreischende, aber attraktive Teenager, einen Killer mit Kultpotenzial sowie ein düsteres Geheimnis in der Vergangenheit, in welchem ehrbare Bürger ihre bürgerliche Unschuld verloren indem sie einen bösen Menschen zum Monster machten. Wes Craven liefert mit dem Klauen bewehfrten Freddy Krueger diese Grundlagen. Er tut das solide, er ist im Genre erprobt („Im Todestal der Wölfe“ – 1984; „Das Ding aus dem Sumpf“ – 1982; „Dem Tode geweiht“ – 1981; „Hügel der blutigen Augen“ – 1977; „Das letzte Haus links“ – 1972).

Da sind die Teenager im klassischem Pavianfelsen-Modus. Sie foppen sich. Sie ficken sich. Sie lieben sich. Sie sterben. Das Interessante: Sie sterben nicht im Schatten des Vollmonds auf dem Rückweg von einer meist sündigen Party. Sie sterben erst, wenn sie schlafen und ins Reich der Träume gleiten, die es zwar auch in Form von Albträumen gibt, die aber im Allgemeinen die Erlebnisse des Tages (und der Party) verarbeiten, auf dass der Mensch am nächsten Tag frisch wieder ans Werk gehen kann. Keinesfalls kommen die Träume mit in den Tag. Hier schon. Wes Cravens Albträume hallen für die Teenager in diesem Film in der Person des Narbengesichts mit dem Ringelpullover und den Messerklauen lange – und vor allem blutig – nach. Aus dem Schlaf zur Erholung wird der Gang in den Tod.

Wenn Du nicht träumst, wirst Du verrückt!“, sagt der Traumforscher zu Nancy, dem jungen, von Albträumen geplagten Mädchen.

In der dramaturgischen Eröffnung klaut der Film … oder besser: setzt der Film schamlos auf die Erfahrung der Halloween- und Freitag der 13.-Zuschauer. Wes Craven verzichtet auf eine eigene Welt. Er nimmt sexuell aktive Studenten und Studentinnen, zweifelnde Polizisten, von der Situation überforderte Eltern und erzählt dann routiniert seine Schlitzer-Story, in der der grimme John Saxon den Part des Polizeichefs und Vaters der Heldin übernimmt – so einer, oft genug Bad-Guy vom Dienst („Chicago Cop“ – 1983; Flammen am Horizont – 1982; Sador – Herrscher im Weltraum – 1980; Der elektrische Reiter – 1979; ), wirkt in dieser Rolle vertrauenerweckend.

Visuell unterscheidet er sich kaum von den blutigen Schlitzer-Bildern und den Bedrohliche-Schatten-in-für-die-Protagonistin-ungewohnter-Kulisse-Szenerien der Vorbilder. Dazu gibt es ein paar ansprechende, zeitgenössische Gruselszenen. Eine ikonographische, ebenso sexistische wie schreckliche Szene aber gelingt Craven: Nancy liegt in der Badewanne und zwischen ihren (nackten) Beinen kommt – ähnlich wie die Haifischflosse in Spielbergs Hai-Film – Freddys Kralle aus dem Badewasser.

Die Ausgangslage mag irgendwie neu sein, die Suspense-Kamera-Arbeit mit aus dem Schatten vorbeigleitenden Bäumen aber übernimmt Craven 1 zu 1 von Altmeister Carpenter. Dazu gibt es ein wenig Teenager-Sexismus für mittelalte Filmemacher und fertig ist die ziemlich durchsichtige Laube.

Aber es ist immer wieder schön zu sehen, wie junge Mädchen ihre Schulkenntnisse aus der Physik und der Chemie anwenden, um hässliche Narbenfratzen mit Messerklauen nachhaltig in deren Schranken zu verweisen.

Wertung: 5 von 9 D-Mark
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