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Kinoplakat: Postal
Eine schrille Satire, die
nicht immer den Ton trifft
Titel Postal
(Postal)
Drehbuch Uwe Boll + Bryan C. Knight
Regie Uwe Boll, USA, Kanada, Deutschland 2007
Darsteller
Zack Ward, Dave Foley, Chris Coppola, Jackie Tohn, J.K. Simmons, Ralf Moeller, Verne Troyer, Chris Spencer, Larry Thomas, Michael Paré, Erick Avari, Lindsay Hollister, Brent Mendenhall, Rick Hoffman, Michael Benyaer u.a.
Genre Komödie
Filmlänge 100 Minuten
Deutschlandstart
18. Oktober 2007
Inhalt

Der Dude ist scheinbar ein geborener Verlierer: Er ist arbeitslos, pleite und muss mit seiner ihm untreuen Frau in einem Wohnwagenpark in der Kleinstadt Paradise leben. Um sein Leben umzugestalten sucht er Rat bei seinem Onkel Dave, dem Anführer einer sexuell orientierten Weltuntergangssekte.

Dave, welchem das Finanzamt im Nacken sitzt, hat einen Plan, der beiden aus ihrer Miesere helfen soll: einen Einbruch in den örtlichen Vergnügungspark „Little Germany“. Dort lagern 2000 Exemplare der heißbegehrten und gewinnversprechenden „Krotchy-Dolls“. Doch die beiden sind nicht die einzigen, die hinter den Puppen her sind: In einem Lebensmittelgeschäft in Paradise hat auch eine afghanische Terroristensplittergruppe der Taliban ihr Versteck, die in den Puppen Kapseln mit Erregern der Vogelgrippe in die USA geschmuggelt haben und diese nun verteilen wollen, um die USA zu vernichten.

Es kommt zum gleichzeitigen Einbruch der Sekte und der Taliban in den Freizeitpark „Little Germany“ …

Was zu sagen wäre

Leider akzeptiert Uwe Boll keine geschmacklich inspirierten Grenzen, also geht er immer voll drauf, schießt übers Ziel hinaus und macht sich sogar seine schönen Filme kaputt. Schließlich hat er einen Ruf als enfant terrible zu wahren, einer, der immer gerade heraus ist, immer seine Meinung sagt und Filmkritiker im Boxring vermöbelt und wenn so einer eine Satire ankündigt zum Thema islamistischer Terror und die USA, dann gibt es kein Tabu.

Der Film beginnt mit zwei (im weitesten Sinne) arabischen Piloten in einem Copckpit. Sie diskutieren darüber, wie viele Jungfrauen im Paradies auf sie warten; sind es 100 oder doch nur 99, 76 gar, also weniger als 10 wäre aber schon blöd. Als auch Osama Bin Laden keine rechte Antwort weiß, beschließen die Araber, mit der Maschine abzudrehen. In dem Moment stürmen die Passagiere das Cockpit, im allgemeinen Tumult neigt sich die Nase des Flugzeug, das nun in das World Trade Center rast – am 11. Spember 2001. In diesem schrillen kein-Blatt-vor-den-Mund-nehmen geht es weiter.

Das ist oft lustig: launige Telefonflirts zwischen George W. Bush und Osama Bin Laden wechseln mit wilden Schießereien auf offener Straße zwischen Nazis, Islamisten und US-Bürgerwehren – und dann kommen leicht bekleidete junge Frauen aus der Toilette, wischen sich den Mund ab, eine wischt sich Scheiße vom Gesicht, sagt „Er ist in mir gekommen“. Wenn Uwe Boll aufregen will, dann aber gleich richtig („Schwerter des Königs – Dungeon Siege“ – 2007; „Seed“ – 2006; „BloodRayne“ – 2005; „Alone in the Dark“ – 2005).

Die Vogelgrippe-Erreger versteckt Boll in Stoffpuppen, die wie Scheißehaufen aussehen und mittendrin steigt Boll aus der Regie aus, setzt sich vor die Kamera und gerät mit dem Erfinder und Designer des (realen) Computerspiels „Postal“ in eine heftige Auseinandersetzung, die mit beider Tod endet; dann geht die fröhliche Terroristenfarce weiter.

Was darf Satire? Langweilige Frage. Was darf sie nicht? Moral, Sitte, Anstand verletzen? In Wunden rühren, die noch nicht vernarbt sind? Respektlos sein? Es ist leicht, Uwe Bolls Film als grandiose Geschmacksentgleisung zu brandmarken, der gesellschaftliche Konsens würde den Kritiker tragen: So was macht man nicht! Aber warum eigentlich nicht? Liegt denn Bolls bizarre Endzeitvision so weit neben der Wahrheit?

Der deutsche Regisseur mit Zweitwohnsitz in Vancouver zeigt eine Welt, die aus den Fugen ist: Orientierungslos folgen die Menschen jedem, der ihnen in klaren Sätzen Weltheil verspricht. Der US-Präsident und die Terroristen halten fröhlich Plausch über einen heißen Draht – was angesichts der realen Geschäftsbeziehungen seinerzeit von US-amerikanischen Multis zur Baufirma des saudischen Unternehmers Osama Bin Ladens nicht so weit hergeholt ist. Boll hält sich immer im erweiterten Rahmen seiner Welt, in der Chaos und Bekloppte herrschen, aber alles in sich stimmig bleibt.

Wertung: 4 von 7 €uro
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