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Plakatmotiv: Emoji – Der Film (2017)

Die Bewertung?
Ein Gähn-Emoji

Titel Emoji – Der Film
(The Emoji Movie)
Drehbuch Tony Leondis + Eric Siegel + Mike White + John Hoffman
Regie Tony Leondis, USA 2017
Darsteller

T. J. Miller, Tim Oliver Schultz, James Corden, Christoph Maria Herbst, Anna Faris, Joyce Ilg, Maya Rudolph, Anja Kling, Jennifer Coolidge, Katrin Fröhlich, Steven Wright, Gedeon Burkhard, Jake T. Austin, Sebastian Fitzner, Patrick Stewart, Dietmar Wunder, Jude Kouyate, Vicco Clarén, Sofia Vergara, Carolina Vera, Christina Aguilera, Maria Koschny, Sean Hayes, Jaron Löwenberg, Tati Gabrielle, Aliana Schmitz, Tony Leondis, Nico Nothnagel, Rich Dietl, Matthias Scherwenikas, Rachel Ray, Jenny Löffler, Thom Bishops, Patrick Giese, Sean Giambrone, Joely White, Ilka Willner, Jeffrey Ross, Sven Brieger u.a.

aufgeführt sind Namen der amerikanischen und der deutschen Synchronsprecher

Genre Trickfilm
Filmlänge 86 Minuten
Deutschlandstart
3. August 2017
Inhalt

Das Emoji Gene lebt in Textopolis, einer digitalen Stadt im Smartphone seines Benutzers Alex. Obwohl er der Sohn zweier Meh-Emojis ist, hat er die Fähigkeit verschiedene Gesichtsausdrücke anzunehmen. Seine Eltern Mary und Mel versuchen ihn daher von der Arbeit fernzuhalten, Gene besteht jedoch darauf.

Nachdem Alex eine Nachricht von seinem Schwarm Addie erhält, entscheidet er sich dazu, ein Emoji zurückzuschicken. Als Gene bemerkt, dass er ausgewählt werden soll, verfällt er in Panik und macht einen verwirrenden Gesichtsausdruck – was Addie als keine besonders nette Antwort von Alex interpretiert. Das Textcenter gerät daraufhin in Aufruhr und Gene wird ins Büro von Smiler, der Systemadministratorin des Textcenters, gebeten. Dort wird er als Fehlfunktion eingestuft und muss demnach gelöscht werden. Gene wird von Bots verfolgt, aber schließlich von Hi-5 gerettet, einem früher begehrten Emoji, der aufgrund mangelnder Nutzung nun ein Dasein in der Loser-Loung fristet, wo jene Emojis landen, die Alex nicht mehr nutzt. Hi-5 ist davon überzeugt, dass Gene mit Hilfe eines Hackers repariert werden kann.

Smiler schickt indessen weitere Bots auf den Weg, Gene zu finden, als sie erfährt, dass Alex aufgrund der Vorfälle plant, sein Smartphone reparieren zu lassen. Gene und Hi-5 erreichen eine Piraterie-App, wo sie den Hacker-Emoji Jailbreak antreffen. Ihr großer Traum ist es, den Cloud-Service zu erreichen, weil sie von einem unbeschwerten Leben in der Cloud träumt. In der Cloud, glaubt Jailbreak, könne Gene repariert werden. In der Just.Dance-App werden sie wieder von Bots angegriffen. Die verursachten Schäden führen Alex dazu, die App zu löschen. Gene und Jailbreak entkommen, Hi-5 landet jedoch samt App im Papierkorb.

Bei einem Abstecher durch die Musik-App Spotify gesteht Jailbreak, dass sie Gene akzeptiert und dass er sich für seine Störung nicht schämen soll. Im Cloud-Service angekommen, enden sie vor einer Firewall, während sich die tödlichen Bots nähern und Alex sich entschlossen hat, sein Smartphone komplett zu löschen und neu aufzusetzen …

Was zu sagen wäre

Hätte ich unten eine Emoji-Bewertungsskala, würde ich ein Gähn-Emoji setzen. Ja, der Film hat ein paar schöne Ideen, aber die sind halt nur Weiterentwicklungen der einst originellen Ideen aus Disneys Wreck-it Ralph (2012), nichts Originäres. Und so richtig durchdacht ist die Story auch nicht.

Die Gesellschaft, die uns Tony Leondis vorführt, ist die Welt der Arbeiter und Angestellten, also die der Arbeitsbienen einer auf Effizienz getunten Gesellschaft; über die hat Hollywood lange keine Filme mehr gemacht – Billy Wilders Das Appartement (1960) fällt mir ad hoc ein. Die Menschen, die diese Welt bevölkern, wohnen nicht in Villen auf Long Island. Sie leben in kleinen Mietwohnungen, haben wenig Abwechslung im Privaten und feste Regeln im Beruflichen. Die Gesellschaft der Emojis funktioniert dann erfrolgreich, wenn jedes seine klar definierte Aufgabe erfüllt. Alles ist normiert. Gesichtsausdrücke, wie am Fließband, jeder steht an seinem Platz und ist auf Abruf bereit; jeder hat seine feste, eine Funktion, die er bitteschön immer gleich auszuführen hat. Eine Norm-Abweichung ist verboten. Ein Mitglied dieser Emoji-Gesellschaft nun kann mehr als die eine Aufgabe, stört also dass Funktionieren der Welt.

Plakatmotiv: Emoji – Der Film (2017)Mit solchen Freien Radikalen wie diesem Gene kann unsere Gesellschaft nichts anfangen. Das hat schon Charlie Chaplin in „Modern Times“ 1936 vorgeführt. Aber während Chaplin, der Tramp, am Ende seines Films mit seiner Geliebten, einer zweiten Tramp, job- und ziellos in den Sonnenuntergang spaziert, träumt die Chaplin-Figur in diesem 2017-Trickfilm, die unfreiwillige Multifunktionsfigur Gene, davon, endlich auf Norm gestutzt zu werden; sie will einfach nur dazu gehören, will nichts weniger als ein Revolutionär sein. Das ist der Anker, an den der Zuschauer sich halten soll – er versteht den Impuls dieses einfachen Arbeiters.

Natürlich können solche Figuren wie Gene und seine Prinzessin, Jailbreak, im täglichen Leben abseits der Leinwand nicht akzeptiert werden. Natürlich freuen wir uns im Kinosessel mit Gene und Jailbreak, wenn sie sich am Ende gegen alle Widrigkeiten durchsetzen, ihre Träume verwirklichen; das tun wir aber nur – mit Gene und Jailbreak – auf dem Rücken der anderen, denen wir diese Freiheit nicht zugestehen können – der Film macht es uns einfach, indem er uns diese Emojis am glücklichsten zeigt, wenn sie ihre eine, genau umrissene Aufgabe erfüllen dürfen.

Denn streng genommen passiert ja erst einmal Folgendes, als der ursprünglich fehl programmierte Gene gewonnen hat: Befreit von der dauerstrahlenden Diktatorin Smiler machen die Emojis Party. Für Handy-Besitzer Alex allerdings bedeutet das Anarchie im Smartphone, also alles löschen und die Diktatur wieder herstellen. Denn ohne die kann der Mensch die Technik nicht nutzen. Machte jedes Emoji, was es will, machte Software, was sie, nicht aber ihr Programmierer, will, wäre die Künstliche Intelligenz nicht mehr zu stoppen, der Sieg der Maschine über den Menschen hätte begonnen.

Das sind natürlich für einen albernen Trickfilm ziemlich philosophische, gesellschaftsethische Überlegungen. Am Ende sind Gene und seine Prinzessin – die tatsächlich ein Prinzessin-Emoji mit Namen Linda war, die aufgrund ständiger Voreingenommenheiten ebenfalls von Zuhause flüchtete – tatsächlich die einzigen, denen wir Individualität zugestehen, solange alle anderen weiter ihren klar programmierten Job machen, in dem sie sich doch auch so wohl fühlen. Und wenn wir das Kino verlassen, fragen wir uns dann, wie denn Gene und Jailbreak/Linda eigentlich ihren multifunktionablen Alltag gestalten wollen in einer Welt, die ausschließlich bevölkert ist von Ja/Nein-, Schwarz/Weiß-, Hell/Dunkel-Charakteren. Gesteht nicht Jailbreak/Linda in der Cloud dem fehlprogrammierten Gene, dass ihr eben diese Fehlprogrammierung gut gefällt? Wo wollen denn die beiden eigentlich hin?

Solche Überlegungen finden statt nach einem Film. Indiana Jones trinkt, wenn der Abspann läuft, ein Bier in einem Etablissement, das halt Bier ausschenkt und fliegt dann heim in seine Uni, Han Solo kehrt in der Cantina auf tatooine ein, Harry Potter gründet einer Familie. Aber Gene? In seiner Welt gibt es für einen wie ihn kein Zuhause.

Mal von dem unverschämten Product Placement dieses Films abgesehen, mal abgesehen von der aus dem Drehbuch-Setzkasten zusammengeklaubten Story ist es diese offensichtliche Zukunftslosigkeit der einigermaßen charmanten Main charakters, die den Film zerstört. Aber was schreibe ich: 50 Millionen Doillar hat die Produktion gekostet; allein in den USA hat der Film 86,1 Millionen Dollar eingespielt, was nicht viel ist. Aber weltweit hat der Film 217,3 Millionen US-Dollar engespielt. Damit ist eine Fortsetzung zu erwarten.

Oder wir schalten die Geräte einfach ab und lesen stattdessen ein Buch.

Wertung: 2 von 8 €uro
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