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Kinoplakat: Tödliches Vertrauen

John Travolta als Good Guy
funktioniert im Thriller nicht

Titel Tödliches Vertrauen
(Domestic Disturbance)
Drehbuch Lewis Colick + William S. Comanor + Gary Drucker
Regie Harold Becker, USA 2001
Darsteller

John Travolta, Vince Vaughn, Teri Polo, Matthew O'Leary, Ruben Santiago-Hudson, Susan Floyd, Angelica Torn, Steve Buscemi u.a.

Genre Thriller
Filmlänge 89 Minuten
Deutschlandstart
14. Februar 2002
Inhalt

Frank Morrison möchte das, was er als das Beste für seinen Sohn betrachtet. Seit der Scheidung von Susan vor einigen Jahren ist Danny rebellisch, macht, wo er kann, Ärger und lügt, dass sich die Balken biegen. Frank und Susan lieben Danny von Herzen und ihnen ist klar, dass unter der abweisenden Haltung des Jungen ein sensibles Herz schlägt, dass Liebe, Verständnis und Vertrauen sucht – sprich: richtige Eltern.

Als Rick Barnes in Susans Leben tritt, akzeptiert Frank, dass sein Sohn nun die Familie bekommt, die er benötigt und er, Frank, sich etwas wird zurückziehen müssen. Schon deshalb, weil Danny den neuen Stiefvater nicht akzeptiert. Der, Barnes, ist neu in der Stadt, macht sich schnell einen Namen als Wohltäter und kann Danny bieten, was Frank nie hatte: Wohlstand. Franks Schiffsbaufirma steht kurz vor der Pleite, weil niemand mehr Segelschiffe aus Holz kaufen will.

Noch bevor Susan ihren Rick heiratet, erzählt Danny seinem Vater Geschichten über den Neuen – Geschichten, die immer verrückter werden. Nun war Danny immer ein Sorgenkind, aber ihn, Frank, hat er nie angelogen. Wie soll er sich verhalten, jetzt, wo er seinen Sohn seltener sehen wird? Soll er Danny die üblen Geschichten über Rick glauben? Was zur Folge hätte, dass er etwas gegen den neuen Mann seiner Ex-Frau unternehmen müsste! Oder soll er Danny nicht glauben? Und damit Dannys Vertrauen verlieren!

Und was soll Frank schon davon halten, als Danny ihm erzählt, er habe seinen Stiefvater bei einem Mord beobachtet …

Was zu sagen wäre

Harold Beckers Film nach einem Drehbuch von Lewis Colick feiert die heile Familie als Zelle alles Guten. Er beschreibt eine gescheiterte Ehe – warum sie gescheitert ist, bleibt unbeantwortet. Es klingt aber unterschwellig an, was in solchen Filmen immer als Grund anklingt: Der Mann sorgt nicht ausreichend für den Lebenstil, den die blonde Traumgattin, die immer aussieht, als sei sie in der High School die Vortänzerin der Cheerleaders gewesen, als angemessen für sich und die gemeinsamen Kinder ansieht und also wird sich getrennt – je nach Dramatik des Stücks gilt der Mann wahlweise als Versager oder wenigstens als liebenswerter Lebensuntüchtiger. Der Neue im Leben der hier antretenden Ehefrau – Teri Polo („Meine Braut, ihr Vater und ich“ - 2000; Das Geisterhaus - 1993) gibt ihr anspruchsvoll modelliert Statur – ist ein wohlhabender Mann, der ein schönes Haus bereitstellt, während Ex-Mann Travolta mit Leidenschaft Segelschiffe baut, die keiner kaufen will.

Und dann kommt der Punkt, an dem ich das Gefühl bekomme, der Drehbuchautor hat zu tief in die Klischeekiste gegriffen, erinnert sich an Zeiten, als er vom Schreiben kaum leben konnte und ihn die High-School-Prinzessin sitzen ließ für eines Professor/Produzenten/Architekten. Also schreibt er nun Drehbücher, in denen diese Frauen dann natürlich den Schwarzen Peter haben, denn: Geld macht bekanntlich nicht glücklich (klar, dass der reiche Neue dann wenigstens ein Eindringling mit mörderischem Background ist). So weit, so in Ordnung; besser, Autoren schreiben über Dinge, die sie kennen, als dass sie ins Blaue hineinfabulierten. Aber sie sollten dann wenigstens etwas zu erzählen haben.

Hier hat der Autor – haben die Autoren – aber nichts zu erzählen. Am Ende setzt der Film auf die vorgebliche Urangst des Menschen, dass das Böse in sein Heim eindringt und die häusliche Keimzelle der Menschheit zerstört. So weit, so in Ordnung; besser, Regisseure bewegen sich auf gewohntem Terrain, als dass sie irgendwelche Filme drehten, die ihnen nicht liegen – und Harold Becker ist Thriller-Spezialist mit Potenzial (Das Mercury Puzzle - 1998; City Hall - 1996; Malice - 1993; Sea of Love – 1989). Hier klappt es nicht. Der Film ist zäh. In „Domestic Disturbance“ passiert nichts, was der Zuschauer nicht immer schon ahnt.

Vielleicht wäre es spannender gewesen, wenn Vince Vaughn (Zoolander– 2001; Psycho – 1998; Vergessene Welt: Jurassic Park – 1997) und John Travolta (Passwort: Swordfish – 2001; Zivilprozess – 1998; Mit aller Macht – 1998; Mad City – 1997; Im Körper des Feindes: Face/Off – 1997; Michael – 1996; Phenomenon – 1996; Operation – Broken Arrow – 1996; Schnappt Shorty – 1995; Pulp Fiction – 1994; Blow Out – 1981; Grease – Schmiere – 1978; Nur Samstag Nacht – 1977; Carrie: Des Satans jüngste Tochter – 1976) die Rollen getauscht hätten; wenn Travolta den Eindringling gegeben hätte. Maliziöse Schurken kann er gut. Als Holzboote bauender Idealist des Schönen und Guten wirkt er langweilig. Da kann ich verstehen, dass ihn eine wie Teri Polo verlässt. Immerhin: Der 14-jährige Matt O'Leary als Sorgenkind ist eine kleine Entdeckung, dem der große Durchbruch indes verwehrt bleibt: Er hat später kleinere Rollen in den Spy Kids-Filmen, neben Bruce Willis in Stirb Langsam 4.0 (2007) oder in In Time – Deine Zeit läuft ab – 2011).

Wertung: 3 von 6 €uro
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