Lange vor ihrer schicksalhaften Schlacht gegen Snow White regiert die böse Königin Ravenna gemeinsam mit ihrer Schwester Freya ihr Reich. Doch dann wird Eiskönigin Freya durch einen bitteren Verrat das Herz gebrochen und sie flieht aus ihrer Heimat in einen winterlichen Palast, in dem sie einsam ihr Dasein fristet und ein Heer aus kriegerischen Huntsmen um sich schart.
Unter den ihr treu ergebenen Kämpfern sind auch Eric und Sara, die jedoch gegen Freyas oberstes Gebot verstoßen, als sie sich ineinander verlieben: Niemand in ihrem Reich darf Liebe empfinden! Die Eiskönigin schickt das Liebespaar in die Verbannung. Sara verschwindet – in dem Glauben, ihr Geliebter habe sie verraten – für Jahre im Kerkerverließ, Eric streift – in dem Glauben, seine Geliebte sei gemordet – einsam durch die Wälder des Königsreiches. Viele Jahre später stehen sie sich erstaunt gegenüber. Sara ist in Enttäuschung und Hass auf Eric verbittert.
In der Zwischenzeit bringt die Ice Queen den Zauberspiegel ihrer bösen Schwester in ihren Besitz und holt Ravenna zurück ins Leben: Das Schwesternpaar will hetzt das gesamt Land – auch Snow Whites Königreich, das Ravenna verloren hat, gemeinsam unterjochen.
Doch da haben die Königinnen ihre Rechnung ohne die verbannten Huntsmen gemacht …
Ein Märchenfilm schreibt Filmgeschichte. Das vorliegende Bombastwerk dürfte das erste Prequel-Sequel des modernen Kinos sein. Der Film beginnt mit der Geschichte der bösen Schwestern lange vor Beginn der Snow-White-Erzählung – und endet lange danach. Die Produktion zeigt die mannigfaltigen Möglichkeiten, die der kommerzielle Filmbetrieb heute aus solchen im Grunde in jede Zeitachse offenen Märchen zieht. Hier komponiert, schreibt, spielt niemand für einen Oscar, hier geht es um die blanke Unterhaltung – auf höchstem professionellen Niveau.
Chris Hemsworth (Blackhat– 2015; Rush – Alles für den Sieg – 2013) gibt einmal mehr den strahlenden Sunnyboy, der hier Axt statt Hammer schwingt, hat aber sonst wenig Neues bieten kann – ein Thor im Lederwams. Charlize Theron (Mad Max: Fury Road – 2015; A Million Ways to Die in the West – 2014; Snow White and the Huntsman – 2012; Prometheus – 2012; Young Adult – 2011; Hancock - 2008; Im Tal von Elah – 2007; The Italian Job – Jagd auf Millionen – 2003; Im Bann des Jade Skorpions – 2001; 15 Minuten Ruhm – 2001; Die Legende von Bagger Vance – 2000; The Yards – 2000; Wild Christmas – 2000; Gottes Werk & Teufels Beitrag – 1999; Mein großer Freund Joe – 1998; Im Auftrag des Teufels – 1997; That Thing You Do! – 1996; 2 Tage in L.A. – 1996) kann ihrer Evil Queen wenig mehr bieten, als dämonisches Funkeln aus eisblauen Augen; der Rest geht geht unter in gepixelter Special-Effects-Sause. Ihre Schönheit trägt – und das ist tragisch im Rahmen der Spieglein-Spieglein-an-der-Wand-sag-wer-ist-die-Schönste-im-ganzen-Land-Story – nicht mehr. Emily Blunt hingegen (Sicario – 2015; Edge of Tomorrow – 2014; Looper – 2012; Die Muppets – 2011; Der Plan – 2011; Der Teufel trägt Prada – 2006) ist eine großartige Ice Queen, ihr melancholischer Blick, das schlanke Gesicht sind wie gemalt für diese Rolle.
Und dann ist da ja noch Jessica Chastain als The Warrior (Der Marsianer – 2015; Interstellar – 2014; Das Verschwinden der Eleanor Rigby – 2013; Mama – 2013; The Help – 2011; Coriolanus – 2011). Chastain hat das gewisse Etwas, mehr als ihre beiden Kolleginnen, das hat sie schon in Zero Dark Thirty (2012) gezeigt, als sie stoisch ihre Analytikerin spielt und erst in der letzten Einstellung in Tränen ausbricht. Auch als Sara kann sie sich auf ihre Physiognomie verlassen, muss wenig tun, um eine große Bandbreite an Gefühlen auszudrücken. Chastain gibt sogar einem zweidimensionalen Charakter wie der toughen Kriegerin Tiefe.
Ein satter Fantasyfilm mit ultimativen Schurken und Helden und einer ordentlichen Portion Witz.
Der Vorgänger
- Snow White and the Huntsman (2012)