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Plakatmotiv: Terminal (2004)

Ein himmlisch leicht
inszeniertes Drama

Titel Terminal
(The Terminal)
Drehbuch Jeff Nathanson & Andrew Niccol & Sacha Gervasi
Regie Steven Spielberg, USA 2004
Darsteller

Tom Hanks, Catherine Zeta-Jones, Stanley Tucci, Chi McBride, Zoë Saldana, Kumar Pallana, Diego Luna, Barry Henley, Rini Bell u.a.

Genre Drama, Komödie
Filmlänge 125 Minuten
Deutschlandstart
7. Oktober 2004
Inhalt

Mitten im Trubel des Flughafens JFK in New York strandet Viktor Navorski. Der Grund: Während des Fluges gab es einen politischen Zwischenfall in seiner Heimat, dem osteuropäischen Kleinstaat Krakosia. Das Problem: Da es nun vorübergehend keine Regierung gibt, kann das Land offiziell nicht von den USA als solches anerkannt werden. Als Konsequenz bedeutet das, dass Viktors Reisepass seine Gültigkeit verloren hat und ihm die Einreise in die Staaten nicht erlaubt werden.

Kurzum: Viktor darf den Flughafen nicht verlassen und muss sich, bis die Lage geklärt ist, in der Transitwelt des Terminals zurechtfinden. Mit ein paar Essensmarken und einer Telefonkarte ausgestattet ist er nun auf sich allein gestellt und versucht, sich irgendwie mit der neuen Situation zurechtzufinden und das Beste aus ihr zu machen.

Der kurz vor der Beförderung zum Flughafenchef stehende Abteilungsleiter Frank Dixon möchte Viktor jedoch am liebsten so schnell wie möglich loswerden, denn der stellt sich schon bald als hartnäckiges, nicht ignorierbares Problem heraus. Doch selbst auf krummen Wegen gelingt es ihm nicht, Viktor irgendwie in die Welt draußen zu bewegen, wo dieser als illegaler Einwanderer in die Zuständigkeit einer anderen Behörde fallen würde.

Plakatmotiv (US): The Terminal (2004)Aber dies ist nur der Anfang, denn mit der Zeit knüpft der sympathische Kauderwelschler diverse Freundschaften: Zunächst mit dem Kantinenangestellten Enrique und dem mit eiserner Härte über die Sauberkeit des Fußbodens wachenden Gupta Rajan. Und dann ist da noch Amelia, eine im ewigen Beziehungsstress steckende Stewardess, der Viktor nach und nach neue Perspektiven nicht nur des Flughafengebäudes eröffnet …

Was zu sagen wäre

Victor Navorski hat einen wirklichen Scheißtag erwischt. Während er in der Luft war, gab in seiner Heimat Krakosia einen Staatsstreich. Jetzt ist er ein Heimatloser, hängt fest im Transitbereich des New-Yorker-Flughafens, in dem er, wie ihm der nette Heimatschutzbeamtme mitteilt, nichts anderes als shoppen kann. Und, sollte er das Terminal doch verlassen dürfen, würde er enttäuscht: „Das Musical Cats am Broadway ist längst abgesetzt.

Da sitzt einer am Flughafen fest und das Leben steht wider Erwarten nicht still. Es geht einfach weiter. Steven Spielberg insziert diesen Aufenthalt im Transitbereich als ganz normalen Alltag, wo das Leben ja auch häufig in einer Art Transit Area steckt. Man kommt irgendwo her, will irgendwo hin, fühlen sich da, wo sind nicht nicht daheim. So wie Frank Dixon, der künftige Chef der Flughafenverwaltung. Der will den Heimatlosen unbedingt loswerden, weil er keine Schwierigkeiten bekommen will. „Alles, was er tut, fällt auf mich zurück!“, zischt er. Stanley Tucci spielt diesen Grenzschutzbeamten als einen Mann mit einem Herz aus Aktenordnern ("The Core – Der innere Kern" – 2003; Road to Perdition – 2002; America's Sweethearts – 2001; Lebe lieber ungewöhnlich – 1997; Ein Hund namens Beethoven – 1992).

Dabei tut Navorski gar nichts. Er bettelt nicht. Er jammert nicht. er uriniert nicht auf den Boden. Er richtet sich ein in diesem leben, übernachtet an einem vorläufig abgesperrten Gate. Er richtet sich ein Leben in diesem Transitbereich ein, Geld verdient er, indem er Kofferwagen zurück an ihre Abstellpunkte bringt und das Pfand dafür kassiert. Am Anfang reicht das Geld für einen Hamburger bei Burger King, bald ist Navorski so clever, dass er sich ein. Drei Gänge-Menü finanzieren kann. Als Dixon ihm diese Verdienstmöglichkeit nimmt, findet Navorski neue Zwischenbeschäftigung, als er an der Baustelle eine Wand streicht. Das macht er so gut, dass er am nächsten Tag einen neuen Job hat. Er verliebt sich, hat Dates, verkuppelt Flughafenarbeiter und freundet sich mit einem Inder, einem Latino und einem Afroamerikaner an, die hier exemplarisch für die Einwanderernationen USA stehen, die nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 Einwanderern mit großem Misstrauen begegnen.

Der Inder, der am Flughafen die Böden wischt und eifersüchtig darüber wacht, dass der Heimatlose ihm nicht seine Arbeit wegnimmt, zieht große Freude daraus, wenn Reisende auf seinem geputzten Boden trotz der aufgestellten Warnhinweise ausrutschen, „Keiner liest Schilder, hier in Amerika!“ Er hat sich in seiner Heimat mit korrupten Beamten überworfen, dort warten sieben Jahre Gefängnis auf ihn: „Solange ich den Boden putze, den Kopf gesenkt halte, haben sie keinen Grund, mich zu deportieren. Sie haben keinen Grund, einen Mann wie mich zu bemerken.“ Der Film, in dem Spielberg seine Themen Heimatlosigkeit und "Verloren in der Fremde" variiert, ist von faszinierender Leichtigkeit. Wie findet sich ein Heimatloser zurecht? Er lernt die Sprache.

Schon in Amistad haben Spielbergs Helden explizit über die Sprache zueinander gefunden. In "The Terminal" studiert der (wahrscheinlich studierte) Bauunternehmer Viktor Reiseführer, deren Sprachversionen er nebeneinander legt und vergleicht. Irgendwann kann er sich dann rudimentär verständigen, auch wenn er sinnlosen Quatsch wie „Siamesische Zwillinge in Maine getrennt“ nicht wirklich braucht. Aber er (und wir) lernt: Kommunikation verbindet! Sie verbindet Menschen.

In "The Terminal" erleben wir zwei Männer am Werk, die nicht mehr beweisen müssen, dass sie ihren Job außergewöhnlich gut beherrschen, Steven Spielberg und Tom Hanks (Ladykillers – 2004; Catch Me If You Can – 2002; Road to Perdition – 2002; Cast Away – Verschollen – 2000; The Green Mile – 1999; e-m@il für Dich – 1998; Der Soldat James Ryan – 1998; Apollo 13 – 1995; Forrest Gump – 1994; Philadelphia – 1993; Schlaflos in Seattle – 1993; Eine Klasse für sich – 1992; Joe gegen den Vulkan – 1990; Scott & Huutsch – 1989; Meine teuflischen Nachbarn – 1989; big – 1988; Schlappe Bullen beißen nicht – 1987; Nothing in Common – 1986; Geschenkt ist noch zu teuer – 1986; Bachelor Party – 1984; Splash – Jungfrau am Haken – 1984).

Es macht Spaß, ihm und Spielberg bei der Arbeit zuzusehen. „Ich lebe hier. Am Terminal 67.“ „Sie wohnen auf dem Flughafen?“ „Ja. Tag und Nacht. Das ist Zuhause. Wie für Sie. Sie sagen mir, ich muss warten. Also warte ich.“ „Den meisten Vielfliegern geht es wie Ihnen, Viktor. Alle warten. Auf einen Flug, ein Meeting. Jeder wartet auf irgendwas.“ Neben Hanks spielt sogar Catherine Zeta-Jones die alten Träumen hinterher hängende Flugbegleiterin Amelia entspannt und ohne Allüre (Ein (un)möglicher Härtefall – 2003; Chicago – 2002; America's Sweethearts – 2001; Traffic – Die Macht des Kartells – 2000; High Fidelity – 2000; Das Geisterschloss – 1999; Verlockende Falle – 1999; Die Maske des Zorro – 1998).

Der beschwingten Regie gibt John Williams die passenden Noten. Sein Score ist wunderschön und er ist überraschend. Nach Catch me if You can löst er sich zum zweiten Mal von seinen für Spielbergfilme gerne intonierten Fanfaren, Hörner und Posaunen und dirigiert statt dessen ein lockeres Holzbläserset. Auch der Score hilft Spielberg, den Schauplatz über die zwei Filmstunden frisch und interessant zu halten. Das Terminal haben die Ausstatter komplett nachgebaut. Es wirkt immer wie vor Ort gedreht; dies auch deshalb, weil der Reisebetrieb in diesen Kulissen sich nicht wie eine Kulisse anfühlt. Das Flughafen-Feeling stimmt: Kein Reisender interessiert sich für denen einen, der nicht hierher gehören sollte; keiner stört sich an, kümmert sich um den Mann ohne Heimat. Auch ein Bild, aus dem richtigen Leben gegriffen.

Wertung: 4 von 6 €uro
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