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Kinoplakat: Stromberg – Der Film

Lustiger Büro-Sarkasmus,
in TV-Design ohne Kino-Quaiität

Titel Stromberg – Der Film
Drehbuch Ralf Husmann
Regie Arne Feldhusen, Deutschland, Frankreich 2014
Darsteller Christoph Maria Herbst, Milena Dreißig, Bjarne Mädel, Diana Staehly, Oliver Wnuk, Sinan Akkus, Tatjana Alexander, Maja Beckmann, Godehard Giese, Max Kluge, Max Mauff, Carsten Meyer, Peter Rütten, Jan Georg Schütte, Laurens Walter u.a.
Genre Komödie
Filmlänge 123 Minuten
Deutschlandstart
20. Februar 2014
Website stromberg-der-film.de
Inhalt

Alles im Lot bei der Capitol-Versicherung. Bernd Stromberg ist die Leiter rauf gefallen und Ernie schmeißt jetzt die Schadensregulierung; an den Verhältnissen freilich hat sich nichts geändert.

Stromberg hält sich für den besten und alle anderen für Sprossen seiner Karriereleiter. Und diese anderen – seine Unterworf … seine Untergeb … seine Mitarbeiter alle zu diesem Betriebsfeier zum 50jährigen Jubiläum der Capitol wollen, kommt ja gar nicht in die Tüte. Was sollen die schließlich da? Vor allem: Was soll Stromberg da? Zwischen all den Ichlingen, die ihm auf die Nerven gehen.

Das Gerücht macht die Runde, dass Capitol sich verschlanken muss – also Standorte schließen, Leute entlassen muss. Das ist dann doch ein Grund für Stromberg, seine Haltung über Bord zu werfen und selbstverständlich zur Betriebsfeier zu reisen und den kompetenten Chef vorzutäuschen, bei allen beliebt, von allen geachtet. Erstaunlich aber, dass Ernie mit dem neuen Personalchef so dicke ist. Die kennen sich nicht nur, die duzen sich auch.

Stromberg wäre nicht Stromberg, wenn er nicht Mittel und Wege fände, der Personal-Statik der Capitol das Fundament zu entziehen – und sich plötzlich im Edelpuff neben all den Bossen der Capitol wiederfindet; allerdings hat Stromberg seine Halb-, Viertel-, On-Off-Freundin Jenniferan der Hand …

Was zu sagen wäre

„Stromberg“, eine der Lichtgestalten deutschen Fernsehschaffens; der Realität abgetrotzt, aufs Maul geschaut mit überschaubaren Zuschauerquoten und bombastischem, nicht enden wollendem Kritikerlob, ist jetzt also eine Kinofigur, zustande gekommen über das neuzeitlich beliebte Crowdfunding – die Fans zahlen die Kinoproduktion ihres Lieblings selbst, weil sich kein Produzent findet, der das Wagnis eingeht. Wohl auch deshalb ist alles wie immer.

Keine störende Überraschung

Ein Film ohne unangenehme Überraschungen. Ich bekomme zwei Stunden Stromberg-Sprüche in Stromberg-Umgebung mit den Stromberg-Charakteren. Einen Kinofilm für die große Leinwand bekomme ich nicht; sieht die zugrunde liegende Pro-7-Comedyreihe ja auch nicht vor. „Ich habe sogar mal einen Deutsch-für-Ausländer-Kurs belegt, nur weil ich mal in was der Beste sein wollte“, ist zum Beispiel ein typischer Ernie-Satz – mit der Pointe: „Aber da war ein Spanier, der noch ein bisschen besser war.“

Alle Figuren spielen ihre Rolle und sprechen zwischendurch mit einem imaginären Reporter hinter der Kamera und erläutern Stimmungen, Mahnungen und Büroweisheiten. Das ist so lustig, wie es im Fernsehen war und so schwer erträglich, wie es im Fernsehen war; wer in einer Büro-Umgebung seinen Beruf fristet, weiß, was ich meine: Die Figuren sind schmerzhaft realistisch in ihrer (leichten) Überzeichnung.

Einen Kinofilm sehen wir nicht

Christoph Maria Herbst darf mit seinem Kloschüsselbärtchen hemmungslos sarkastische Kalauer liefern, wird in zwei Stunden von seiner Capitol-Versicherung übergangen, dann gefeiert, fast in den Vorstand befördert, gefeuert und schließlich SPD-Politiker. Fortsetzung folgt? Hoffentlich nicht. In der kleingeistigen Bürowelt funktioniert das Stromberg-Konzept großartig. In der großen Politik gibt es schon „House of Cards“ in der Original-UK-Version sowie dem US-Ableger; gegen einen Kevin-Spacey-Typen würde Stromberg immer verlieren.

Dass der Film 123 Minuten dauert – und damit nach deutscher Kinobetreiber-Lesart „Überlänge“ mit entsprechendem Zuschlag hat – liegt an den vielen Geldgebern: Filmprojekte wie „Stromberg – Der Film“ lassen sich offenbar nur über Crowdfunding finanzieren, jeder Geldgeber will aufgeführt werden, das macht den Film länger und die Kinokarte teurer. Obwohl es streng genommen kaum die Kriterien für einen Kinofilm erfüllt – eher nach einem Stromberg-Special zum fünften Bürojubiläum oder so. Der Film verlässt die TV-Ästhetik nicht, braucht also das Kino als originären Präsentationsraum nicht.

Wertung: 4 von 8 €uro
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