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Plakatmotiv: Stolz und Vorurteil (2005)

Keira Knightley strahlt
im englischen Frühtau

Titel Stolz und Vorurteil
(Pride & Prejudice)
Drehbuch Deborah Moggach
nach dem Roman von Jane Austen
Regie Joe Wright, UK 2005
Darsteller

Keira Knightley, Talulah Riley, Rosamund Pike, Jena Malone, Carey Mulligan, Donald Sutherland, Brenda Blethyn, Claudie Blakley, Sylvester Morand, Simon Woods, Kelly Reilly, Matthew MacFadyen, Pip Torrens, Janet Whiteside, Sinead Matthews, Roy Holder, Rupert Friend, Tom Hollander, Jay Simpson, Judi Dench, Rosamund Stephen, Samantha Bloom, Cornelius Booth, Penelope Wilton, Peter Wight, Meg Wynn Owen, Tamzin Merchant, Moya Brady, Stephen Humby, Neil James, Greg Lock u.a.

Genre Drama
Filmlänge 129 Minuten
Deutschlandstart
20. Oktober 2005
Inhalt

England im 19. Jahrhundert. „Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass ein Junggeselle im Besitz eines schönen Vermögens nichts Dringenderes braucht als eine Frau!" Das denken sich auch die fünf Bennet-Töchter Jane, Elizabeth, Mary, Kitty und Lydia. Sie müssen reich heiraten, denn eines ist klar: Für sie ist das Familienerbe unerreichbar: Da sie „nur" Töchter sind, fällt es an den Cousin.

Jane, die älteste Schwester, verliebt sich prompt in den wohlhabenden Mr. Bingley. Elizabeth sticht Bingleys Freund ins Auge, der sehr wohlhabende, wohlerzogene und arrogante Mr. Darcy. Arrogant ist er, weiß Elizabeth, weil sie – mehr aus Versehen – ein paar Gesprächsfetzen von Darcy aufschnappt, in denen er ihr ein „ganz passables" Aussehen bescheinigt. Fortan straft Elizabeth Mr. Darcy mit Nicht- bestenfalls aber Verachtung. Zu arrogant und voller Vorurteile tritt er dem Mittelstand gegenüber.

Klarer Fall für Elizabeth: Heirat ausgeschlossen! Dann lieber den charmanten Mr. Wickham, einen erklärten Widersacher von Mr. Darcy. Doch ist der wirklich so aufrichtig, wie er vorgibt? Und vielleicht ist Mr. Darcy gar nicht so verachtenswert, wie es scheint. Zumal er Elizabeth etwas unbeholfen, aber aufrichtig seine Liebe gesteht …

Was zu sagen wäre

Wunderbar! Ein sanfter, zurückhaltender Soundtrack, erlesen fotografierte nebelverhangene britische Landschaften im Morgentau, Donald Sutherland als Vater von Elizabeth, der seine fünf Töchter nebst Gattin mit stoischer Gottergebenheit erduldet, und Keira Knightley als Elizabeth ("King Arthur" – 2004; Tatsächlich… Liebe – 2003; Fluch der Karibik – 2003; "Kick It Like Beckham – 2002).

Man konnte darauf warten, dass der schönen Britin eine erste romantische Hauptrolle angeboten würde nach ihrer herzzerreißenden Vorstellung in Tatsächlich Liebe (2003). Mit der x-ten Verfilmung des Jane-Austen-Klassikers "Pride & Prejudice" war zudem die Gefahr klein, einen Kassenflop zu landen – Austen geht im Kino eigentlich immer, zum Beispiel Sinn und Sinnlichkeit (1995) oder Emma (1996).

Aber alle eventuellen Sorgen waren unbegründet: Knightley trägt den Film auf ihren schmalen Schultern, als wäre sie im verlogenen 19. Jahrhundert groß geworden und hätte nie etwas anderes getan, als schnippisch arroganten Reichlingen den Small Talk zu lehren.

Wir erleben eine Gesellschaft, in der die Frauen darauf aus sind, zu heiraten. Nichts sonst. Wie dem Publikum im 21. Jahrhundert schon in den früheren Jane-Austen-Verfilmungen deutlich gemacht worden ist, erben Töchter nicht. In "Sinn und Sinnlichkeit" müssen drei Schwestern mit ihrer Mutter das angestammte Zuhause verlassen, weil ein Halbbruder erbberechtigt ist. Bei den Bennets wird ein entfernter Cousin das kleine Cottage erben. Die Töchter müssen also angemessen mit Ehemännern versorgt werden. Diesen heute fremden Zustand müssen wir im deutschen Kinosessel erst einmal einordnen, bevor wir uns der ganzen Dramatik und Schönheit dieses Films hingeben können.

Nun ist es bei Jane Austen so, dass sie nicht über das Leben Kammerzofen im frühen 19. Jahrhundert geschrieben hat, sondern über das Leben im gehobenen Bürgertum oder dem "Gentry", dem niederen Adel – wobei Joe Wright die Geschichte anders als in der Buchvorlage nicht im Jahr 1813 ansiedelt, sondern schon im Jahr 1790. Ihm gefiel die Mode von 1813 nicht, er suchte etwas natürlicheres. Austens Heldinnen haben Zugang zu Büchern und auch die Zeit, diese zu lesen. Allerdings haben sie sonst nichts. sie arbeiten nicht, sie lernen nicht. sie warten auf Bälle und dort auf Männer. Elizabeth Bennet, aus deren Perspektive die Geschichte erzählt wird, liest andauernd – Regisseur Joe Wright stellt sie uns in seiner ersten Einstellung in einer langen Kamerafahrt vor, wie sie lesend durch die sonnendurchflutete grüne Landschaft vor ihrem Zuhause spaziert. entsprechend schnellzügig ist sie, die Lieblingstochter ihres Vaters, wenn ihr ein Galan dumm kommt. Knightley bespielt die ganze Klaviatur von Emotionen, von sehr verunsichert bis extrem hochmütig, wunderbar: Man versteht vollkommen, was sie umtreibt.

Donald Sutherland als Ehemann und Vater von fünf Töchtern ist ein Juwel der Schauspielkunst. der Mann, der in seinem Leben die wirrsten, dunkelsten Köpfe gespielt hat, braucht hier nur wenige Gesten und wenige Sätze im Drehbuch, um zu einer der liebenswertesten Figuren der jüngeren Filmgeschichte zu avancieren (Unterwegs nach Cold Mountain – 2003; The Italian Job – Jagd auf Millionen – 2003; The Art of War – 2000; Space Cowboys – 2000; Virus – Schiff ohne Wiederkehr – 1999; Dämon – Trau keiner Seele – 1998; Die Jury – 1996; Outbreak – Lautlose Killer – 1995; Enthüllung – 1994; JFK: Tatort Dallas – 1991; Backdraft – Männer, die durchs Feuer gehen – 1991; Eine ganz normale Familie – 1980; "Die Körperfresser kommen" – 1978; Ich glaub', mich tritt ein Pferd – 1978; Kentucky Fried Movie – 1977; Der Adler ist gelandet – 1976; "Fellinis Casanova" – 1976; 1900 – 1976; Wenn die Gondeln Trauer tragen – 1973; Stoßtrupp Gold – 1970; M.A.S.H. – 1970; Das dreckige Dutzend – 1967) und Rosamund Pike (James Bond - Die another day). Die Produzenten der kleinen feinen Kommerzkunst-Schmiede "Working Title" haben ein Ensemble besetzt, in dem neben Knightley und Sutherland Dame Judi Dench in einem ihrer kratzbürstigen Auftritte und Rosamunde Pike die funkelnden Fixsterne sind.

Dazu scharen sich, als gebe es nichts Schlechtes, geschliffene, witzige Dialoge, eine detailverliebte Ausstattung und eine gefühlvolle Regie, die sich Zeit nimmt und – unauffällig – großartige, lange Kameraeinstellungen zelebriert … und offenbar ein wenig in Keira Knightleys schöne Augen verliebt ist. Diverse Großaufnahmen zeugen davon.

Wertung: 6 von 6 €uro
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