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Kinoplakat: Pets
Süße Viecher, dürre Story, schräge Gags
Titel Pets
(The Secret Life of Pets)
Drehbuch Cinco Paul + Ken Daurio + Brian Lynch + Simon Rich
Regie Yarrow Cheney & Chris Renaud, USA, Japan 2016
Stimmen
Louis C.K., Jan Josef Liefers, Eric Stonestreet, Dietmar Bär, Kevin Hart, Fahri Yardim, Jenny Slate, Jella Haase, Ellie Kemper, Stefanie Heinzmann, Bobby Moynihan, Mario Barth, Lake Bell, Martina Hill, Dana Carvey, Dieter Hallervorden, Hannibal Buress, Frederick Lau, Steve Coogan, Ralf Richter, Albert Brooks, Uwe Ochsenknecht, Tara Strong, Chris Renaud, Florian „LeFloid“ Mundt, Michael Beattie u.a.
aufgeführt sind die us-amerikanischen und deutschen deutschen Synchronsprecher
Genre Animation, Abenteuer
Filmlänge 87 Minuten
Deutschlandstart
28. Juli 2016
Website pets-film.de
Inhalt

Jeden Tag spielt sich in Haushalten auf der ganzen Welt derselbe Vorgang ab: Haustierbesitzer lassen ihre Schützlinge zu Hause für den Arbeitstag zurück. Zwar sind längst nicht alle damit einverstanden, sich Pfötchen drehend der Langeweile hinzugeben. Aber ein so treuer Hund wie Max kann es einfach nicht erwarten, seine Katie wiederzusehen und so bezieht daher direkt vor der Wohnungstür Stellung.

Doch eines Tages bringt sie einen neuen Freund für Max mit, den pelzigen Duke. Zwei Hunde in einem Haushalt sind definitiv einer zu viel – zumindest sieht das Max so. Bei einem Ausflug, als sie sich wieder mal streiten und dabei ihre Halsbänder verlieren, werden sie von Hundefängern geschnappt und weggebracht.

Zum Glück sind Max und Duke nicht allein: Das Zwergspitzmädchen Gidget zum Beispiel, Nachbarin und heimliche Verehrerin von Max, organisiert eine Rettungsaktion, bei der unter anderem die Luftaufklärungsfähigkeiten eines Rotschwanzbussards zum Tragen kommen, der als Beizvogel von einem alten Mann in einem Bretterverschlag auf dem Dach eines Hochhauses gehalten wird. Der mit allen Mörderwassern gewaschenen Raubvogel unterdrückt im Folgenden – im Interesse der gemeinsamen Sache Tier gegen Mensch – immer wieder tapfer seinen Killerinstinkt. Gidget hätte er gern verspeist. Zahlreiche ihrer Freunde – die übergewichtige Katze Chloe, Mops Mel, Dackel Buddy oder Wellensittich Sweetpea – schließen sich der Rettungsaktion an.

Unterdessen lernen die zwei Hunde das teuflische Häschen Snowball kennen, das ganz eigene Pläne schmiedet …

Was zu sagen wäre

Die Haustiere haben sich vom Menschen emanzipiert. In jeder Hinsicht. Anstatt tod im rinnstein zu verenden, wenn Herrchen sie verstößt, organisieren sie sich im Untergrund und planen die Weltrevolution. Auch sind Menschen nicht mehr nötig, um ihnen – wie etwa bei den 101 Dalmatinern – aus der Patsche zu helfen. Ganz im Geiste der edlen Aristocats und Bernard & Bianca bleiben die Tiere unter sich, verbünden sich egen böse Menschen – mal Pelzjäger, mal Kindsentführer, hier sind die Angestellten des städtischen Tierheims die Schurken.

Die Story der Pets ist, naja, nicht der Rede wert. Da sind zwei Buddies, die noch nicht wissen, dass sie Buddies und – vor allem – aufeinander angewiesen sind, die sich im Laufe der Handlung wie Woody & Buzz anfreunden werden. Über ihre Streitereien geraten sie in Teufels Küche, hier ist das die eines extrem entzückenden, aber blutrünstigen Häschens, überwinden alle physischen und biologischen Grenzen der Realität (sie fahren sogar Auto) und können auf eine sehr heterogene Clique von Freunden setzen.

Kinoplakat: PetsEs ist also weniger der dramaturgische Bogen, der diesen Film so schön macht. „Pets“ lebt von entzückender Situationskomik, schönen Ideen – mal der stiellet-Zahn einer ansonsten zahnarmen Python, mal ein im falschen Moment köttelndes Karnickel, hier der Kühlschrankraub einer fetten Katze, dort die grandiose Glitzerfassade der Skyline Manhattans – und ziemlich schrägen Viechern, unter denen Snowball, das Revolutionskarnickel – eine Mischung aus dem Weißen Killerhasen der Ritter der Kokusnuss (1975) und dem Möhrenliebhaber aus  Doug Sweetlands Kurzfilm „Presto“ (2008) – heraussticht. Mit viel Herz haben Yarrow Cheney und Chris Renaud das Klischee des fluffigen Pelzknäuels auf links gedreht und das schneeweiße Langohr zum irren Mafiapaten mutieren lassen.

Auf der Beliebtheitsskala ähnlich weit oben ist Tiberius, der von oben auf die Gesellschaft du unten hinab blickende Rotschwanzbussard – aus Perspektive aller anderen Tiere dieses Films eigentlich ein Killer, muss er seine Triebe dauernd unterdrücken, gibt den Snob und wird zu einer Art Antithese zum Karnickel – wenn auch leider nur in einer Nebenrolle. Die beiden Hauptfiguren, Jack Russel Terrier Max und Mischling  Duke, bleiben wie so häufig in solchen animierten Tierfilmen brav und blass. Ihre Figuren lassen sich im Merchandising zu diesem Film sicher gut verkaufen, weil sie einigermaßen groß und fluffig sind. Aber der Film gehört den anderen Tieren. Und er gehört New York.

Die aoft als Welthauptstadt apostrophierte Metropole bekommt hier einen Lobgesang auf sie zu geschneidert, den Woody Allen kaum besser hin bekäme. Leuchtend rot die herbstlichen Blätter, strahelnd blau und gold schrauben sich die Wolkenkratzer in den Himmel, blau mit weißen Schäfchenwolken ergießt sich der Himmel über Manhattan. Der Detailreichtum der Bilder ist so großartig, wie die Geschichte dünn ist.

Der alternde Basset Pops fasst die Kritik so zusammen: „Ja, gut, wenn man die Zeit hat. Für mich ist jeder Atemzug ein Cliffhanger.“

Wertung: 5 von 8 €uro
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