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Plakatmotiv: Feinde – Hostiles (2017)

Ein ruhiges Roadmovie über
Krieg und seine Menschen

Titel Feinde – Hostiles
(Hostiles)
Drehbuch Scott Cooper
nach einem Manuskript von Donald E. Stewart
Regie Scott Cooper, USA 2017
Darsteller

Christian Bale, Rosamund Pike, Wes Studi, Jesse Plemons, Adam Beach, Rory Cochrane, Peter Mullan, Scott Wilson, Paul Anderson, Timothée Chalamet, Ben Foster, Jonathan Majors, John Benjamin Hickey, Q’orianka Kilcher, Tanaya Beatty, Xavier Horsechief, Bill Camp, Scott Shepherd, Ryan Bingham. Robyn Malcolm, Stephen Lang u.a.

Genre Western
Filmlänge 134 Minuten
Deutschlandstart
31. Mai 2018
Inhalt

New Mexico, 1892: Der verdiente Offizier Joseph Blocker erhält den Auftrag, den kranken Cheyenne-Häuptling Yellow Hawk, der die vergangenen sieben Jahre im Gefängnis verbrachte, in dessen Stammesland nach Montana zu begleiten. Der letzte Wunsch des als unerbittlich bekannten Indianers ist es, zu Hause zu sterben.

Blocker und Yellow Hawk haben eine gemeinsame Vergangenheit, weswegen Blocker den Auftrag nur äußerst widerwillig annimmt. Gemeinsam mit einigen Soldaten und der Familie des Häuptlings bricht die Truppe auf.

Unterwegs stoßen sie auf die junge Witwe Rosalie Quaid, deren gesamte Familie kaltblütig von Komantschen umgebracht wurde. Die traumatisierte Frau schließt sich ihnen an und die Gruppe setzt ihren gefährlichen Weg quer durch das unwegsame Land und eine extrem feindselige Umgebung fort. Schon bald wird klar, dass sie nur als Gemeinschaft im Kampf ums Überleben eine Chance haben …

Was zu sagen wäre

Das 19. Jahrhundert neigt sich dem Ende, der Wilde Westen ist nicht mehr wild, aufmüpfig hier und da, mörderisch auch. Aber das land ist besiedelt, die Ureinwohner in Reservate getrieben oder in Militärlagern hinter Gittern, wenn nicht tot. Und tot sind viele. auf beiden Seiten. Die noch leben, kennen viele Geschichten, haben viel gesehen, Schuld auf sich geladen. Auf beiden Seiten.

Das klingt wie schon mehrmals durchgekaut und das ist es auch und dennoch tut dieser Film diesen aufgeheizten Zeiten gut. Weil er die Alten erzählenb lässt, die mit der großen Erfahrung. Alt sind damals schon Männer wie Christian Bale, alt und reich an Erfahrungen. Regisseur Scott Cooper („Black Mass“ – 2015; „Auge um Auge“ – 2013; „Crazy Heart“ – 2009) weiß natürlich, dass er, will er seine Geschichte im Kino verkaufen, er keine 08/15-Klischees erzählen darf. Tut er nicht. Es gibt keine hasserrüllten Rededuelle zwischem Joe Blocker und Yellow Hawk, obwohl die als Hauptkontrahenten sich so Manches zu erzählen hätten. Es ist im Gegenteil ein sehr stiller Film, in welchem die menschen immer wieder zu kleinen Punkten in einer großen Landschaft werden; in mancher Totalen muss ich mich erst orientieren, bevor ich die kleine Gruppe darin entdecke. Die Welt ist größer als alle Konflikte, die Menschen auf ihr austragen.

Der Score ist zurückhaltend, ruhig, trumpft ganz selten mal mit einer Fanfare auf. Die Menschen reden wenig, sind gefangen in ihren Erinnerungen, was sollen sie noch sagen. Der Film beginnt und endet mit einem Massaker an Familien – eine weiß, die andere, naja, rot sagt man wohl. Beide Male stockt mir der Atem. Dazwischen zwei Stunden Road Movie. Road Mobies sind Filme, die eine Reise abbilden, hier von New Mexico nach Montana, die auch die Charaktere im Inneren antreten; sie verändern sich, lernen, sind am Ende klüger als am Anfang.

Plakatmotiv (US): Feinde – Hostiles (2017)In diesem Film sind die altren Männer schon zu Beginn müde, ermattet von all den Schlachten. Allen voran Christian Bale als Captain Blocker, der kaum die Zähne auseinander bekommt beim Sprechen (The Big Short – 2015; Exodus: Götter und Könige – 2014; American Hustle – 2013; The Fighter – 2010; Terminator: Die Erlösung – 2009; „Todeszug nach Yuma“ – 2007; Batman Begins – 2005; Die Herrschaft des Feuers – 2002; Corellis Mandoline – 2001; Shaft – Noch Fragen? – 2000; American Psycho – 2000; Das Reich der Sonne – 1987). Bale spielt ihn als stoisch Aufrechten, der so in sich zurückgezogen lebt und arbeitet, dass ihn nur ja nichts berühren kann – aber natürlich berührt ihn alles, was er erlebt und damit berührt er uns. Zwischen ihm und Wes Studi, der (Jahrgang 1947) tatsächlich ein alter Mann ist und den Häutling spielt (A Million Ways to Die in the West – 2014; Avatar – Aufbruch nach Pandora – 2009; Heat – 1995; Der letzte Mohikaner – 1992; The Doors – 1991; Der mit dem Wolf tanzt – 1990), hat das Drehbuch eine Witwe gesetzt.

Die ist nun nicht, wie man anfangs annehmen möchte, dafür da, zwei Hitzköpfe abzukühlen. Rosamund Pike (Gone Girl – 2014; A Long Way Down – 2014; The World's End – 2013; Jack Reacher – 2012; Zorn der Titanen – 2012; Barney's Version – 2010; Surrogates – Mein zweites Ich – 2009; Doom – Der Film – 2005; Stolz & Vorurteil – 2005; James Bond 007 – Stirb an einem anderen Tag – 2002) spielt überzeugend die einzige Überlebende des Massakers zu Beginn des Films, ist traumatisiert und bietet der Figur des Joseph Blocker die Möglichkeit, die andere Seite zu zeigen. Als der die Witwe kennenlernt, ist die von vier von Rothäuten abgeschlachteten Familienmitgliedern – Ehemann und drei kleine Töchter – umgeben. Hier hat Christian Bale seine stärksten Momente, sein Captain Blocker weiß genau, was sie erlebt hat und durchmacht. Wie er sich, seine Männer und die Situaton im Griff hat, wie er der Witwe die eingebildete Führung in der emotional heiklen Situation – es sind Rothäute anwesend – überlässt.

Im Laufe seiner 134 Minutenb Laufzeit diskutiert der Film in knappen Worten – keiner der Soldaten ist große Redner – Schuld, Sühne und Gräuel des Krieges, wer hat mehr, wer hat weniger Schuld, wann ist ein Massaker gnadenlos, wann gerechtfertigt, darf Wut einen Soldaten leiten. Es taucht dann später noch ein gefangener Sergeant auf, den die kleine Gruppe in nächste Fort überführen soll, der unter Rothäuten (so heißen die Ureinwohner im Film unablässig, deswegen nenne auch ich sie hier nicht Indianer) eine Schlachterei angezettelt haben soll; dafür soll er nun gehängt werden. Er ist ein früherer Weggefährte von Blocker, der in seinen besten Zeiten selbst ein Schlachter gewesen sein muss. Dieser Nebenzweig der Handlung ist überflüssig. Dass Blocker ein Schlächter war, wissen wir schon nach zehn Filmminuten. Es hätte nicht des gefangenen Sergeanten gebraucht, um eine unterschiedliche Gewichtung unterschliedlicher Massaker zu diskutieren.

Ohne diesen Sergeanten wäre der sehr ruhige Film auch etwa zehn Minuten kürzer geworden, was ihm zum Vorteilt gereicht hätte. Das ist aber auch der einzige Kritikpunkt.

Wertung: 7 von 8 €uro
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