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Plakatmotiv: Pat Garrett jagt Billy the Kid (1973)

Der Wilde Westen wird mit Gewalt gezähmt.
Eine Ballade über Männerfreunde im Umbruch.

Titel Pat Garrett jagt Billy the Kid
(Pat Garrett & Billy the Kid)
Drehbuch Rudy Wurlitzer
Regie Sam Peckinpah, USA 1973
Darsteller

James Coburn, Kris Kristofferson, Richard Jaeckel, Katy Jurado, Chill Wills, Barry Sullivan, Jason Robards, Bob Dylan, R.G. Armstrong, Luke Askew, John Beck, Richard Bright, Matt Clark, Rita Coolidge, Jack Dodson u.a.

Genre Western
Filmlänge 122 Minuten
Deutschlandstart
26. Oktober 1973
Inhalt

Das Jahr 1909: Der alt gewordene Pat Garrett wird von den Leuten, die ihn vor 28 Jahren für die Jagd nach Billy the Kid angeheuert hatten, in einem Hinterhalt erschossen.

Rückblende, das Jahr 1881. Pat Garrett steht kurz vor der Ernennung zum Sheriff. Er trifft in Fort Sumner Billy the Kid, einen alten Freund, der es mit dem Gesetz nicht so genau nimmt.

Garrett warnt Billy, denn die Mächtigen der Region wollen, dass er das Land verlässt. Plakatmotiv (US): Pat Garrett jagt Billy the Kid (1973) Er, Garrett, ist angeheuert, dafür zu sorgen, dass Billy das auch tut.

Aber Billy nimmt es auch mit der Drohung seines alten Freundes nicht so genau …

Was zu sagen wäre

Am Anfang verabschieden sich zwei Freunde voneinander in der Gewissheit, demnächst aufeinander zu schießen. Es liegt, auch mit der Musik von Bob Dylan, von Beginn an ein Schleier der Melancholie des Abschieds in der Luft. Abschied von Freunden, Abschied von Heimat, von Lebensentwürfen, von einer zu Ende gehenden Epoche. Die Pioniere sind in der Mehrzahl zu Siedlern geworden, die keine neuen Pioniere haben wollen – und auch keine alten Gangster mehr. Zäune haben das weite Land in Eigentum aufgeteilt. Sam Peckinpah ("Getaway" – 1972; Junior Bonner – 1972; Wer Gewalt sät – 1971; The Wild Bunch – 1969; Sierra Charriba – 1965) erzählt eine Geschichte aus der Zeit, in der der Wilde Westen mit Gewalt gezähmt wurde.

Die ehemaligen Pioniere leben jetzt in Städten mit Straßen, Schulen, Vorhängen an den Fenstern und einer zwiespältigen Gewaltenteilung. Die Farmer, Kaufleute, Buchhalter haben die Gewalt delegiert an Männer, von denen sie einst bedroht wurden, die längst aber nicht mehr als Revolverhelden Legende sind, sondern am Rand der Gesellschaft stehen, ohne Geld. Die einen bleiben also Outlaws und besorgen sich, was sie zum Leben brauchen, die anderen heften sich einen Sheriffstern an die Brust – Söldner des Gesetzes. Nur, dass das Gesetz noch kein Richter ist. Das Gesetz ist ein Viehbaron; Pat Garrett arbeitet nicht für den Staat, er arbeitet für Chisum. Große Landbesitzer, die das „Land einzäunen“. Billys Leben in Fort Sumner gleicht gegen die Geregelte Ordnung eher einer linken WG im Widerstreit mit der paternalistischere Ordnung.

Die einfachen Leute leiden unter der Macht der Großen, sterben derweil zu Bob Dylans "Knockin' on Heaven's Door".

Als dann der Outlaw Billy sich einmal aus den vergitterten Fängen des Gesetzes-Söldners Pat befreien kann, reitet er unbehelligt aus der Stadt. Um ihn herum lauter Stadtbewohner, einige bewaffnet, die sich für sicht zuständig erklären, den Mann aufzuhalten. Plakatmotiv (Fr.): Pat Garrett jagt Billy the Kid (1973) Niemand zieht eine Waffe, eine ganze Dorfgemeinschaft sieht zu, wie der Delinquent, an dessen Galgen die Kinder spielen, einfach davon reitet – die Siedler sind friedlich, feige, wollen ihre Scholle, keinen Bill und vielleicht reitet er ja für immer davon.

Spätestens seit Butch Cassidy and the Sundance Kid (1968) erlebt die Perspektive der (edlen) Schurken, die ihren way of life verteidigen, einen zweiten Frühling. Jason Robards (Spiel mir das Lied vom Tod – 1968; Die fünf Geächteten – 1967; Höchster Einsatz in Laredo – 1966), der den Senator Lew Wallace als rational urteilenden Melancholiker spielt, fasst das Dilemma der Epoche zusammen: „Dieses Territorium ist riesig und primitiv. Es gibt Geld, wachsende Investitionen und politische Interessen. Wir müssen diese Investitionen schützen, damit das Gebiet wachsen und gedeihen kann.

Das Erzähltempo ist das des Italowesterns, ebenso das Outfit, die Szenerie – eher schmuddelig, abgehangen, ausrangiert. Hollywood inspirierte Italo. Italo renoviert nun Hollywood.

Wertung: 6 von 8 D-Mark
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