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Plakatmotiv: Der jüngste Tag (1951)
Ein beklemmendes Spektakel
Titel Der jüngste Tag
(When Worlds collide)
Drehbuch Sydney Boehm
nach dem Roman „When Worlds Collide“ von Philip Wylie und Edwin Balmer
Regie Rudolph Maté, USA 1951
Darsteller Richard Derr, Barbara Rush, Peter Hansen, John Hoyt, Larry Keating, Rachel Ames, Stephen Chase, Frank Cady, Hayden Rorke, Sandro Giglio, Kirk Alyn, Gertrude Astor, Robert Chapman, Gene Collins, James Congdon, Marcel De la Brosse, Estelle Etterre, Sam Finn, Paul Frees, Art Gilmore u.a.
Genre Science Fiction, Drama
Filmlänge 83 Minuten
Deutschlandstart
16. Mai 1952
Inhalt

Im Kepler-Observatorium in Südafrika entdeckt der Astronom Bronson, dass sich zwei gigantische Himmelskörper auf die Erde zubewegen: der Planet Bellus und sein Trabant, der Planet Zyra. Bronson beauftragt den Piloten Randall, seine Untersuchungsergebnisse sofort zu seinen Kollegen in den USA, an deren Spitze Dr. Hendron, zu bringen. Hendron überprüft den Bericht sofort und erkennt, dass Bronson recht hat.

Zuerst wird der kleinere Zyra an der Erde vorbeiziehen und durch seine Schwerkraft furchtbare Verheerungen durch Erdbeben, Vulkanausbrüche und hunderte von Metern hohe Flutwellen anrichten, bevor Bellus mit der Erde kollidieren und diese völlig vernichten wird. Hendron und einige Kollegen informieren daraufhin die UNO. Die Vollversammlung reagiert mit Unglauben, da Bronsons Entdeckung von vielen Astronomen angezweifelt wird. Als jedoch schließlich feststeht, dass Bronson recht hat, bleiben der Menschheit nur noch 90 Tage, dann wird alles Leben auf der Erde vernichtet.

Hendron und seine Kollegen bauen daraufhin nach kurzer Planungszeit ein Raumschiff, eine Art Arche Noah, um eine kleine Gruppe zu retten, die die Menschheit vor der völligen Auslöschung bewahren soll. Das Schiff soll kurz vor der Kollision mit Bellus gestartet werden und nach Zyra fliegen, wo man lebenstaugliche Bedingungen vorzufinden erhofft. Der Milliardär Stanton, ein verkrüppelter und verbitterter Mann, finanziert das Projekt, um sein Leben zu retten. Das Raumschiff kann nur 50 Menschen fassen. Als Insassen stehen Hendron, Stanton, Randall als Pilot und einige andere unentbehrliche Wissenschaftler fest, der Rest wird unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Projektes ausgelost.

Plakatmotiv (US): When Worlds collide – Der jüngste Tag (1951)Zyra fliegt dicht an der Erde vorbei und richtet die erwarteten Verwüstungen an. Das Raumschiff wird gerade noch rechtzeitig fertig. Als es zum Start kommt, der Zusammenstoß mit Bellus steht in wenigen Minuten bevor, greifen die Menschen, die zurückbleiben sollen, zu den Waffen und stürmen die Start-Plattform der Rakete …

Was zu sagen wäre

Dieser Film stellt, sechs Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs, die Frage: Was würdest Du tun, wenn Du wüsstest, Du hast nicht mehr viel Zeit? Diese Frage steckt einerseits vielen Überlebenden noch in den Knochen, andererseits all jenen, die sich plötzlich einer neuen Bedrohung gegenübersehen, der durch die raketen des sowjetischen Imperiums. Insofern ist dieser Film, der Trickfilmspezialist George Pal produziert hat, höchst aktuell.

David Randall, der Pilot und Draufgänger geht in seine letzten Tage, indem er sich seine südafrikanischen Zigaretten mit 10-Dollar-Noten anzündet. Dann verguckt er sich in die patente Joyce, Tochter des entscheidenden Wissenschaftlers dieses Dramas, die sich anschickt, einen Arzt zu heiraten, sich dann aber auch in den flotten Piloten und Draufgänger verguckt. In der Folge gibt es pathetische Szenen voller Heldentum, in dem der eine Mann zugunsten des anderen Mannes verzichtet, alles zum größeren Glück der Frau und da dürfen wir im Kinosessel schon mal die Hände vors gesicht schlagen, so absurd wird da manch romantische Regung abgehakt. Aber irritierender ist, dass die UNO gerade noch feststellen kann, dass sie sich als Weltorganisation nicht einigen kann, und daraufhin, so heißt es im Film, an verschiedenen Orten des Planeten Menschen individuell daran arbeiten, sich zu retten, bevor der ganze Planet zerstört wird – eine gemeinsame, weltweite Aktion zur Rettung möglichst Vieler wird nicht einmal erwogen.

Irritierend ist das deshalb, weil es nah an der Realität erzählt ist. Da gibt es diesen verbitterten Millionär im Rollstuhl, der eine Rettungsaktion zu finanzieren bereit ist, wenn er die Bedingungen stellen darf. Das lehnen die Wissenschaftler (natürlich) ab, aber es geht dann auch immer nur um  ein Raumschiff, das 40 Menschen aufnehmen kann – 40 Menschen von rund 6 Milliarden. Unter ihnen ist dann ein kleiner Junge namens Mike. Abgesehen davon, dass seine dramatische Rettung vom Dach eines von Fluten umtosten Hauses natürlich richtig ist, stellt sich am Ende die Frage, was man mit ihm anfangen soll.

Während der Flucht von der kurz vor der Zerstörung stehenden Erde wird Mike Pate dreier wirklich süßer Hundebabies. Aber was soll die ausgewählte Mannschaft für die neue Menschheit mit dem etwa zehnjährigen Mike anfangen? Eine gleichaltrige Michaela gibt es nicht. Soll er seine Fruchtbarkeit in Frauen pumpen, die 20 Jahre älter sind als er, um später, wenn er das Mannesalter erreicht hat, zu Erhaltung der menschheit seine eigenen Töchter zu befruchten? Zum Glück sind noch ein paar andere Evas und Adams an Bord, die den Fortbestand der Menschheit garantieren können – der Junge Mike zeigt nur gewisse Automatismen, an denen Hollywood nicht vorbeikommet: Und wenn die Welt untergeht, ein Junge und ein Hund müssen zwingend überleben!

Trotz solcher Stoffeligkeiten ist „When Worlds collide“ unterhaltsames Spannungskino. Die Spezial Effekte, mit denen unsere Erde hier Stück für Stück auseinander genommen wird, sind sehr gut. Die eingangs erwähnte Frage Was würdest Du tun, wenn … wird auf vielfältige Weise beantwortet. Und so albern das in der Realität außerhalb des Kinos scheint, dass die Rettungs-Arche nur 40 Menschen aufnehmen kann, erleichtert sie es dem Zuschauer im Kino doch, das Schicksal sowohl der Mitfliegenden als auch der Zurückbleibenden hautnah zu nachzuvollziehen.

Zwei Szenen sind es, die am Ende viel mehr Beklemmung auslösen, als der Untergang unseres Planeten, den dieser Film bemerkenswerterweise in letzter Konsequenz dann auch nicht zeigt: Zuerst sind die Diplomaten am großen Runden Tisch der Vereinten Nationen nicht in der Lage, die für alle identische, weltweite Bedrohung, die sogar ein klares zeitliches Ultimatum beinhaltet, zu erkennen, beziehungsweise, einvernehmlich zu bekämpfen. Und später wiegelt ein Brüllaffe die Masse der nicht zur Rettung Auserwählten auf, zu den Waffen zu greifen, um sich ihren Platz auf der Arche zu erkämpfen. Dabei ist allen klar, dass es 40 Plätze gibt, und sollten die 40 vernichtet werden, es weitere 40 gibt … und so weiter. Alle wissen, dass dieses Spiel bei 6 Milliarden Erdenbewohnern kein vernünftiges Ende nehmenn kann; aber sie brüllen, schießenm und wüten trotzdem.

Als gäbe es angesichts solcher Nachbarn nichts besseres, was man mit seinen letzten Minuten auf Erden anfangen könnte …

Wertung: 5 von 6 D-Mark
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