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Plakatmotiv: Rocky (1976)

Ein Underdog-Film
erschafft Kino-Ikone

Titel Rocky
(Rocky)
Drehbuch Sylvester Stallone
Regie John G. Avildsen, USA 1976
Darsteller

Sylvester Stallone, Talia Shire, Burt Young, Carl Weathers, Burgess Meredith, Thayer David, Joe Spinell, Jimmy Gambina, Bill Baldwin, Al Silvani, George Memmoli, Jodi Letizia u.a.

Genre Drama
Filmlänge 119 Minuten
Deutschlandstart
1. April 1977
Inhalt

Rocky Balboa, drittklassiger Berufsboxer aus dem Italienerviertel zu Philadelphia, erhält die Chance seines Lebens, als es dem regierenden Schwergewichts-Champion Apollo Creed gefällt, zwecks Promotion und in Ermangelung geeigneter Gegner irgendeinem namenlosen Underdog die Chance auf einen Titelkampf zu bieten.

Rocky geht in ein eisenhartes Training, bleibt durch die Zuneigung einer schüchternen Verkäuferin trotz allen Rummels auf dem Teppich und liefert dem haushohen Favoriten wider Erwarten die Schlacht seines Lebens …

Was zu sagen wäre

Nominiert für zehn Oscars, geadelt schließlich mit den drei für Schnitt, Regie und Bester Film. Das sorgte in Tinseltown und den intellektuellen Feuilletons für Unbehagen. So ein Film? Und dann Oscar für den Besten Film, obwohl Martin Scorseses Taxi Driver ebenfalls im Rennen war? Und wenn der nicht, dann doch wenigstens Pakulas Die Unbestechlichen? Oder wenigstens Network! Aber dieser Underdog-Boxer? Von diesem Stallone ("Cannonball" – 1976; "Fahr zur Hölle, Liebling" – 1975; "Frankensteins Todesrennen" – 1975; Der letzte Ausweg – 1973; Bananas – 1971)?

Rocky, der Film wurde ebenso unterschätzt, wie Rocky, der Boxer. Der Film ist klassisches Drama vom kleinen Mann, der sich nach oben kämpft. Es ist der amerikanische Traum, der als Hoffnung unter vielen Namen in den Köpfen der Menschen lebt. Dazu gehört dann auch, dass der Held schließlich an die Goldene Pforte klopft und gewinnt, weil die Pforte verschlossen bleibt und er – vordergründig – verliert.

Das Drama ist mehr als irgend so ein Film über einen Boxer. Es zeichnet eine Milieustudie der US-Underdogs – der kleinen Leute, die von Job zu Job leben, Kleinkriminelle und Kopf-über-Wasser-Halter; lebte Rocky in New York, hätte Stallone wahrscheinlich als Bruder im Geiste von Martin Scorsese und seinen Filmen aus Little Italy gegolten. Noch dazu erzählt Rocky eine wunderbare, wortkarge Liebesgeschichte über zwei Menschen, die sich einfach finden und als sie sich dann haben, glücklich sind mit dem, was sie gefunden haben.

Erster Großeinsatz für die Steady Cam

Fünf Monate bereitete sich Stallone auf seine Rolle vor. Trainiert wurde er von Ex-Boxprofi Jimmy Gambina. Trainiert wurde auch an der Kamera. Die damals noch neue SteadyCam kam zum Einsatz, ein Kamerasystem – eigentlich ein Kamera-Tragegurt mit Federn, Gewichten und Gegengewichten – das es erlaubt, ruhige, schwebende Sequenzen zu drehen, ohne auf Dolly, Schienen oder Stativ angewiesen zu sein. Stallone legte Wert darauf, das die Boxszenen echt aussehen. Das Ergebnis wirkte 1976 schmerzhaft realistisch. Die Schläge, die Rocky im Ring bekommt, tun noch im Kinosessel weh.

Stallone zufolge ist sein Drehbuch, mit dem er lange bei den Hollywood-Studios hausieren ging, eine Hommage an den weißen Boxer Chuck Wepner, genannt der „Bayonne Bleeder” („Bluter von Bayonne”). Der 36-jährige Wepner hatte im März 1975 die Gelegenheit erhalten, gegen Schwergewichts-Champion Muhammad Ali anzutreten. Wepner hielt bis wenige Sekunden vor Schluss der 15. Runde durch und verlor dann durch durch KO. In der 9. Runde hatte Wepner Ali einen rechten Haken unters Herz versetzt. Ali wurde angezählt. Stallone war beeindruckt von Wepners Kampfgeist. Zu diesem Zeitpunkt hatte er kleine Rollen in kleinen Filmen gespielt, höfliche Kritiken erhalten, aber es ging nicht weiter, also versuchte er, sich mangels Engagements vor der Kamera eine Laufbahn als Drehbuchautor zu etablieren – mit bescheidenem Erfolg.

Stallone boxt sich zur Hauptrolle durch

Für das Drehbuch zu Rocky benötigte Stallone im Juni 1975 angeblich nur dreieinhalb Tage. Das Buch Produzenten schmackhaft zu machen, dauerte erheblich länger. Knackpunkt war vor allem die Titelrolle. Das Buch fanden vierschiedene Produzenten noch in Ordnung, aber Stallone beharrte darauf, selbst die Hauptrolle zu übernehmen – den Produzenten schwebten aber die die damals populären Ryan O'Neal oder James Caan („Der Pate” - USA 1972) vor. Am Ende gab es eine Einigung, die Stallone 300.000 Dollar für sein Drehbuch brachte, sowie ein bescheidenes Honorar von 20.000 Dollar und einer niedrigen Gage von 620 US-Dollar wöchentlich. Allerdings ließ sich Stallone auch mit zehn Prozent am Einspielergebnis beteiligen – das erwies sich für den Underdog als Glücksgriff

Die Produktionskosten lagen bei etwa einer Million Dollar. Weltweit hat der Film rund 225 Millionen Dollar eingebracht.

Wertung: 9 von 9 D-Mark
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