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Plakatmotiv: RoboCop (1987)

Ein doppelbödiger Thriller
Ein großartiger Actionfilm

Titel RoboCop
(RoboCop)
Drehbuch Edward Neumeier & Michael Miner
Regie Paul Verhoeven, USA 1987
Darsteller

Peter Weller, Nancy Allen, Dan O'Herlihy, Ronny Cox, Kurtwood Smith, Miguel Ferrer, Robert DoQui, Ray Wise, Felton Perry, Paul McCrane, Jesse D. Goins, Del Zamora, Calvin Jung, Rick Lieberman, Lee de Broux u.a.

Genre Drama, Action
Filmlänge 102 Minuten
Deutschlandstart
7. Januar 1988
Inhalt

Detroit, Michigan, USA – die nahe Zukunft. Die Polizei wurde privatisiert; sie gehört jetzt zum Konzern OCP (Omni Consumer Products). OCP plant „Delta City“ – Detroit soll von Kriminalität gereinigt und neu erschaffen werden. Dabei helfen soll eine ganz neue Art von Polizist. Nach vielen schief gelaufenen Experimenten mit reinen Roboterkräften will man es nun mit einem Cyborg probieren, eine Mischung aus Mensch und Maschine.

Als der Polizeibeamte Alex J. Murphy bei einem Einsatz von Bandenboss Clarence Boddicker zu Tode gefoltert wird und Wiederbelebungsmaßnahmen scheitern, bemächtigt sich OCP seines Leichnams, um daraus den Prototyp seines Programms anzufertigen. Murphys Gehirn, Gesicht und weitere Teile seines Körpers werden in einen Roboter eingebaut. Ohne bewusste Erinnerung an seine Vergangenheit, Persönlichkeit und mit einem computergestützten Gedächtnis erwacht Murphy als Maschinenmensch zu neuem Leben. Bald etabliert sich dieser sogenannte „RoboCop“ als praktisch unbesiegbare und bei der Bevölkerung beliebte Universalwaffe gegen die Kriminellen der Stadt.

Nur Murphys ehemalige Kollegin Anne Lewis ist skeptisch und erkennt im unpersönlichen Polizeiroboter den Kollegen, der vor ihren Augen erschossen wurde. In RoboCop selbst regen sich Erinnerungsfragmente an sein früheres Leben. Er beginnt nach seiner Identität zu forschen und spürt schließlich Murphys Mörder auf. Dabei scheucht er allerdings auch ein Wespennest auf, dessen korrupte Elemente bis in die oberen Etagen der Stadt reichen …

Was zu sagen wäre

Ein guter Science-Fiction-Film extrapoliert die Gegenwart in eine nahe Zukunft und überspitzt das Heute. Nach diesem Maßstab ist Paul Verhoeven "RoboCop" ein perfekter Science-Fiction-Film. Was wäre, wenn Menschen mit Maschinenteilen überleben könnten, dann aber programmierbar wären wie Roboter? Aber wie programmierbar sind Maschinenmenschen am Ende? Ein interessantes Drama. Was wäre, hätte der Terminator Gefühle? Er hieße "Murphy" und wäre keine Freude für seine Erbauer. Der Holländer Paul Verhoeven hat eine Figur erschaffen, die das Zeug zum Klassiker des Kinos hat.

Eingepackt in einen fantastischen Actionfilm debattiert Verhoeven die philosophische Frage, wie lange eine Maschine eine Maschine und ab wann sie als Mensch gelten muss. Offensichtlich ist das an den lebenden Überresten des Polizisten Alex Murphy zu erkennen, von dem nur noch biologisch rudimentäre Einzelteile und das Gehirn übrig sind. Auf einer zweiten Ebene aber debattiert der Film die Frage auch auf der sozialen Ebene: Die Männer der OCP sind Menschen aus Fleisch und Blut, aber in ihrem Konzerndenken zu kalten Konzernmaschinen mutiert, denen wirtschaftliche Interessen über menschliche Regungen gehen. Einerseits bietet "RoboCop" also State-of-the-Art-Action. Andererseits eine doppelbödige Geschichte über den Wert des Menschen und die Gesellschaft der Zukunft: Was lenken noch frei gewählte Politiker und deren Institutionen (wie etwa die Polizei) und welche Macht haben börsennotierte Unternehmen in einem unterfinanzierten Staat? Unternehmen, die im Auftrag dieses unterfinanzierten Staates die Sicherheitsstruktur dieses Staates bauen sollen. In Verhoevens Vision hat ein Konzern, OCP, die Kontrolle über das ehemals demokratische Staatswesen so gut wie übernommen; er steht in den Startlöchern, eine ganz neue Stadt „ohne Verbrechen“ zu errichten, die nicht mehr Politiker kontrollieren, sondern OCP und Dealer, die die einfachen Arbeiter mit ihren Drogen ruhig stellen und gefügig machen sollen.

In einer zentralen Szene des Films geht Verhoeven einen wunderbar unorthodoxen Weg. Als Murphy stirbt, sind wir in der Subjektiven "Murphys" und bleiben dort minutenlang und zunächst in Schwärze – Murphy ist ja tot. Als wir wieder ein Bild (auf der Leinwand) haben, hat es Bildzeilen, wie ein Fernsehschirm. Über uns werkeln mehrere Menschen in weißen Kitteln und schrauben an unserer Optik, bis die Zeilen verschwinden. Dann ist wieder Schwarz, dann sehen wir einen OCP-Gewaltigen, der entscheidet, unseren derangierten Arm gegen einen Metallarm zu tauschen. Das ist grandios in seiner simplen Klarheit – grausames Fühlkino. Unmittelbar davor hat Verhoeven eine Szene gebaut, die geht mir nicht mehr aus dem Kopf: Wenn Murphy von Clarence Boddicker erschossen wird – „eine kugelsichere Weste also, wie?“ Das tut körperlich weh und ist in seiner Gnadenlosigkeit ein Solitär.

Der Film hat 13 Millionen Dollar gekostet. Allein in den USA spielte er 53,4 Millionen Dollar ein.

Wertung: 10 von 10 D-Mark
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