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Plakatmotiv (US): Saddle the Wind – Vom Teufel geritten (1958)
Majestätische Landschaften
für ein Kain-und-Abel-Drama
Titel Vom Teufel geritten
(Saddle the Wind)
Drehbuch Rod Serling + Thomas Thompson
Regie Robert Parrish, USA 1958
Darsteller Robert Taylor, Julie London, John Cassavetes, Donald Crisp, Charles McGraw, Royal Dano, Richard Erdman, Douglas Spencer, Ray Teal u.a.
Genre Western
Filmlänge 84 Minuten
Deutschlandstart
12. September 1958
Inhalt

Steve Sinclair hat wilde Jahre als Revolverheld hinter sich. Nun hat er sich zur Ruhe gesetzt und betreibt eine Farm in einem Tal, das dem reichen Rancher Deneen gehört. Deneen schätzt Steve.

Dessen jüngerer Bruder Tony ist ihm jedoch nicht sympathisch. Vor allem missfällt ihm Tonys Leidenschaft für Waffen. Deneen hasst Schusswaffen, seit er einen Sohn in einer Schießerei verloren hat.

Plakatmotiv (US): Saddle the Wind – Vom Teufel geritten (1958)Auch Steve missfällt vieles an seinem Bruder, aber er hängt zugleich an ihm. Aber als der von einer Viehauktion heimkehrt auf die Farm, hat er eine Verlobte von der Saloon-Bühne dabei und einen spezialgefertigten Revolver: „Ich bin nicht mehr dein kleiner Bruder! Ich bin dein gleichberechtigter Partner!

Im Saloon legt sich Tony mit einem Mann an, , der eine alte Rechnung mit Steve zu begleichen hat. Als Tony sich zum Duell aufstellt, geht Steve dazwischen – zu spät: Tony erschießt den Fremden. Jetzt, mit seinem ersten Sieg in einem Duell, hält sich Tony seinem Bruder gegenüber erst recht für ebenbürtig, der ihn allein aufzog, seit er vier warund dessen Pistolenkünste Tony immer bewundert hat. Jetzt, im Saloon, hat er einen Gruznd zu feiern und als er nachmittags heimkehrt, ist er sturzbetrunken und trifft auf eine Gruppe Siedler.

Die Leute beanspruchen hier Land und wenn Steve ihn nicht im letzten Moment gebremst hätte, Tony hätte ein Blutbad angerichtet. Zunehmend entfremdet sich der enttäuschte Tony von seinem großen, „feigen“ Bruder.

Wie sich herausstellt, war das Blutbad nur aufgeschoben. Nicht aufgehoben…

Was zu sagen wäre

Die Zeit, als in den Weiten des Westen erste Zäune und Stacheldraht Weideland zerstörten, gibt den Hintergrund für ein Kain-und-Abel-Stück, in dem die Protagonisten der blutigen Landnahme des Wilden Westens nicht zur Ruhe kommen, weil ihre Nachkommen von Recht, Gesetz bnd der Macht der Worte nichts halten. Die hatten nicht gegolten, als sie klein waren und ihre Väter vermeintliche Helden am Schießeisen waren, warum sollen sie jetzt, wo die Alten nur reden, nur Frieden wollen, auf den Spaß der Macht verzichten. Es ist die Saat der Gewalt, die immer wieder aufgeht. Und Bruder gegen Bruder stellt.

Robert Taylor (Karawane der Frauen – 1951; Quo Vadis – 1951) spielt Steve, den großen Bruder, der von der Gewalt seiner jungebn ahre nichts mehr wissen will und tut, was ein Mann eben tun muss, wenn es nichts mehr zu schießen gibt. Er wird Farmer. Taylor spielt seinen Steve zweischen besonnener Ruhe und melancholischer Unerbittlichkeit. Als die Siedler auftauchen, die – urkundlich belegt – im Tal ein Stück Land beanspruchen, das sie einzäunen wollen, damit nicht fremde Herden, also Deneens und Steves Herden, hier grasen, passt Steve das nicht, aber er akzeptiert das Gesetz. Tony akzeptiert das nicht und geht vor, wie er es als Kind gelernt hat. Stacheldraht in der Prairie ist gegen die Ordnung. Er greift zum Revolver. Aber die Zeiten der Revolvermänner ist vorbei.

John Cassavetes („Affaire in Havanna“ – 1957), der gerade den Weg vom Darsteller in TV-Serien auf die Kinoleinwand ist, besticht als Tony vor allem durch ein diabolisches Lächeln, das ihn gleich ausweist als einen, dem nicht zu trauen ist. Cassavetes legt diesen Tony als einen an, der als Mann gelten will, dabei aber Kindertänzchen aufführt – „Ich glaube nicht, dass Tony geboren worden ist. Ich glaube, irgendjemand hat ihn eingeklemmt in einen Pistolenlauf gefunden, hat den Abzug gezogen und ihn in die Welt geschossen.“ Die sadistische Gier in seinen Augen lässt das Unheil schon an die Tür klopfen, als alles noch eitel Sonnenschein. Das macht es Regisseur Robert Parrish („Flammen über Fernost“ – 1954) einfacher, Tonys Höllenfahrt zu beschleunigen, ohne sie lange psychologisch erklären zu müssen.

Die Frau im Spiel, Joan, bleibt ein Rätsel. Ihr Hintergrund ist diffus, Sängerin im Saloon war sie, als sie ihn kennenlernte; da wird sie allerhand erlebt haben. Julie London spielt sie mit strenger Aura und so inhaltsleer wie ihre Herkunft ist. Muss schrecklich gewesen sein, dass sie mit einem wie Tony aus dem Saloon geht, den sie sich dann konsequent vom Leib hält. Eigentlich, wir ahnen es schnell, ist sie im Film auch für Robert Taylor vorgesehen, der als Mann, als Held der Geschicht am Ende nicht allein in den Sonnenuntergang reiten kann. Mit ihr können auch die psychologischen Notwendigkeiten geklärt werden, die Tonys Hang zur Gewalt menschlich abfedern sollen – schließlich soll nicht nur Steve seinen Bruder lieben, auch die Zuschauer sollen ihn – wenigstens – mögen; und wer halt mit den Waffen und Heldentaten des Bruders aufwächst, greift irgendwann – weil er so sein will, wie der angebetete große Bruder – selbst zu Waffen.

Dieser dramatische Western, der sich für den Aufbau seiner Geschichte und das Schüren des Konflikts erfreulich wenig Zeit nimmt, um dann gleich zum Wesentlichen – die Auseinandersetzung der beiden Brüder – zu kommen, besticht durch fantastische Panoramaufnahmen, die die Weite des Landes spürbar machen. Vor allem in Einstellungen, in denen die Kamera auf der Main Street der Kleinstadt steht, erheben sich majestätisch im Bildhintergrund grüne Hügel, blaue Berge und der weite Himmel.

Wertung: 4 von 6 D-Mark
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