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Plakatmotiv: M.A.S.H. (1970)

Wenn Krieg schon unsinnig ist, sollte man
wenigstens einen Martini zur Hand haben

Titel M.A.S.H.
(MASH)
Drehbuch Walter HillRing Lardner, Jr.
nach dem Roman „MASH – A Novel About Three Army Doctors“ von Richard Hooker
Regie Robert Altman, USA 1970
Darsteller Donald Sutherland, Elliott Gould, Tom Skerritt, Sally Kellerman, Robert Duvall, Roger Bowen, Rene Auberjonois, David Arkin, Jo Ann Pflug, Gary Burghoff, Fred Williamson, Michael Murphy, Indus Arthur, Ken Prymus, Bobby Troup u.a.
Genre Komödie, Krieg
Filmlänge 116 Minuten
Deutschlandstart
27. Mai 1970
Inhalt

Kurz vor der koreanischen Grenze steht das Mobile Army Surgical Hospital – im Allgemeinen nur M*A*S*H genannt. Das ist aber auch schon alles, was dieses mobile Lazarett mit den anderen gemeinsam hat, denn dieses gleicht eher einer Irrenanstalt.

Für die Ärzte Trapper, Hawkeye und Duke, zählt es mehr die nächste Krankenschwester flach zulegen und Erektionsstörungen zu behandeln, als sich um die richtigen Patienten zu kümmern. Im Feldlazarett angekommen, geraten sie mit ihrem Zeltkameraden, Major Frank Burns, in Streit, da dieser die Dienstvorschriften sehr ernst nimmt, seine Religiosität zur Schau stellt und Abstinenzler ist. Hawkeye und Duke beschweren sich beim Kommandanten der Einheit, Colonel Henry Blake, er möge Burns aus ihrem Zelt entfernen und mindestens noch einen Chirurgen für sie anfordern.

Der neu eingetroffene Chirurg, Captain „Trapper“ John McIntyre, ist nach dem Geschmack von Hawkeye und Duke und zudem ein hervorragender Chirurg. Gleichzeitig mit ihm kommt auch eine neue Chefkrankenschwester, Major Margaret O’Houlihan, an, die sich ihrerseits mit Burns sehr gut versteht. O’Houlihan und Burns wollen nun dem Trio der Chirurgen das Leben zunehmend schwer machen, indem sie gemeinsam einen Beschwerdebrief an das Oberkommando über die Zustände im Lazarett verfassen. Sie werden jedoch rasch gebremst: Bei einem Techtelmechtel der beiden schiebt jemand ein Mikrofon unter die Zeltplane, und Trapper schließt es an die Beschallungsanlage des Lagers an, sodass alle die Liebesgeräusche der beiden hören können, unter anderem „… meine Lippen sind so heiß!“ O’Houlihan trägt von nun an den Spitznamen „hot lips“.

Pfarrer Mulcahy, der Feldkaplan, erzählt Hawkeye, dass ihm der Zahnarzt des Lazaretts Waldowski, auch genannt der „schmerzlose Bohrer“, ein sehr schwerwiegendes Problem in der Beichte anvertraut habe. Wegen des Beichtgeheimnisses könne er nur sagen, dass Waldowski neulich geäußert habe: „Poker ist ja auch nur ein Spiel“, daran sei zu erkennen, wie schlimm es um Waldowski stehe. Der dadurch alarmierte Hawkeye befragt Waldowski, der ihm erklärt, er habe bei einer Krankenschwester sexuell versagt. Er habe daraufhin über Donjuanismus gelesen: eigentlich sei er homosexuell. Daher werde er sich umbringen.

Trapper und Hawkeye werden nach Kokura in Japan geschickt, um einen GI, den Sohn eines Kongressabgeordneten, zu operieren. Das geht relativ reibungslos über die Bühne, doch werden sie beim Verlassen des Krankenhauses gebeten, einen amerikanisch-japanischen Säugling am Herzen zu operieren, da dieser sonst sterben würde. Die beiden Ärzte behandeln das Kind, doch legen sie sich dadurch mit dem Kommandanten des Hospitals, Colonel Wallace Merrill, an. Auch dieses Problem lösen die beiden, indem sie Merill narkotisieren, nackt zu einer Geisha ins Bett stecken und ihn dabei fotografieren, wodurch dieser sich genötigt sieht, die von ihm angedrohten Strafen gegen Hawkeye und Trapper fallen zu lassen.

In der Zwischenzeit besucht General Hammond das Feldlazarett und vereinbart mit Blake, dass beide eine Football-Mannschaft aufstellen, gegeneinander antreten lassen und eine stattliche Summe Geld dabei verwetten werden. Hawkeye hat einen Plan: Zuerst wird ein neuer Hirnchirurg angefordert, nämlich Dr. Oliver Harmon „Speerschleuder“ Jones, der nebenbei auch professioneller Spieler bei den San Francisco 49ers ist. Dieser soll jedoch erst in der zweiten Hälfte des Spieles auftreten, wodurch die Gegenseite dazu verführt werden soll, schon während der ersten Hälfte in Siegesgewissheit möglichst viel Geld zu setzen. Durch Jones sollte dann das Ruder des Spieles herumgerissen und der Wetteinsatz eingestrichen werden. Der Plan geht auf, doch erweist sich die gegnerische Mannschaft von General Hammond als noch härter als erwartet. Doch die Ärztetruppe narkotisiert heimlich den gegnerischen Stürmer und erzielt kurz vor Schluss des Spiels einen entscheidenden Touchdown, indem Staff Sergeant Vollmer den Ball unter dem Trikot versteckt und, während die gegnerische Mannschaft durch einen Scheinangriff abgelenkt ist, den Ball in die Endzone trägt.

Plakatmotiv: M.A.S.H. (1970)Bald nach dem Spiel erhalten Hawkeye und Duke ihre Marschbefehle zurück in die Heimat …

Was zu sagen wäre

Ein Kriegsfilm. Aber einer, der ganz anders daher kommt, als die bleischweren Kerleparaden, die normalerweise die Kriege der US- oder UK-Militärs abbilden. Donald Sutherland, Elliott Gould und Tom Skerritt in den Hauptrollen sind zwar harte Hunde am Operationstisch, aber in Kommandos, die James Corburn anführt und von Telly Savalas torpediert werden, wären diese Martiniglas-Schwenker fehl am Platz. Weit entfernt also von Navarone-Kanonen, Einsam sterbenden AgentenDreckigen Haufen und Dreckigen Dutzend inszeniert Robert Altman, während in Vietnam ein ungewollter, zunehmend heftig kritisierter Krieg kein Ende nimmt, einen Schauplatz aus dem vergessenen Krieg der Amerikaner. Über Korea spricht man nicht. So scheint das zu gelten, vielleicht, weil der Koreakrieg kein greifbares, vermarktungsfähiges Ergebnis brachte. Ein Schicksal, das dem Krieg in Vietnam auch droht.

Es fällt kein einziger Schuss. Aber Schusswunden und offene, blutende Körper sehen wir jede Menge. Altman inszeniert Operationen im Feldlazarett an der visuellen Schmerzgrenze entlang; die Kamera kommt den Halbtoten auf den Tischen gerade so nah, dass die medizinisch nicht Geschulten im Publikum noch nicht wegsehen müssen. Begleitet werden diese Szenen von beißendem Humor auf der Dialogspur, etwa wenn die Ärzte einen Soldaten ins Leben zurück operieren und meinen, das Härteste hätte der noch vor sich, wenn er aufwache und merke, dass da nichts mehr zwischen seinen Beinen baumele. Überhaupt der kleine Unterschied: Der Krieg spielt in diesem Feldlazarett fünf Meilen vor der Frontlinie kaum eine Rolle. Wer welche Krankenschwester bumst, und, ob Ho-Jon, der koreanische Bursche im Lager, wieder einen so formvollendeten Martini hinbekommt, wie gestern, sind hier die viel größere Herausforderungen. Schließlich gilt es, die Einsatzzeit von fünf Monaten rumzubringen, ohne allzusehr in Schwierigkeiten zu geraten. Gut, dass Captain „Trapper“ McIntyre immer auch ein Glas Oliven in der Jackentasche mit sich führt – was wäre ein Martine ohne Oliven, während draußen die Jungs krepieren?

Altmans Film zeichnet ein Bild der GI's im fernen Feld, das die zunehmend absurde aktuelle Mission in Vietnam noch absurder erscheinen lässt. Um militärische Belange geht es nicht. Beim Truppenbesuch des ebenso kernigen wie glatzköpfigen Generals geht es nicht um Truppenverschiebungen; statt dessen wird ein Footballmatch vereinbart – Preisgeld: unglaubliche 5.000 Dollar. Eine durchgehende Handlung gibt es nicht. Die Tage im lager knüpfen Anekdote an Anekdote – heute die Bloßstellung eines verhassten Kameraden, morgen die Einnordung einer militärisch überhitzten Oberschwester, ein andermal richtet Hawkeye dem sehr potenten Zahnarzt, der einmal im Bett „versagt“ hat und nun glaubt schwul zu sein und sich deshalb umbringen will, ein letztes Abendmahl aus, das tatsächlich an Da Vincis berühmtes Gemälde erinnert, und sorgt zusammen mit Lt. Maria „Dish“ Schneider dafür, dass der virile Zahnarzt den Glauben an sich und seine Standfestigkeit wieder findet. Und die Beschallungsanlage kündigt unablässig neue Filme für den gemeinsamen Truppenabend an, gerne auch Kriegsfilme mit „den meisten Lachern der Filmgeschichte“.

Werden Filme und Geschichten im Allgemeinen horizontal erzählt, also fortlaufend, dramaturgisch bis zum einem definierten Endpunkt, erzählt Altman vertikal. Den Episoden einer Fernsehserie, deren Staffelfinale kommt, weil die Einsatzzeit der Protagonisten nach fünf Monaten endet. Aus Altmans Perspektive kann es im Krieg keine dramaturgische Erzählung geben – die Toten und Verletzten, das absichtliche, strategisch geplante Töten sind ihm Drama genug. Hauptsache, es gibt einen Martini und was zum Lachen.

Den lezten Film, den die Beschallungsanlage ankündigt, ist Altmans Film: „Heute Abend sehen Sie den Film MASH. Sehr die irren Possen unserer Chirurgen, wie sie mit Skalpell und Nadel die Jungs an der Front unterstützen. Sie operieren trotz Bomben- und Kugelhagel. Ein lustiges Leben und Lieben mit Amputationen und Penicillin. Seht Hawkeye, Trapper, Duke, Dago Red, Painless, Radar, Hot Lips, Dish und Feldwebel Vollmer, wie sie unsere Jungs wieder zusammenflicken.“ Mehr braucht man nicht zu sagen.

Wertung: 7 von 8 D-Mark
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