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Plakatmotiv: Ein Rabbi im Wilden Westen (1979)

Gene Wilder und Harrison Ford ergänzen
sich nicht – Der Funke sprüht nicht

Titel Ein Rabbi im Wilden Westen
(The Frisco Kid)
Drehbuch Michael Elias & Frank Shaw
Regie Robert Aldrich, USA 1979
Darsteller
Gene Wilder, Harrison Ford, Ramon Bieri, Val Bisoglio, George DiCenzo, Leo Fuchs, Penny Peyser, William Smith, Jack Somack, Beege Barkette, Shay Duffin, Walter Janovitz, Joe Kapp, Clyde Kusatsu, Clifford A. Pellow u.a.
Genre Western, Komödie
Filmlänge 119 Minuten
Deutschlandstart
27. September 1979
Inhalt

Der polnische Rabbi Avram wird in den Wilden Westen abberufen, um seinen Glaubensbrüdern, die vom Goldrausch gepackt sind, mit Trost und Thora zur Seite zu stehen. Bereits im Hafen von Philadelphia wird er um Hab und Gut erleichtert.

Zu Fuß macht er sich auf den Weg nach San Francisco. Doch der gute Rabbi käme wohl keine zehn Meilen weit im Land der Indianer und schießwütigen Sheriffs, hätte sich nicht der Revolverheld Tomy Lillard zu ihm gesellt. Eine Odyssee durch den Wilden Westen beginnt.

Plakatmotiv: Ein Rabbi im Wilden Westen (1979)Gemeinsam meistern die beiden eine Kette lebensgefährlicher Abenteuer, jeder auf seine Weise – der eine mit Thora, der andere mit Trommelrevolver …

Was zu sagen wäre

Robert Aldrich, der Regisseur großer Männer-Filme (Das Ultimatum – 1977; Das dreckige Dutzend – 1967; Der Fiug des Phoenix – 1965; El Perdido – 1961; Vera Cruz – 1954; Massai – Der große Apache – 1954) und großer Frauen-Filme (Wiegenlied für eine Leiche – 1964; Was geschah wirklich mit Baby Jane? – 1962) hat ein jüdisch-christliches Road Movie gedreht, mit komödiantischem Einschlag. Das ist die Überraschung des Films. Aber helfen tut diese Überraschung nicht.

Für mich, der ich 18 Jahre alt bin, in Deutschland geboren, in der Schule ausführlich mit der deutschen Geschichte, der deutschen Geschichte, konfrontiert, der im Kino die deutsch synchronisierte Fassung sieht, ist diese Westernkomödie um einen Rabbi, der mit der westlichen Welt konfrontiert wird, in diesem Fall verkörpert durch Harrison Ford, der vor allem Han Solo ist, vor allem eine Anstrengung. Ich kann mir schon vorstellen, dass der Film in der Originalfassung witziger ist, wenn der jiddisch babbelnde Rabbi auf lauter unterschiedliche US-Dialekte und deren Verkörperer stößt. Aber in der deutschen Synchro spricht Wolfgang Völz Gene Wilder, der normalerweise Mel Brooks die deutsche Stimme leiht; offenbar ist Völz der einzige deutsche Schauspieler, der den jiddischen Dialekt beherrscht. Aber er passt nicht zu Wilder, der in seinen Filmen schon – unter anderem – von Georg Thomalla, Elmar Wepper und – vor allem – von Jürgen Thormann gesprochen worden ist ("Trans-Amerika-Express" – 1976; "Sherlock Holmes' cleverer Bruder“ – 1975; Frankenstein Junior – 1974; Was Sie schon immer über Sex wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten – 1972; Frühling für Hitler – 1967; Bonnie und Clyde – 1967). Völz, dessen Qualitäten nicht zur Diskussion stehen, passt nicht zu Gene Wilder.

Dem deutschen Ohr … meinem deutschen Ohr fällt es schwer, Wilders Physiognomie und Völz' prägnante Stimme zusammenzubringen. Dass auch Harrison Ford nicht, wie noch in Krieg der Sterne, von Wolfgang Pampel gesprochen wird, verringert die Irritation nicht wirklich. Aber natürlich ist das nicht der Fehler Robert Aldrichs. Der dreht ja einen US-amerikanischen Film. In dem aber muss man sich wenigstens mit jiddischen Riten auskennen, um den möglichen Drive des Films zu verstehen. In der ersten Stunde erstickt der Film in seinen Klischees, ohne dass eine Dramaturgie ihn wirklich voran brächte. Da haben wir das tölpelhafte Greenhorn – hier halt überhöht dadurch, dass es sich um einen Rabbi handelt –, wir haben Western-Gangster, Western-Saloon-Szenen, und den Simplicissimus, der mit dem jiddischen Rabbi identisch ist; hier kann Gene Wilder sein ganzes Potenzial ausspielen.

Wilders Rabbi ist zum knuddeln nervtötend souverän. Aber ihm gegenüber – oder: zur Seite – steht nur Harrison Ford, der offenbar die Regieanweisung hat, seine Han Solo-Figur auszubauen. Und das funktioniert sehr schnell nicht mehr. Wilder und Ford finden nie wirklich zusammen. Es zeigt sich, dass der Han Solo-Charakter nicht für eine Hauptrolle trägt. Das ist zu viel Show und zu wenig Mensch; warum er dem Rabbi ständig hilft, ist unklar, aber er tut's – und schimpft dann ununterbrochen. Das soll unterhaltsam sein, bleibt aber ohne Inhalt. Anders Gene Wilder, der das Timing eines guten Komödianten in vielen Jahren präzisiert hat. Wilder gibt dem Film ein Zentrum und Ruhe. Aber auch er hilft dem Film letztlich nicht.

Wertung: 3 von 9 D-Mark
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