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Plakatmotiv: Robin und Marian (1976)

Eine große Legende tritt noch einmal gegen
die Mächtigen und deren Zynismus an

Titel Robin und Marian
(Robin and Marian)
Drehbuch James Goldman
Regie Richard Lester, USA 1976
Darsteller

Sean Connery, Audrey Hepburn, Robert Shaw, Richard Harris, Nicol Williamson, Denholm Elliott, Kenneth Haigh, Ronnie Barker, Ian Holm, Bill Maynard, Esmond Knight, Veronica Quilligan, Peter Butterworth, John Barrett, Kenneth Cranham u.a.

Genre Abenteuer, Drama
Filmlänge 106 Minuten
Deutschlandstart
13. Mai 2010
Inhalt

Der alternde Robin Hood ist für König Richard Löwenherz lange nach dem gemeinsamen Kreuzzug immer noch ein treuer und zuverlässiger Kämpfer. Als ihm vom König aufgetragen wird, ein Schloss in Südfrankreich einzunehmen, in dem ein großer Schatz vermutet wird, weigert er sich jedoch, da es nur von einem alten Mann und harmlosen Frauen und Kindern bewohnt wird. Richard ist ein herrischer und unmenschlicher Tyrann, der daraufhin Robins Tod befiehlt. Robin und Little John werden in den Kerker geworfen und Löwenherz wird durch einen Pfeil, geworfen von dem alten Mann, schwer verwundet. Richard befiehlt die Brandschatzung des Schlosses und das Abschlachten der Bewohner – bis auf den alten Mann.

Als Richard sich betrinkt, begnadigt er Robin und Little John, danach stirbt er. Robin und Little John kehren daraufhin zurück nach England. Sie vereinigen sich wieder mit ihren alten Freunden im Sherwood Forest, die dort immer noch von Überfällen leben. Sie erfahren, dass Lady Marian Nonne geworden ist. Robin sucht sie auf, und sie findet ihn immer noch so unmöglich wie früher. Robin bekommt heraus, dass sein alter Feind, der Sheriff von Nottingham, Marian unter Arrest gestellt hat. Sie war damit einverstanden, doch Robin befreit sie gegen ihren Willen. Als sie ihn fragt, ob er nicht genug vom Töten habe, beschreibt Robin ihr die Gräueltaten, die sie unter Richards Befehl an der muslimischen Bevölkerung in Palästina angerichtet haben. Dabei wurde teilweise die gesamte Einwohnerschaft von Städten, darunter Frauen und Kinder, abgeschlachtet. Robin offenbart sich Marian als traumatisierter Mann.

Der Sheriff und auch Robin scharen ihre Männer um sich. Doch beide einigen sich auf ein Duell …

Was zu sagen wäre

Stimmt ..: Was ist eigentlich aus Robin Hood geworden, nachdem Richard Löwenherz ihn auf die Kreuzzüge mitgenommen hat? Richard Lester (Die vier Musketiere – 1974; Achtzehn Stunden bis zur Ewigkeit – 1974; Die drei Musketiere – 1973; "Hi-Hi-Hilfe!" – 1965; Yeah! Yeah! Yeah! – 1964) hat einen erfrischend neuen Ansatz für die alte – im Grunde auch immer gleiche – Sage um den Rächer der Enterbten gefunden, die neben Action und Humor einen Schuss Melancholie auf die Torte träufelt: Ein Mann kehrt heim in seine Heimat – in diesem Fall eine berühmte, legendäre, in jedem Kopf bestehende Heimat – und stellt fest: Es hat sich nichts geändert. „Du lässt Dich gefangen nehmen?“, fragt der erstaunte Rückkehrer. „Gott ist doch bei mir“, sagt die Äbtissin. „Er war auch bei uns auf den Kreuzzügen. Es hat nichts geholfen.“ „Robin! Reiter!“, kommt es aus dem Off. „Warte hier!“ „Aber es ist mein Leben, Robin.“ „Du bist eine dumme Gans!“, schimpft Robin. Im Grunde ist es eine bittere, vor Sarkasmus triefende Abrechnung mit den unabänderlichen Verhältnissen. Könige, Kirchenfürsten und die mittlere Führungsebene teilen den Kuchen unter sich auf und schicken dafür Heerscharen kraftvoller junger Männer in den Tod. Es ist immer das Gleiche.

Und plötzlich reiten sie in einer wunderschönen Totalen in den riesigen Wald – und wir erkennen: Ach ja, natürlich: Sherwood Forrest, der große Wald, in den sie zurückkehren. Nach jahrelangem Aufenthalt in der Ferne bedeutet dieses dichte Waldgebiet Heimat, die man sich zurück erobern muss. „Sie war ein schönes Ding. Hab seit Jahren nicht an sie gedacht“, sinniert der alte Robin unterm Baum über Marian. „Was wurde aus dem Sheriff?“ „Er regiert immer noch die Grafschaft. Er ist so mächtig, wie er immer war.“ „Das waren noch Zeiten, als wir ihn bekämpften“, schwärmt der alte Robin. „Und was ist mit all den anderen?“ „Die sind gestorben oder weg gezogen“, erklärt Bruder Tuck. „Als die Kreuzzüge zu Ende waren, dachten wir, Ihr würdet zurück kommen und als das nicht geschah, da dachten wir, Ihr wäret tot!“ „So wie König Richard.“ „Diesen König John halte ich für verrückt!“, sagt Will Scarlett.

Richard Lester hatte zum Glück kein Interesse, eine Anklageschrift gegen Die Mächtigen zu verfilmen. Er wählt den Weg der intelligenten Unterhaltung, mit der sein Gift namens Information in die Hirne seiner Zuschauer träufelt. Da geht dann also 30 Jahre später ein historisch durch Legenden befeuerter Kampf noch einmal in aller Unschuld los. Plakatmotiv (UK): Robin und Marian (1976) Die Moral von der Geschicht': Die Verhältnisse ändern sich nicht! Was vor den Kreuzzügen galt, gilt nach den Kreuzzügen. „Hier hat sich auch gar nichts verändert!“, stellt Little John fest, als er und Robin nach Nottingham einreiten: Die Armen sind arm und die Mächtigen sind … mächtig! Und der Sheriff von Nottingham, Erzfeind des guten Robin ein Zyniker vor dem Herrn: „Wie waren die Kreuzzüge?“ „Höchst unerfreulich! Die vielen vielen Jahre … und wie stehen wir da? Ich bin nicht mehr als ein ehemaliger Captain. Und Ihr seid immer noch Sheriff.“ „Auch nicht weiter gekommen! Ich kann eben lesen und schreiben. Das ist immer verdächtig. Von 20 Fürsten kann nicht ein einziger lesen und schreiben. Habe ich nicht recht, mein Lord?“ „Bücher sind für untere Klassen!“ Robert Shaw (Der weiße Hai – 1975; Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 1-2-3 – 1974; Der Clou – 1973; Ein Mann zu jeder Jahreszeit – 1966; Die Panzerschlacht in den Ardennen – 1965; James Bond – Liebesgrüße aus Moskau – 1963) stattet diesen Sheriff mit britisch bösem Understatement aus.

Zu alt gewordenen Kriegern gehört eine reife Liebesgeschichte. „Du wirst mit mir reiten müssen.“, sagt Robin. „Das habe ich doch immer getan!“ „Weißt Du denn auch, wie?“, fragt er und sie springt wortlos auf sein Pferd. Und spätestens, wenn Audrey Hepburn ("Warte, bis es dunkel ist" – 1967; Wie klaut man eine Million? – 1966; "My Fair Lady" – 1964; Charade – 1963; Infam – 1961; Frühstück bei Tiffany – 1961; Denen man nicht vergibt – 1960; Geschichte einer Nonne – 1959; Ariane – Liebe am Nachmittag – 1957; Ein süßer Fratz – 1957; Sabrina – 1954; Ein Herz und eine Krone – 1953) ihren Schleier lüftet, ist der Film ein nicht enden wollendes Emotionskino. Es gibt da eine Szene zwischen Sean Connery (Der Mann, der König sein wollte – 1975; Die Uhr läuft ab – 1975; Mord im Orient-Express – 1974; "Zardoz" – 1974; James Bond 007 – Diamantenfieber – 1971; Marnie – 1964; Die Strohpuppe – 1964; James Bond 007 jagt Dr. No – 1962) und Audrey Hepburn – „Robin, hat es viele Frauen gegeben während Deines Feldzuges?“ – in der die ganze Verletzlichkeit der beiden durchscheint: Connery, der in Kämpfen verhärtete Kerl, und Hepburn, die großäugige, unschuldige, lebendige, wagemutige aber ewige Heilige. In diesen Szenen setzt Richard Lester ganz auf die Augenpartien seiner beiden Stars – und er erntet maximalen Ertrag. Auch das gehört zu diesem Film: Lester verliert sein Medium – Kino – nie aus dem Auge. Er inszeniert grandios schöne Bilder – elegische Totalen, spannende Details. „Du hast mir nie geschrieben!“, klagt Marian. „Ich kann gar nicht schreiben.“, sagt Robin.

Zwischendurch findet der bunte Abenteuerfilm noch Zeit, den schwarzen, mordlüsternen Sinn und Zweck christlicher Kreuzzüge zu beschreiben „Es gibt immerhin noch Gott“, sagt Marian und fragt: „Bist Du nicht für das Kreuz losgezogen?“ „Es gibt Dinge, für die lohnt es sich einfach zu sterben.“ „Die hatten auch eine Seele, die Heiden, die Du getötet hast. Sollte ich im Gefängnis sterben – bestimmt nicht gern', aber, wenn es sein muss – dann liegt ein Sinn drin! Gut, ich hätte mich geopfert. Aber ich brauche dafür keinen anderen Menschen zu töten. Was wirst Du jetzt tun? Den Sheriff bekämpfen? Noch mehr Tote? Reicht es Dir immer noch nicht?“ „Am 12. Juli 1191, da fiel die Festung ATRION in Richards Hände. Es war sein einziger wirklicher Sieg im Heiligen Land. Er lag krank im Bett und war überhaupt nicht dabei. Am 20.August standen John und ich draußen auf den Feldern außerhalb der Stadt. Da trieben sie jeden am Leben gebliebenen Moslem aus der Festung. Richard gab die Reichen für Lösegeld frei, hielt sich die Starken als Sklaven und dann nahm er die Kinder, alle, die da waren; und ließ sie vierteilen. Das kaum getan, ließ er die Mütter töten. Nachdem alle tot waren – die Felder waren voll mit Leichen – befahl er, sie allesamt aufzuschlitzen. Damit ihre Gedärme nach Gold und Edelsteinen abgesucht werden konnten. Unsere Geistlichen, die es mit ansahen – und es waren eine Menge – hielten es für einen Triumph. Ein Bischof setzte seine Mitra auf und ließ uns beten.“ „Warum bist Du damals nicht zurückgekommen?“ „Er war mein König!

Diese übergroße Legende, fortgeführt von alternden – ehemaligen – Helden, müde geworden, kann nur in einer Kreuzung aus Neuem Testament und William Shakespeare enden: „Sire, diese Menschen haben inzwischen einen Helden aus Robin gemacht. Sie strömen ihm zu, scharenweise, er ist zu einer Legende geworden! Habt Ihr je gegen eine Legende gekämpft?

Wertung: 8 von 10 D-Mark
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