Japan im 15. Jahrhundert. Die Welt befindet sich im Umbruch. Eisen wird für den Menschen wichtig, gleichzeitig werden die Wälder noch von riesigen Tiergöttern beherrscht. Als ein riesiges Monster sein friedliches Dorf angreift, gelingt es dem jungen Ashitaka, das Monster zu töten, jedoch trifft ein Fluch seinen rechten Arm. Sobald die Wunde sich bis zu seinem Knochen gefressen hat, wird er sterben. Um sich vom Fluch zu befreien, verlässt er das Dorf und macht sich auf die Suche nach der Ursache des Fluches.
Nach langer Suche stößt er auf ein Dorf, das sich mit der Verarbeitung von Eisenerz beschäftigt. Geleitet wird diese Ansiedlung von einer Frau namens Eboshi. Um an mehr Eisenerz zu gelangen, müssen sie weitere Teile des Waldes abholzen. Deswegen liegen sie im Kampf mit einem Rudel Wolfsgöttern. In diesem Rudel lebt das Mädchen San, in das sich Ashitaka auf den ersten Blick verliebt. San ihrerseits möchte von Ashitaka nichts wissen, hilft ihm jedoch, seine Wunde zu heilen. Vom Fluch freilich erlößt ihn das nicht.
Eine riesige Wildschweinherde taucht auf, die unter der Kontrolle von Otokonushi, einem 500 Jahre alten Wildschweingott, steht. Auch das Monster, das Ashitaka verfluchte, gehörte einst zu diesen Wildschweinen, bevor es durch eine Schusswunde in einen hasserfüllten Wahnsinn getrieben wurde.
Die Wildschweine rüsten sich zu einem letzten Gefecht, wobei auch San sie begleiten will, während Ashitaka immer noch von einer Verständigung zwischen Mensch und Tier träumt …
Facettenreich und überaus feinfühlig erzählt Anime-Koryphäe Hayao Miyazaki seine Fabel von der Hassliebe zwischen Mensch und Natur. Damit gelang es dem Regisseur nicht nur, den erfolgreichsten japanischen Zeichentrickfilm aller Zeiten zu kreieren, „Mononoke Hime“ sprengte mit einem weltweiten Box-Office von 159,4 Millionen Dollar sämtliche Rekorde, inklusive den der Titanic (1997). Einen Rekord hat der Film auch mit seiner Länge: 134 Minuten dauert der Zeichentrickfilm und so opulent die Phantasien Miyazakis sind, sei dauern zu lang.
Die ursprüngliche Idee zu „Prinzessin Mononoke“ hatte Miyazaki bereits 1980: Damals ging es um eine junge Frau, die von ihrem Samurai-Vater als Tribut einem siegreichen Katzenmonster übergeben wird. Als der Vater darauf dem Wahnsinn verfällt und als ruheloser Krieger Unheil im Lande stiftet, verweigert die junge Frau dem Dämon so lange ihre Liebe, bis dieser mit ihr auszieht und den Vater für das Leben zurückgewinnt. Doch Miyazaki war lange der Meinung, dass sein Pulbikum für eine Story, die über klassische Freund-Feind-Trennung – hier „gute“ Natur, da „böser“ Mensch – hinausging, noch nicht bereit war. Erst nach „Whisper of the Heart“ (1994), einem erwachsenen Trickfilm, den er produzierte, bekamen seine Arbeiten den abgeklärteren Tonfall, der nun auch „Prinzessin Mononoke“ kennzeichnet. Miyazaki ist kein Freund der Computeranimation, die seiner Meinung nach „dem Zeichentrick die Wärme und das Leben raubt“. Noch immer zeichnet er bis zu 70 Prozent seiner Filme selbst. Von den 144.000 Einzelbildern, die für „Mononike Hime“ entstanden, flossen 80.000 aus seiner eigenen Feder.
Die bisher sieben große Kinofilme von Hayao Miyazaki sind von japanischen Märchen genauso beeinflusst wie von den Büchern eines Robert Louis Stevenson oder Antoine de Saint-Exupéry, mit dem Miyazaki die Liebe zu Flugzeugen teilt. Als „Disney von Japan“ ist Miyazaki bezeichnet worden, als Kurosawa der Animation und Anime-Auteur. Nach seinem Abschluss in Wirtschaftswissenschaften an der Eliteuniversität Gakushuin im Jahr 1963 begann er zunächst als Grafiker und Aushilfszeichner bei dem japanischen Film- und Fernsehstudio Toei Doga – heute das größte Zeichentrickstudio Asiens – mit Kindersendungen. Rasch stieg er zum Autor und Animator auf und machte mit seinen Arbeiten an den abendfüllenden Trickfilmen „Gulliver's Space Travels“ (1965) und „Horus: Prince of the Sun“ (1968) auf sich aufmerksam.
Vom Erfolg beflügelt, wechselte Miyazaki 1971 zu Nippon Animation, wo er als Regisseur die TV- und Kinoprojekte des Studios umsetzte. 1974 schuf er mit „Heidi“ eine der erfolgreichsten Kindertrickserien aller Zeiten, die nicht nur in Japan zum Phänomen wurde, sondern sich auch international verkaufte – im deutschsprachigen Raum war die Serie bis Ende der Nuller Jahre ein Dauerbrenner – und die Welt erstmals auf japanische Animationskunst aufmerksam machte. Mit seinen Langfilmen „Future Boy Conan“ (1978) und „Lupin III: Castle of Cagliostro“ (1979), mit dem er auch als Kinoregisseur debütierte, baute Miyazaki seinen Erfolg weiter aus. Das Jahr 1980 markierte schließlich die Wandlung des Auftragsregisseurs Miyazaki zum kultisch verehrten Visionär. Ein Comic-Verlag lud ihn ein, seine erste (und bislang einzige) Manga-Serie zu entwickeln. Miyazaki zeichnete „Nausicaä of the Valley of the Wind“ und landete damit einen derartigen Erfolg, dass er die Geschichte 1984 in einen gleichnamigen Kinofilm verwandelte.
Das Neue an „Nausicaä“ war, dass die zu der Zeit populären Hardware-Phantasien der sogenannten „Mecha“-Schule um Transformer-Roboter und unbesiegbare Weltraumfestungen mit ihren Laserschlachten hier einem völlig neuen Design wichen: Statt glänzender Stahlkonstrukte entwarf Miyazaki eine Welt voll organischer Strukturen, pulsierender Wurmfortsätze und wuchernder Pilzkulturen. „Nausicaä“ weist in vielem bereits auf die Themen von „Prinzessin Mononoke“ hin: In einer aus dem Gleichgewicht gekippten post-nuklearen Welt muss sich die Heldin, ein junges Mädchen, gegen kriegerische Stämme und mutierte Rieseninsekten bewähren und inmitten der okölogischen Katastrophe den Keim der Hoffnung finden. Die japanischen Zuschauer wählten ihn zum besten Film des Jahres; es folgten Aufführungen auf Filmfestivals in Paris und Zagreb, wo „Nausicaä“ jeweils den ersten Preis gewann.
1986 gründete Miyazaki gemeinsam mit seinem langjährigen Freund und Co-Zeichner Takahata mit dem Studio Ghibli eine eigene Produktionsgesellschaft. Mit „My Neighbor Totoro“ (1986) etablierte Miyazaki sich schließlich endgültig als einer der ganz großen japanischen Filmemacher, dessen Name in einem Atemzug mit Akira Kurosawa genannt wurde, der wiederum den Film zu den 100 besten japanischen Filmen aller Zeiten rechnete. Mit „Kiki's Delivery Service“, der Geschichte einer aufgeweckten 13-jährigen Hexe, sprengte Miyazaki 1989 zum zweiten Mal das japanische Boxoffice. „Kiki“ wurde später, nach dem Erfolg von „Prinzessin Mononoke“, von Disney gekauft und in den USA 1998 erfolgreich herausgebracht. 1992 erzählte Miyazaki in „Porco Rosso“ von einem desillusionierten Fliegerass mit Schweinekopf. Westliche Zeichner zählen die Flugszenen des Films noch immer zu den besten, die das Genre je hervorgebracht hat.