Silvester auf dem Luxuskreuzer "Poseidon" – unterwegs im Atlantik Richtung New York. Das zwanzigstöckige Passagierschiff, mit 800 prunkvollen Kabinen und dreizehn Passagierdecks ausgestattet, ist nach dem griechischen Gott des Meeres benannt. Über 335 Meter lang und 4.000 Menschen fassend, gehört es zu den größten und luxuriösesten Kreuzfahrtschiffen seiner Zeit. Während ein Großteil der Passagiere Captain Bradfords Neujahrsansprache im eleganten Ballsaal verfolgt, bemerkt der erste Offizier auf der Brücke etwas Ungewöhnliches am nächtlichen Horizont. Es ist eine fünfzig Meter hohe Welle. Sie nähert sich dem Schiff mit rasender Geschwindigkeit.
Es ist viel zu spät, das Schiff noch in eine günstiger Position zu manövrieren. Mit voller Wucht kracht die Wasserwand steuerbord über die "Poseidon". Der Luxusliner legt sich auf die Seite und kentert. Wasser dringt durch die zerbrochenen Fenster ein, während zerstörte Gas- und Ölleitungen Brände an Bord auslösen. Der Strom an Bord fällt aus, die "Poseidon" treibt kieloben im nachtschwarzen Meer.
Mehrere hundert Menschen haben das Unglück im noch intakten Ballsaal überlebt. Der Saal allerdings befindet sich unter der Wasseroberfläche. Captain Bradford appelliert an die Passagiere, hier auf Rettung zu warten. Aber nicht jeder hält das für die richtige Lösung. Dylan Johns zum Beispiel, professioneller Glücksspieler, zieht auf eigene Faust los und kann eine kleine Gruppe um sich scharen. Da ist der Teenager Conor James, seine alleinerziehende Mutter, da ist Robert Ramsey, ein ehemaliger Feuerwehrmann und Bürgermeister der Stadt New York, der seine Tochter Jennifer sucht, die Silvester mit ihrem Freund Christian in der Borddisco verbringen wollte – die befindet sich jetzt über dem Ballsaal. Der trinkfreudige Spieler Lucky Larry und der schwule Mittfünfziger Richard Nelson schließen sich an.
Dylan weigert sich, für die Handvoll Menschen die Verantwortung zu übernehmen und so schlüpft Ex-Feuerwehrmann Ramsey in die Rolle des Anführers. Während der Ballsaal implodiert und die dort ausharrenden Menschen zu Tode kommen, bahnen sich Ramsey und die Handvoll Überlebende einen Weg durch die von Trümmern, Feuer und Leichen übersähten Decks, während die Poseidon langsam sinkt …
Neuverfilmung der Höllenfahrt der Poseidon (Ronald Neame – 1972). Dem politisch korrekten Zeitgeist geschuldet hat sich das Häuflein der aufrechten Überlebenden um Minderheitenvertreter erweitert, der Widerpart des Helden ist kein Polizist mehr, sondern ein Spieler. Und die Special Effects sind ein bisschen besser, als in der Ur-Version. Aber das war's dann auch.
Die Version, die Wolfgang Petersen (Troja – 2004; Der Sturm – 2000; Air Force One – 1997; Outbreak – 1995; In the Line of Fire – 1993; "Tod im Spiegel" – 1991; Enemy Mine – 1985; Die unendliche Geschichte – 1984; Das Boot – 1981; Smog – 1973) über die der abenteuerlichen Seefahrt erzählt, gerät zum Actionthriller der Durchschnittsklasse, der vergessen ist, wenn der Abspann läuft. Spannend nur für den Moment des Guckens. Manchen reicht das. Ich erinnere mich bei der Kombi Petersen – Schiff – Katastrophe an Petersens Film Das Boot (1981). Und dagegen wirkt Poseidon wie die Schattenseite der Filmindustrie in Hollywood.
Vor seiner Veröffentlichung galt "Poseidon" neben Superman returns als eine der wichtigsten Produktionen des Kinojahres 2006. Der 160 Millionen US-Dollar teure Katastrophenfilm feierte seine Weltpremiere am 10. Mai 2006 auf den Philippinen, zwei Tage später war der US-amerikanische Kinostart angesetzt. Im Vorfeld erhielt Poseidon eine PG-13 Einstufung, die empfiehlt, Wolfgang Petersens Film erst Jugendlichen ab 13 Jahren zugänglich zu machen.
Der Film stieg am 14. Mai 2006 mit einem Einspielergebnis von 22 Millionen US-Dollar auf Platz zwei der US-amerikanischen Kinocharts hinter Mission: Impossible III ein. Der große finanzielle Erfolg blieb jedoch aus. Als die weltweiten Einspielergebnisse ausgewertet waren, lagen 181,6 Millionen US-Dollar in der Kasse.
"Poseidon" basiert auf Paul Gallicos Roman Schiffbruch (Originaltitel: "The Poseidon Adventure"), der 1969 in den USA veröffentlicht wurde. Seinerzeit fand Gallicos Werk nur wenig Beachtung und gelangte erst durch Ronald Neames 1972 gedrehten Katastrophenfilm Höllenfahrt der Poseidon (Originaltitel: "The Poseidon Adventure") zu Ruhm.
Die Produktion mit Gene Hackman, Ernest Borgnine und Shelley Winters in den Hauptrollen stand in der Gunst von Kritikern und Kinopublikum und erhielt bei der Oscarverleihung 1973 den Preis für den besten Filmsong und den Sonderoscar für die Spezialeffekte sowie sieben weitere Nominierungen.
Gallico war durch eine Atlantiküberfahrt mit der RMS Queen Mary zu der Geschichte inspiriert worden. Er war mit weiteren Passagieren des Luxusliners der Cunard-Reederei beim Frühstück von einer riesigen Welle überrascht worden, die das Schiff traf. Schon vorher hatte der Schriftsteller von einem Zwischenfall erfahren, der der Queen Mary im Zweiten Weltkrieg widerfahren war. Das Schiff, als Truppentransporter umgerüstet, befand sich mit amerikanischen Soldaten auf dem Weg nach Europa, als es im Nordatlantik von einer gigantischen Welle getroffen wurde, die die Queen Mary zum Kentern gebracht hätte, hätte sie sich nur fünf Zoll (127 mm) mehr auf die Seite gerollt.
Nach Das Boot (1981) und Der Sturm (2000) ist dies der dritte Film, in dem sich Wolfgang Petersen des Meeres als Schauplatz der Handlung annimmt. Der deutsche Regisseur, der 1981 mit Das Boot seinen internationalen Durchbruch im Kino feierte, bezeichnet das Wasser als gefährlichstes, dramatischstes und unberechenbarstes der Elemente. Riesenwellen, so genannte freak waves, galten bis Mitte der 1990er Jahre als reine Erfindungen. Radaraufnahmen von einem Nordseeölfeld dokumentierten jedoch fast 500 Riesenwellen in den letzten zwölf Jahren. Die europäische Raumfahrtorganisation ESA schließt nicht aus, dass diese auch für den Untergang von 200 Supertankern und Frachtschiffen in den letzten zwanzig Jahren, darunter auch der des deutschen LASH-Carriers München, verantwortlich sein könnten.
Die Dreharbeiten für die auf hundert Drehtage angesetzte Produktion begannen ab 18. Juni 2005 in den Filmstudios der Warner Bros. in Burbank, Kalifornien, sowie in Los Angeles, wo unter anderem die Disco-Szenen im L.A. Staples Center entstanden. Wolfgang Petersen verließ sich beim Schauspielensemble sowohl auf altgediente Mimen wie Kurt Russell (Vanilla Sky – 2001; Star Force Soldier – 1998; Breakdown – 1997; Einsame Entscheidung – 1996; Stargate – 1994; Fatale Begierde – 1992; Backdraft – Männer, die durchs Feuer gehen – 1991; Tango und Cash – 1989; Tequila Sunrise – 1988; Das Ding aus einer anderen Welt – 1982; Die Klapperschlange – 1981) und Oscar-Preisträger Richard Dreyfuss als auch auf junge Schauspieler wie etwa Josh Lucas, Jacinda Barrett, Emmy Rossum, Mía Maestro oder Mike Vogel.
Die teuren Interieurs, bei denen man sich im Gegensatz zu Poseidon Inferno an der modernen Queen Mary 2 orientierte, wurden in zwei Varianten, der Originalausstattung und der umgekehrten, gekenterten Version in einem Studio der Warner Bros. aufgebaut. Alle Filmsets wurden auf fünf Bühnen errichtet, darunter der berühmte Wassertank von Stage 16, in dem Petersen fünf Jahre zuvor an "Der Sturm" gearbeitet hatte und nun der zerstörte Ballsaal installiert wurde.
Im benachbarten Studio 19 wurde der Ballsaal kurz vor dem Kentern aufgebaut. Die Poseidon wurde vollständig am Computer animiert, nachdem klar war, dass kein existierendes Passagierschiff für die Visionen Wolfgang Petersens herhalten konnte, der in der Poseidon das neueste, beste, größte und luxuriöseste Schiff seiner Zeit sieht. Dank der US-amerikanischen Spezial-Effekt-Firma Industrial Light and Magic (ILM), die schon bei Der Sturm für die Wasseranimationen zuständig waren, gelang es, das zwanziggeschossige Schiff und die hereinbrechende Riesenwelle mit einer neuen Bild-Rendering-Technik detailgenau zu inszenieren. Durch Verwendung der CGI-Technik entstanden mehr als 600 Visual Effects-Szenen, für die der Leiter der Visuellen-Effekte-Abteilung, Boyd Shermis, zuständig war.
Ergänzt wurde die Filmcrew durch Kameramann und Oscar-Preisträger John Seale und Cutter Peter Honess, die bereits mit Petersen an Der Sturm bzw. Troja zusammengearbeitet hatten. Für die Filmmusik zeigte sich der deutsche Filmkomponist Klaus Badelt verantwortlich. Drehbuchautor Mark Protosevich unternahm persönlich eine Reise auf der Queen Mary 2, um sich für die Arbeit an Poseidon vorzubereiten.
(Quelle: Wikipedia)