Die Kleinstadt Anarene in Nord-Texas, November 1951: Seit Jahren steht hier die Zeit still. Der Billard-Raum, das Café und das Kino gehören dem alternden Sam, genannt „der Löwe“, der für die Jugendlichen des eintönigen Ortes eine Art Vaterfigur abgibt. Der ehemalige Cowboy scheint eine der wenigen zufriedenen Person des Dorfes zu sein. Zu den Jugendlichen zählen die Schüler Duane und Sunny, die sich regelmäßig Kritik von den alten Männern anhören müssen, weil ihre Schulmannschaft im Fottball wieder nichts geholt hat.
Die beiden Jungs haben nur ihre Flirts und die damit verbundenen Kinobesuche im Kopf. Duane mehr noch als der zurückhaltende Sonny – er geht mit Klassen-Schönheit Jacy Farrow, die obendrein einer der wenigen wohlhabenden Familien von Anarene stammt, da ihr Vater eine Ölfirma betreibt. Duane ist fest überzeugt, sie später zu heiraten. Jacys Mutter Lois will das naturgemäß verhindern, zumal Duane trotz seines feschen Auftretens aus recht ärmlichen Verhältnissen kommt. Lois selbst leistet sich ein außereheliche Affäre mit dem Ölarbeiter Abilene, einem Angestellten ihres Mannes.
Auf einem Weihnachts-Tanz kommt es auch zur ersten Annäherung Sonnys mit Ruth Popper, der spröde wirkenden Gattin seines Highschool-Sportlehrers. Sunny und sie beginnen eine leidenschaftliche Affäre. Bei diesem Weihnachts-Tanz taucht auch der aus wohlhabenden Verhältnissen stammende Lester Marlow, der Jacy aus einem Country Club kennt und sie zu einer Pool-Party im Hause des reichen Bobby Sheen aus dem benachbarten Wichita Falls lockt. Jacy lässt sich – zum großen Unmut Duanes – von Lester zu Bobbys Anwesen kutschieren, wo sie im Kreis der um ein Schwimmbecken versammelten Nackten nur aufgenommen wird, wenn sie sich vor den Augen aller selber entblößt.
Der verbitterte Duane ertrinkt seinen Kummer derweil im Alkohol. Im Kreis der ihn bemitleidenden Kumpels wird beschlossen, dem schwachsinnigen Billy ein Sexerlebnis zu bieten – Billy ist ein geistig zurückgebliebener, darüber hinaus stummer Jugendlicher, dessen Lieblingsbeschäftigung das Fegen der durch die vielen Sandstürme verdreckten Hauptstraße ist. Sie fahren zu einer gelegentlich als Hure herhaltenden Imbiss-Betreiberin, die Billy wegen seiner Ungeschicklichkeit beim Akt schlägt.
Einige Zeit später beschließen Sonny und Duane, der Langeweile in Anarene durch ein Wochenende in Mexiko zu entrinnen. Bei der Abfahrt steckt ihnen Sam neben wohlgemeinten Ratschlägen noch ein paar Dollar zu. Als die völlig verkaterten Heimkehrer am Montag nach Anarene zurückkehren, müssen sie erfahren, dass Sam, die Seele der Stadt, tags zuvor überraschend an einem Herzschlag verstorben ist …
Die große Freiheit des amerikanischen Traums weht als Steppenhexe durch die leeren Straßen der kleinen Stadt. Eine Tankstelle, bei der Buchstaben bröckeln, ein Kino, das Spencer Tracy als „Vater der Braut“ zeigt und ein paar verrammelte Fenster. Ein Pickup-Truck hustet einsam durch die Straße, hält vor einem Laden. Als der junge Sunny den laden betritt, sitzen da Menschen. Die Stadt ist keine Geisterstadt. Sie stirbt nur.
Mitten hinein in das Erwachsenwerden junger Leute, die als Vorbild nur alte Leinwand-Abenteuer haben, während die Eltern entweder auf Ölfeldern arbeiten oder aus dem Krieg nicht heimgekommen, oder schon in den nächsten Krieg unterwegs sind, erzählt der Film eine Dreiecks-Geschichte – zwei Kumpels und die Highschool-Schönheit, die sich mächtig was einbildet und den Jungs zielgerichtet den Kopf verdreht. Aber irgendwann auch nach Dallas in die große Stadt geht. Das 20-jährige Model Cybil Shepherd hat hier erste Rolle und schlägt sich wacker.
Überhaupt die große Stadt. In Anarene reden die Alten vom großen Krieg, der sechs jahre zurückliegt, über Football, Frauen und dann sterben sie. Und die Jungen bleiben im Ölfeld oder ziehen in einen Krieg, den hier keiner versteht und keiner haben will – Korea, „dann wirst Du wohl jetzt erst mal gelbe Pussys bumsen“. Und als das Kino schließlich zumacht, die Leinwand-Träume nicht mehr leuchten, gehen auch die letzten, um woanders zu sterben, wo es vielleicht ein wenig besser ist.
<Nachtrag 2003>„Die letzte Vorstellung“ gilt als einer der wichtigsten und einflussreichsten Filme des amerikanischen Kinos. 1971 gedreht, stellte er einen der Höhepunkte des New Hollywood-Kinos dar.
Peter Bogdanovich hatte seine Karriere in Hollywood als Theaterschauspieler und Filmkritiker begonnen. 1968 hatte er zwei B-Movies gedreht, deren bescheidener Erfolg es Bogdanovich möglich machte, ein eigenes Filmprojekt anzugehen. Seine Ehefrau Polly Platt und der befreundete Schauspieler Sal Mineo machten ihn auf das 1966 erschienene Buch The Last Picture Show von Larry McMurtry aufmerksam, in dem McMurtry seine Jugendzeit in einem Dorf in Texas autobiografisch verarbeitete.
Bogdanovich wollte als Sam unbedingt Ben Johnson haben, der sich lange dagegen und gegen Film sträubte. Bogdanovich blieb hartnäckig: Der filmhistorisch bewanderte Regisseur sah in dem fürs Kino ohnehin arg veränderten McMurtry-Roman eine ideale Vorlage, seinem Faible für das Westerngenre (mit Johnson als einem prägnantem Vertreter) ebenso zu huldigen wie seinen cineastischen Vorbildern, wozu neben Ford eben Howard Hawks, Orson Welles, Allan Dwan u.a. gehörten. Ben Johnson hatte unzählige Western gedreht und sein Name war in der Öffentlichkeit mit diesem Genre assoziiert, womit diese Besetzung auf mehr als einer Ebene funktioniert.
In Anlehnung an diese Filme drehte Bogdanovich Die letzte Vorstellung in Schwarz-Weiß, welches Anfang der 1970er-Jahre längst als veraltet galt. Dies geschah auf Rat seines Freundes Orson Welles. Ein bemerkenswerter Fakt ist, dass die im Anarene-Kino gezeigten Film allesamt älteren Erscheinungsdatums sind: „Vater der Braut“, „Westlich St. Louis“ (mit Ben Johnson) und „Winchester 73“ sind von 1950, „Dwans Sands of Iwo Jima“ von 1949, und „Red River“ von 1948 (gedreht gar 1946).
Für Randy Quaid war der Film sein Schauspieldebüt, ebenso wie für Sam Bottoms, den jüngeren Bruder des Hauptdarstellers Timothy Bottoms. Auch für das damals zwanzigjährige Model Cybill Shepherd stellte der Film ihr Debüt dar. Shepherd begann während der Produktion ein Verhältnis mit dem seinerzeit einunddreißigjährigen Bogdanovich, der sich daraufhin von seiner Frau Polly Platt trennte. Die Verbindung dauerte bis Mitte 1978. Zwei weitere gemeinsame Filme entstanden während dieser Zeit. In kleineren Rollen sind auch viele texanische Laiendarsteller zu sehen.</Nachtrag 2003>