Buchcover: Richard North Patterson - Der Kandidat

Washington, ein
Mann will nach oben

Titel Der Kandidat
(No safe Place)
Autor Richard North Patterson, USA 1998
Aus dem Amerikanischen von Reiner Pfleiderer
Verlag Goldmann
Ausgabe Taschenbuch, 474 Seiten
Genre Drama
Inhalt

Präsidentschaftswahlen in den USA im Jahr 2000. Kerry Kilcannon, Kandidat der demokratischen Partei, hat die besten Chancen, zum 43. Präsidenten der USA gewählt zu werden. Kilcannon liegt in der Gunst der Wähler sogar vor seinem Kontrahenten, dem Vizepräsidenten Dick Mason. Bis zur Vorentscheidung bei den Vorwahlen im Bundesstaat Kalifornien sind es noch sieben Tage. Mason ist bereit, sehr weit zu gehen, um Kilcannons Chancen zu minimieren.

Einige dunkle Flecken in Kerry Kilcannons Biografie geben willkommene Angriffspunkte für den politischen Gegner: Kerrys Bruder James, der damalige Präsidentschaftskandidat, wurde vor zwölf Jahren auf einer Wahlveranstaltung erschossen – ein Ereignis, das Kerry noch immer Albträume bereitet und das ihn lange davon abhielt, in die Fußstapfen seines Bruders zu treten. Außerdem hat sein Einsatz für die Selbstbestimmung der Frauen militante Abtreibungsgegner auf den Plan gerufen. Ein explosives Thema, denn drei Menschen sind bei einem Anschlag auf eine Abtreibungsklinik ums Leben gekommen.

Besonders bedrohlich für Kerrys Karriere werden aber Informationen über eine Affäre zur TV-Reporterin Lara Costello, die dem Journalisten Nate Cutler zugespielt werden. In der Tat hatte Kerry vor zwei Jahren eine Liebesbeziehung zu Lara und obwohl er schon getrennt von seiner Frau Meg lebte, war er doch noch mit ihr verheiratet. Außerdem gab es da einen Schwangerschaftsabbruch Laras. Hatte Kerry sie womöglich dazu gezwungen …

aus dem Klappentext

Was zu sagen wäre
Der Kandidat

Seit den Tagen der republikanischen Hetzjagd auf US-Präsident Bill Clinton ist nichts mehr zu abwegig, um glaubhaft zu scheinen. Da sind die Anschuldigungen, mit denen sich Kilcannon („Mörderkanone”??) auseinander setzen muss, harmlos.

Der Roman liest sich flüssig, springt dauernd zwischen mehreren Schauplätzen und zwei Zeitebenen. Das macht ihn einerseits kurzweilig, andererseits hält er ihn aber oberflächlich. Der Kandidat ist – wie immer in diesen Geschichten – gerade so un-edel, dass er sich nur unter großen moralischen Schmerzen überreden lässt, in die Schmutz-Trickkiste zu greifen und so richtig überzeugt davon, eines Tages Präsident werden zu wollen, scheint er auch nicht. In die Tiefe politischer Mechanismen geht das Buch nicht.

Süffig beschrieben sind die Mechanismen um die Kandidatur herum, das Marketing- und Pressepersonal, die Journalistenmeute, der politischen Gegner. Das gab es auch schon in „Mit aller Macht”, in dem Anonymus die Vorwahlen einer Art Bill Clinton beschreibt.

Also: Umgerissen hat mich Der Kandidat nicht, aber gelesen habe ich ihn dennoch gerne.