Bei der Wahl zur Miss United States wird seit 50 Jahren Amerikas Schönste der Schönen gekürt. Doch diesmal steht der glamouröse Event unter einem schlechten Stern, denn der meistgesuchte Verbrecher des Landes – der "Citizen" – droht mit einem Anschlag. Als Bombenleger und Brandstifter steht er schon lange auf der Abschussliste des FBI. Vielleicht geht er den Agenten ja jetzt endlich ins Netz!
Der Plan? Simpel: Man schleust eine Undercover-Agentin in die Miss-Auswahl und sorgt mit Hilfe der Jury dafür, dass sie in die Endausscheidung kommt. Aber … wie findet man eine solche – ausreichend schöne – Agentin? Der Computer spuckt nur eine Kandidatin aus, die den Miss-Maßen entspricht: Special Agent Gracie Hart. Sie würde im Badeanzug wie in der Abendgarderobe glänzend aussehen. Aber sie besitzt nicht einmal einen Kamm. Ihre Kollegen nennen sie „Wrack“, und sie selbst macht unmissverständlich klar, dass sie sich keinesfalls mit „prallen Bikini-Tussies, die vom Weltfrieden träumen“ auf eine Bühne stellen wird.
Zum Glück gibt es Victor Melling, seines Zeichens Fachmann für Schönheitsfragen bei der Miss-Wahl. Er markiert den „Henry Higgins“ so gut er kann, verzweifelt aber an der burschikosen FBI-„Eliza“, bei der sich „keine messbaren Mengen von Östrogen feststellen lassen“. Doch wohl oder übel muss die Widerspenstige sich zähmen lassen, denn eine Befehlsverweigerung würde ihre Karriere torpedieren.
Und das kann sich selbst Special Agent Hart nicht leisten …
Ein Hauch von "My fair Lady" und ein Tupfer Der Widerspenstigen Zähmung. Aber ohne seine Hauptdarstellerin und ein paar der Nebenfiguren würde der Film in sich zusammenbrechen. Die Story baut nicht auf Überraschungen, sondern erzählt reichlich vorhersehbar von dem, was da kommt. Dazu gibt es ein paar schön geschriebene Dialoge und bunte Eindrücke vom Treiben der Schönsten hinter den Kulissen einer MIss-Wahl.
Dazwischen lebt der Film von einem fragwürdigen Frauenverständnis. Kaum beginnt das neue Jahrtausend, werden Frauen, die sich endlich in Männerberufen eingefunden und dort Erfolg haben, in die Maniküre geschickt, auf dass sie nicht mehr so … burschikos sind; da steckt das Wort Bursche drin, man kann also auch sagen, auf dass sie nicht so sind wie Männer. Und sich also nicht schießend und kämpfend, sondern adrett und freundlich lächelnd durch die Welt bewegen.
Da fügt es sich erschreckend trefflich, dass die Welt der Miss-Wahlen zunächst all die Vorurteile über dümmliche Weltfriedenbeschwörerinnen im Bikini bedient, bis auch die vom ruppigen Typen zur schönen Prinzessin mutierte Gracie Hart erkennt, was für kluge, liebenswerte Mädchen in diesen Bikinis stecken. Auszuhalten ist das, weil, Sandra Bullock die Gracie spielt ("28 Tage" – 2000; Speed 2: Cruise Control – 1997; Die Jury – 1996; Das Netz – 1995; Während du schliefst – 1995; Speed – 1994; Demolition Man – 1993).
Bullock schnoddert wunderbar durch ihre Fisch-out-of-Water-Rolle, selbst ihr – schon aus Speed bekanntes – Overacting fügt sich nahtlos in die Gracie-Hart-Figur. Michael Caine (Get Carter – 2000; Gottes Werk & Teufels Beitrag – 1999; Hannah und ihre Schwestern – 1986; Der 4 1/2 Billionen Dollar Vertrag – 1985; Die Hand – 1981; Dressed to Kill – 1980; Freibeuter des Todes – 1980; Die Brücke von Arnheim – 1977; Der Adler ist gelandet – 1976; Der Mann, der König sein wollte – 1975; Die schwarze Windmühle" – 1974; "Mord mit kleinen Fehlern" – 1972; Jack rechnet ab – 1971; Charlie staubt Millionen ab – 1969; Ein dreckiger Haufen – 1969; Das Milliarden Dollar Gehirn – 1967; Siebenmal lockt das Weib – 1967; Finale in Berlin – 1966; Ipcress - streng geheim – 1965) als Stylist Victor ist eine Schau für sich. Caine kann mittlerweile alles spielen und ist immer großartig.
Die eigentliche Überraschung ist aber William Shatner, der nichts mehr ausstrahlt von seinem eindimensionalen James T. Kirk und hier den weibischen Impressario der Show, Stan Fields, gibt
Anstatt den Originaltitel "Miss Congeniality" zu behalten oder für Deutschland einen deutschen Titel zu verwenden, wurde ein neuer englischsprachiger Titel für den Film verwendet. Der Begriff undercover ("geheim", "verdeckt") schien in Deutschland verständlicher zu sein als congeniality (was in diesem Zusammenhang für "Charme" steht).
Die Auszeichnung "Miss Congeniality" gibt es in den USA tatsächlich. Sie ist die einzige Auszeichnung, bei der die Teilnehmer einer Misswahl selbst abstimmen, wem sie aus ihren Reihen diesen "Sympathie-Preis" verleihen.
2005 dreht John Pasquin eine Fortsetzung: Miss Undercover 2 – Fabelhaft und bewaffnet.