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Kinoplakat: Merida - Legende der Highlands

Gehen PIXAR
die Ideen
aus?

Titel Merida – Legende der Highlands
(Brave)
Drehbuch Brenda Chapman & Mark Andrews & Steve Purcell & Irene Mecchi
Mark Andrews & Brenda Chapman & Steve Purcell
Regie Pete Docter + Bob Peterson, USA 2012
Stimmen

Kelly Macdonald/Nora Tschirner, Billy Connolly/Bernd Rumpf, Emma Thompson/Monica Bielenstein, Julie Walters/Marianne Groß,Robbie Coltrane/Hartmut Neugebauer, Kevin McKidd/Tilo Schmitz, Craig Ferguson/Arne Elsholtz, Sally Kinghorn/Sabine Walkenbach, Eilidh Fraser/Sabine Walkenbach u.a.

Genre Animation, Fantasy
Filmlänge 93 Minuten
Deutschlandstart
2. August 2012
Website pixar.com
Inhalt

Merida hat es nicht leicht. Gut, Vater Fergus und Mutter Elinor sind König und Königin oben in den schottischen Highlands. Es fehlt eigentlich an nichts. Merida galoppiert gerne auf Hengst Angus durch den Wald, trifft mit Pfeil und Bogen immer ins Schwarze und schlägt auch sonst eher nach dem Vater. Sehr zum Leidwesen der Mutter, die Merida zu einer formidablen Prinzessin erziehen soll – mit Sticken, Kochen, sanftmütig sein.

Nun ist Merida auch noch in das Alter gekommen, das gemeinhin „heiratsfähig” genannt wird und also hat Mama die Clans zum Wettstreit geladen. Die jeweils Erstgeborenen sollen um Meridas Gunst antreten – und stellen sich mit Pfeil und Bogen ziemlich dämlich an. Kurz entschlossen tritt Merida – selbst schließlich auch Erstgeborene – selbst an und trifft jedes Mal ins Schwarze. Nun hat sie mit ihrem ungebührlichen Verhalten den Zorn der stolzen Clans entfacht. Es droht Krieg. Merida flieht in den Wald. Fergus und Elinor versuchen bei großem Gelage, die Gemüter zu beruhigen.

In einem magischen Steinkreis trifft Merida eine Hexe. Sie fleht die Alte um einen Zauber an: Ihre Mutter solle bitte eine andere werden. Gesagt, gezaubert. Elinor verwandelt sich in einen stattlichen Bären. In 48 Stunden ist der Zauber unumkehrbar.

Das ist doppelt lästig. Nicht nur wegen des Offensichtlichen. Auch nennt man König Fergus den „Bärenkönig”, weil der im Kampf mit einem wilden Bären – „Mordun” – einst sein Bein verlor, Mordun aber in die Flucht schlug. Kurz: Fergus hasst Bären und wird jeden Bären, den er trifft, auf der Stelle töten. Also kann Merida Elinor nicht einfach ins Schloss bringen – zumal dort auch noch die zornigen Clans sitzen und eigentlich darauf warten, dass Elinor nun endlich mit dem widerborstigen Mädchen an der Hand zurückkommt.

Statt dessen kommt Merida mit einem sanftmütigen, tollpatschigen Bären ins Schloss …

Was zu sagen wäre

Die Werbetrailer zu "Merida" erzählen eine andere Geschichte. Ich war überrascht, als sich Königin Elinor in einen Bären verwandelt. Das Mutter-Tochter-Problem, das der Trailer andeutet, hätte ja auch mit dem Pixar-typischen Charme in den wilden Highlands entschärft werden können. Denn ein Highland-Abenteuer hatte ich schon erwartet – eben eines aus den Pixar-Studios. Ich hatte keinen Verwandlungsfilm erwartet, der an Disneys Bärenbrüder erinnert. Hätte ich das gewusst, wäre meine Vorfreude verhaltener gewesen, meine Enttäuschung also nicht so groß, wie sie nun ist.

Liebevoll animierte Figuren, grandiose Landschaften, großartige Lockenpracht

Der Reihe nach: Der Film bietet hochklassiges Augenfutter. Liebevoll animierte und charakterisierte Figuren, grandiose Landschaften und natürlich die großartige rote Lockenpracht der Hauptdarstellerin. Bei soviel schöner Optik bleibt mir der Mund offen stehen und nichts anderes übrig, als mich in Respekt zu verneigen.

Dafür hapert es an der Dramaturgie. Es gehört längst zum guten Massenkino, dass die Heldin/der Held zu Beginn von Irgendwas – von Eltern, vom System, von Vorgesetzten – ausgebremst werden und dann in einer als Video-Clip geschnittenen Filmszene die Notwendigkeit ihres eigenen (Dick)kopfes thematisieren. Plakatmotiv: Merida – Legende der Highlands (2012) Im vorliegenden Fall reitet Merida auf ihrem Hengst, der entfernt an seinen Artgenossen aus Rapunzel - Neu verföhnt (2010) angelehnt scheint, durch den Wald, über Wiesen, klettert auf Felsen in Wasserfälle und tollt mit Tieren herum, während aus dem Off der aktuelle Popsong-zum-Film erklingt. So weit, so erwartbar.

Das passiert aber gleich mehrfach.

Mittendrin beginnt ein neuer Film

Und dann verwandelt sich Mama in den Bären. Da bricht der erste Film ab und es startet ein neuer. Und wie es weiter geht, ist klar; dass Mama wieder Mensch wird, ist bei Disneyfilmen Gesetz. Aber bis dahin muss ja noch was passieren. Und das ist zu einem großen Teil das vorbei-schleichen an der Festgesellschaft des Königs/Gatten/Vaters – erst raus schleichen, dann rein schleichen, dazwischen Abenteuer unter freiem Himmel im Wald und das mühsame Zueinanderfinden von Tochter und Mutter. Eben typisch Disney. Pixar-Filme waren mal ambitionierter. Die Pixar-Studios zehren von diesem Ruf, der aber verblasst, seit man sich auf Fortsetzungen eingeschossen hat: Toy Story 3, Cars 2, Monster AG 2 … Gehen Pixar, dem Studio, das solche Meisterwerke wie Findet NemoDie Unglaublichen oder WALL•E hervorgebracht hat, die Ideen aus?

Noch sind Pixar-Filme feste Termine in meinem Kino-Kalender. Aber optischer Einfallsreichtum macht noch keinen gescheiten Film.

Mal Lust auf Highland-Bilder

Von außen betrachtet sieht der Film aus, als hätten die Pixarianer plötzlich mal Lust gehabt, Bilder einer Highland-Gesellschaft samt Highlands zu entwerfen, die mindestens zum Niederknien schön sind. Und dann ist jemandem aufgefallen, dass man noch eine Story braucht, will man die Bilder auch einem zahlenden Publikum zeigen. Angeblich gab es Ärger mit Regisseurin/Autorin Brenda Chapman, die mitten in der Produktion ausgewechselt worden sein soll.

"Merida – Legende der Highlands" atmet viel Disney und wenig Pixar; wir erleben konservative Wertvorstellungen mit einer Prise Modernität, ohne, dass eine komplexe Handlung davon ablenken würde. Von dem sprühenden Witz, dem unbändigen Einfallsreichtum und der charmanten Atmosphäre früherer Pixarfilme ist wenig geblieben. Unterm Strich ist es ein solider Trickfilm.

Wertung: 4 von 7 €uro
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