Der ehemalige Versicherungsermittler Leonard Shelby will Rache. Seine Frau wurde ermordet. Er hatte noch versucht, sie aus den Klauen des Killers zu befreien, wurde dabei verletzt und kann sich jetzt an kaum mehr etwas erinnern. Seine Frau ist tot, er hat sein Langzeitgedächtnis verloren – heißt: alles, was länger als 15 Minuten zurück liegt, vergisst er.
Leonard, der Rache für den Mord an seiner Frau nehmen will, muss sich Notizen tätowieren und jede Menge Polaroids machen, um halbwegs den Faden zu behalten. Eine Spur, die er verfolgt, heißt Sammy Jankis – ein ehemaliger Klient mit ähnlichem Defekt. Kann der der Killer sein?
Und welche Rolle spielt der so hilfsbereite Teddy und welche die mysteriöse Natalie?
Herzlichen Glückwunsch! Wir erleben eine neuartige Form des Kinos: Die Geschichte wird rückwärts erzählt, jede Rückblende überlagert alle vorhergehenden. Der Zuschauer lernt Leonard kennen, als er einen Mann erschießt – Schnitt – Leonard sitzt in einem Motel und studiert seine Tatoo-Notizen – Schnitt – Leonard in trautem Gespräch mit dem Mann, den er eben erschossen hat, die Szene endet mit Bildern, mit denen der Film begann – Schnitt – Leonard wieder im Motel – Schnitt – Leonard in einer Szene vor dem Gespräch mit dem Mann, den er vorhin erschossen hat – Schnitt … usw. usw.
Schwarz-Weiß erleichtert die Orientierung
Um dem Zuschauer die Orientierung ein wenig zu erleichtern, sind die Motelszenen in Schwarz-Weiß. Und wenn der Film zu Ende ist, beginnt die Geschichte, die wir eben zu verfolgen versucht haben. Ein genialer Kniff, der dazu führt, dass die meisten Zuschauer noch im Kinosessel sitzen, wenn der Abspann durch ist und längst das Licht eingeschaltet wurde – ratlos debattierend, von was sie da gerade Zeuge wurden. Seit die DVD auf dem Markt ist, können wir den Film rückwärts, die Geschichte also chronologisch erleben.
Wirklich klären, ob die Story in sich schlüssig und logisch ist, lässt sich nicht, der Zuschauer leidet bald mit Nolans Kurzzeitgedächtnis, egal, wie konzentriert er bei der Sache bleibt, alle Hinweise kann er nicht behalten. Und die Erklärung, die der zu Beginn erschossene Mann am Ende liefert, ist hilfreich; aber ist der Mann selbst auch glaubwürdig?
In gewisser Weise „Fühlkino”
Guy Pearce (Rules – Sekunden der Entscheidung – USA 2000; „L.A. Confidential” – USA 1997; Priscilla – Königin der Wüste – 1994) als Leonard ist mit seinen Tätowierungen ein Hingucker, der den ganzen Film über ein angemessenes Rätsel auf zwei Beinen bleibt. Carrie-Ann Moss habe ich ohne ihre schwarze Matrix-Montur zuerst gar nicht erkannt; sie ist perfekt als die rätselhafte Natalie.
Christopher Nolan liefert hier ein wahres Meisterpuzzle, bei dessen Produktion die Übersicht zu behalten ausgesprochene Cleverness erfordert. Und selten wurde die Krankheit einer handelnden Person so „schmerzhaft” auf den Zuschauer übertragen.