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Plakatmotiv: Meine Braut, ihr Vater und Ich (2000)

Überdrehte Familien-Komödie mit
hohem Fremdschäm-Faktor

Titel Meine Braut, ihr Vater und Ich
(Meet the Parents)
Drehbuch Jim Herzfeld & John Hamburg
nach einem Originaldrehbuch (1992) von Greg Glienna & Mary Ruth Clarke
Regie Jay Roach, USA 2000
Darsteller

Robert De Niro, Ben Stiller, Teri Polo, Blythe Danner, Nicole DeHuff, Jon Abrahams, Owen Wilson, James Rebhorn, Thomas McCarthy, Phyllis George, Kali Rocha, Bernie Sheredy, Judah Friedlander, Peter Bartlett, John Elsen u.a.

Genre Komödie
Filmlänge 108 Minuten
Deutschlandstart
7. Dezember 2000
Inhalt

Krankenpfleger Greg fährt mit seiner Freundin Pam nach Long Island, wo er ihren Eltern vorgestellt werden soll. Greg plant, bei dieser Gelegenheit um Pams Hand anzuhalten. Doch ihr Vater Jack entpuppt sich als autoritärer Ex-CIA-Agent, für den Greg alles darstellt, was er an einem künftigen Schwiegersohn hassenswert findet.

Und Greg tappt in sämtliche Fettnäpfchen, in die man tappen kann ...

 

Was zu sagen wäre

Natürlich geht der Koffer auf dem Flug zu den Schwiegereltern in spe verloren. Der Koffer, der eigentlich als Handgepäck gedacht war. Aber weil der nette Greg ein Geschenk für die Gastgeber transportieren muss, passte das "Handgepäck" nicht durch die Schablone, also Koffer aufgeben, Koffer weg. Und am Zielflughafen bei der Kofferrecherche kotzt ihm ein Baby auf das letzte Hemd.

Das ist in etwa das Humorlevel dieses kaum erträglichen Films, in dem der Nachname der Hauptfigur auch noch Focker heißt, was in der Originalfassung allerlei Gründe für missverständliche "Fucker"-Witze bieten wird (zu Deutsch: "Ficker", "Arschloch", "Saftsack"). Greg will eigentlich nur alles richtig machen. Ben Stiller (Glauben ist alles! – 2000; Verrückt nach Mary – 1998; Cable Guy – Die Nervensäge – 1996; Reality Bites – Voll das Leben – 1994; Das Reich der Sonne – 1987) spielt ihn als Ausbund an Freundlichkeit, Liebenswürdigkeit, ein aufmerksamer, zugewandter Mann, von dem Frauen – glaube ich – träumen können. Im Bemühen, alles richtig zu machen, verkrampft er zusehends und irgendwann steht der mit Hochzeitsdeko vollgestellte Vorgarten in Flammen, quillt die Gülle aus der Sickergruppe und glaubt der Schwiegervater in Spe durch eine Kofferverwechslung, dieser Greg sei nicht nur ein Lügner, sondern auch ein Leder-Bondage-Typ. Plakatmotiv (US): Meet the Parents (2000)Kaum erträglich ist der Film deshalb, weil die Peinlichkeiten und die Fettnäpfe, die dem Kofferverlust folgen, selbst im Kinosessel weh tun. Und weil das Drehbuch es nicht gut mit den Zuschauern meint.

Es ist diese Mischung aus von Greg selbst verschuldetem Blödsinn, der schon ordentlich Schäden im Haus anrichtet, und jenen Dingen, über die in solchen Filmen niemand spricht, die aber plötzlich als allgemein anerkannte Tatsachen im Raum stehen und den sympathischen Helden in schlechtem Licht dastehen lassen, die das Sitzen im Kinosessel sehr erschweren. Sowas funktioniert, wenn die Bösen am Ende verlieren, also irgendeiner gerechten Strafe zugeführt werden. Aber das Drehbuch lässt Greg im Regen stehen. Müsste nicht sein Schwager in Spe, der einen Joint verschwinden ließ und ihn Greg andichtete, nicht wenigstens entlarvt werden? Und müsste nicht die arrogante Arztfamilie, die in die Byrnesfamilie einheiraten will und den leidenschaftlich Krankenpfleger Greg widerlich von oben herab behandelt, eine ordentliche Abfuhr erhalten? Im richtigen Leben beide wohl nicht. In einem Film dieser Bauart (Hollywood-Familienkomödie) aber eigentlich schon. Es macht aggressiv, dass sich alle wie Arschlöcher benehmen können und ungeschoren davon kommen, während an Greg alles hängenbleibt und sich am Ende in einem wohlfeilen Kompromiss auflöst. Seine Liebe zu Pam muss groß sein, um nicht auf dem Absatz kehrt zu machen und zu gehen.

Es ist nur diese Liebe, die den Film wenigstens einigermaßen zusammenhält. Pam gerät nur einmal kurz ins Zweifeln über ihren Traummann, gibt alles in allem aber ihr bestes, ihm den Weg im Haus der Fockers zu ebnen; selbst ihr Ex-Verlobter Kevin, ein selbstverständlich unvorstellbar reicher Typ mit blondem Haar, bleibt da chancenlos. Pam kennt die Fallstricke im Haus: „Dad, ich liebe Dich. Aber manchmal bist Du ein Arschloch!“ Dieser Dad ist ein übergriffiger Knochen und Ex-CIA-Mann, der den freundlichen Greg an einen Lügendetektor anschließt, um mehr zu erfahren. Aber er ist der Vater seiner geliebten Pam und will nur, dass sie glücklich wird. Da dürfen Väter auch in Hollywood-Familienkomödien radikalere Methoden anwenden. Robert De Niro hat sich offensichtlich auf diese Schwiegervater-Rolle gefreut, in die er sich mit Freude vertieft und die er mit zahlreichen kleinen mimischen Gesten und Blicken auffüllt.

De Niros komische Phase hält also weiter an und befindet sich nach dem etwas missglückten Kinderabenteuer "Rocky und Bullwinkle" (2000) und den Komödie Makellos und Reine Nervensache (beide 1999) in einem Comedy-Hoch (Men of Honor – 2000; Makellos – 1999; Reine Nervensache – 1999; Ronin – 1998; Große Erwartungen – 1998; Wag the Dog – 1997; Jackie Brown – 1997; Cop Land – 1997; Sleepers – 1996; The Fan – 1996; Heat – 1995; Casino – 1995; Mary Shelley's Frankenstein – 1994; Kap der Angst – 1991; Backdraft – Männer, die durchs Feuer gehen – 1991; Schuldig bei Verdacht – 1991; Zeit des Erwachens – 1990; GoodFellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia – 1990; Midnight Run – 5 Tage bis Mitternacht – 1988; Die Unbestechlichen – 1987; Angel Heart – 1987; Mission – 1986; Brazil – 1985; Der Liebe verfallen – 1984; Es war einmal in Amerika – 1984; "Wie ein wilder Stier" – 1980; Die durch die Hölle gehen – 1978; New York, New York – 1977; Der letzte Tycoon – 1976; 1900 – 1976; Taxi Driver – 1976; Der Pate II – 1974; Hexenkessel – 1973) Er ergänzt sich prächtig mit dem charmanten Loverboy Ben Stiller. Da ist ein neues Traumpaar geboren.

Der überdrehte Ulk mit hohem Fremdschämfaktor kommt beim Publikum gut an. 330,4 Millionen US-Dollar hat er weltweit eingespielt. Bei Produktionskosten von 55 Millionen Dollar.

Wertung: 7 von 11 D-Mark
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