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Kinoplakat: Planet der Affen - Survival

Das große Finale einer
humanistischen Trilogie

Titel Planet der Affen: Survival
(War for the Planet of the Apes)
Drehbuch Mark Bomback + Matt Reeves + Rick Jaffa
mit Carakteren von Amanda Silver; inspiriert durch den Roman „La planète des singes“ von Pierre Boulle
Regie Matt Reeves, USA, Kanada, Neuseeland 2017
Darsteller Andy Serkis, Woody Harrelson, Steve Zahn, Karin Konoval, Amiah Miller, Terry Notary, Ty Olsson, Michael Adamthwaite, Toby Kebbell, Gabriel Chavarria, Judy Greer, Sara Canning, Devyn Dalton, Aleks Paunovic, Alessandro Juliani u.a.
Genre Science Fiction
Filmlänge 140 Minuten
Deutschlandstart
3. August 2017
Inhalt

Der Krieg, den Koba mit den von der Seuche stark dezimierten Menschen angezettelt hat, ist in vollem Gange. Affen-Anführer Caesar geht es dabei gar nicht länger ums Gewinnen, er will lediglich einen Weg finden, wie er mit seinem Stamm in Frieden leben kann.

Doch eine Spezialeinheit unter Führung des „Colonel“ will Caesar um jeden Preis tot sehen und so werden im Urwald vor den Toren San Franciscos weiterhin blutige Gefechte ausgetragen, die in einem heimtückischen Anschlag auf das geheime Versteck der Affen gipfeln, das ein Verräter preisgegeben hat.

Nun gärt in dem sonst friedliebenden Caesar das Bedürfnis nach Rache und mit seiner rechten Hand Rocket und einigen weiteren Getreuen macht er sich auf die Suche nach dem Colonel, fest entschlossen, keine Gnade mehr walten zu lassen …

Was zu sagen wäre

Matt Reeves arbeitet sich Abschluss seiner Primaten-Trilogie durch Religion, Holocaust und Humanismus; letzterer wird vor allem von Affen vertreten, nachdem die Menschen wahlweise vor einem tödlichen Virus fliehen oder auf alles schießen, was Fell statt Haut hat. Die Affen werden in einem KZ-artigen Arbeitslager missbraucht, auf Aufmüpfige wartet das Kreuz. Caesar, Anführer der Affen, die zu Beginn friedlich im Wald leben, erscheint als eine Mischung aus Jesus Christus, der sich hingibt für das Wohl seiner Affen und als Moses, der sein Volk aus der Knechtschaft befreit und ins gelobte Land führt. Dieser Caesar zweifelt an sich, ist vom Hass zerfressen, verteidigt gleichzeitig stets sein humanistisches Gesellschaftsbild. Aber er hat Schuld auf sich geladen, als er einen Affen, Koba, tötete, daher darf er nicht mit ins gelobte Land hinein. Was noch im zweiten Teil zwar elegant erzählt, zeitgenössisch bebildert, aber ein wenig überflüssig erzählt war, nämlich Rassismus und Ausgrenzung als Gründe für Krieg und Gewalt, fügt sich zum Ende der Trilogie doch wieder zusammen. Beim Morgenappell im KZ singen die Soldaten zu faschistischen Losungen die US-Hymne.

Kinoplakat: Planet der Affen - SurvivalReeves hat die alte Planet der Affen-Serie modern interpretiert und auf ihren Kern konzentriert, auf die Frage Was ist menschlich … human? Was macht eine Gesellschaft aus? Was zerfrisst sie? Denke ich jetzt an den Originafilm von 1968, schließt sich erzählerisch hier der Kreis: Die Affen bauen eine neue, friedliche Gesellschaft, in ihrer Mitte ein Mädchen namens Nova, und in etwa 20 Jahren, wenn Nova erwachsen ist, wird Astronaut George Taylor (die Charlton-Heston-Figur) auftauchen. Bis dahin hat sich die friedliche, freie Gesellschaft zerlegt und eine neue Autorität hat das Ruder übernommen, die Menschen wie Nova in Käfigen hält. Darin lässt sich im Brexit-Trump-Zeitalter leicht ein Kommentar herauslesen: Gesellschaften, denen es an nichts mangelt, gehen an Langeweile – Was wollen wir noch erreichen müssen? – in Dekadenz zu Grunde; da ist die Warnung aus der ursprünglichen Serie sehr präsent – damals, 1968, als der Kalte Krieg einen ersten Höhepunkt hatte, war es die Warnung vor atomarer Hochrücstung, heute die vor Sofagemütlicher Dekadenz. Im gegenwärtigen Klima eines sich sekündlich verhärtenden Nationalismus erzeugt das eine unheimliche Resonanz.

Ein erstaunlicher Film. Gar nicht so sehr, weil mich die wahrlich großartige visuelle Ästhetik von Affe, Mensch und CGI berauschen. Erstaunlich deshalb, weil dieser Film nie in die Actionfilm-Falle tappt – was bei 150 Millionen Dollar Produktionskosten mutig ist. Matt Reeves (Planet der Affen: Revolution – 2014; Let Me In – 2010; „Cloverfield“ – 2008) schenkt den Zuschauern wunderschöne Totalen, lange ruhige und dadurch um so eindringlicher wirkende Szenen. Andy Serkis (The Avengers – Age of Ultron – 2015; Der Hobbit – Eine unerwartete Reise – 2012; Planet der Affen: Prevolution – 2011; Brighton Rock – 2010; King Kong – 2005; Der Herr der Ringe – Die Gefährten – 2001) als mürrischer, hasserfüllter, sich verloren fühlender Caesar ist reif für einen Eintrag im Kinoolymp als der erste echte, lebendige, nicht als solcher erkennbare CGI-Charakter ever.

Dessen gegenspieler, der „Colonel“, spielt Woody Harrelson (Mockingjay: Teil 2 – 2015; Die Unfassbaren – Now You See Me – 2013; „7 Psychos“ – 2012; The Hunger Games – 2012; Freunde mit gewissen Vorzügen – 2011; Zombieland – 2009; „Robert Altman's Last Radio Show“ – 2006; Austin Powers – Spion in geheimer Missionarsstellung – 1999; EDtv – 1999; Palmetto – 1998; Wag the Dog – 1997; Larry Flynt – Die nackte Wahrheit – 1996; Money Train – 1995; Natural Born Killers – 1994; Machen wir's wie Cowboys – 1994; Ein unmoralisches Angebot – 1993; „Weiße Jungs bringen's nicht“ – 1992; Doc Hollywood – 1991; L.A. Story – 1991). Harrelson bietet einen beeindruckenden Auftritt mit kleinen Gesten – dass er sich beim Morgenappell im kalten Morgengrauen die Glatze rasiert, grenzt in seinem Spiel schon an Eskapismus – ganz zurückgenommen und dadurch umso bedrohlicher.

Es gibt am Ende eine gigantische Explosion plus Lawine, ja. Aber das ist der Showdown inklusive Militär-Hubschrauber und Lenkwaffen. Bis dahin schafft es Reeves stets, wenn sich eine Gewalttat anbahnt – Jagd, Schießerei, Schläge – es bei diesem Ausbruch zu belassen und sofort wieder zu den ruhigen Sequenzen zurückzukehren, die diesen Film prägen. Ein wahres Epos, bei dem der Mensch nur eine Nebenrolle spielt und alles Gewicht auf den Schultern der Affen liegt – und die lassen es nicht fallen. Und haben dabei Unterstützung der jungen Entdeckung Amiah Miller, die das sprachlose Mädchen Nova spielt, der es ein ums andere Mal gelingt, der Szene nur mit einem Blick ihren Stempel aufzudrücken.

Dass dieses humanistische Kinowerk in den letzten Einstellungen ein wenig in Streicherlastigen Kitsch schwenkt, sei's drum. Ein großer Abschluss einer großen Film-Trilogie.

Wertung: 7 von 8 €uro
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