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Plakatmotiv: Matrix (1999)

Ein Film definiert das
Kino im 21. Jahrhundert

Titel Matrix
(Matrix)
Drehbuch Andy Wachowski & Larry Wachowski
Regie Andy Wachowski + Larry Wachowski, USA 1999
Darsteller

Keanu Reeves, Laurence Fishburne, Carrie-Anne Moss, Hugo Weaving, Gloria Foster, Joe Pantoliano, Marcus Chong, Julian Arahanga, Matt Doran, Belinda McClory, Anthony Ray Parker, Paul Goddard, Robert Taylor, David Aston, Marc Gray u.a.

Genre Fantasy, Action
Filmlänge 136 Minuten
Deutschlandstart
17. Juni 1999
Inhalt

Es gibt zwei Realitäten: Die eine erleben wir täglich. Die andere ist die, die dahinter liegt. Die eine ist ein Traum. Die andere ist die Matrix.

Hattest Du je einen dieser Träume, Neo, von denen Du glaubtest, sie seien real? Was, wenn Du nicht fähig bist, aus diesem Traum aufzuwachen, Neo? Würdest Du den Unterschied bemerken?

Thomas Anderson ist auf der Suche nach der Wahrheit über die "Matrix" – einem Etwas, das er nur aus geflüsterten Gerüchten kennt – etwas Unbekanntes – etwas, da ist Neo sicher, das die absolute Macht über sein Leben hat. Nur Morpheus, glaubt Thomas, kann ihm Antworten geben. Morpheus, ein Typ, der mehr eine Legende scheint. Von dem behauptet wird, er sei der gefährlichste Mann der Welt. Eines Nachts wird Thomas von Trinity kontaktiert, einer Fremden, die ihn in eine andere Welt entführt, eine Unterwelt. Hier trifft er Morpheus und erfährt die Wahrheit, zumindest seine, Thomas’ Wahrheit über die "Matrix".

Denn jeder hat seine eigene Wahrheit.

Dort unten wird Thomas, der fortan "Neo" heißen wird, mit einer neuen Frage konfrontiert, so erschreckend, wie die erste: Ist er Der Auserwählte? Ohne wirklich zu verstehen, ist Neo überzeugt, die Antwort lautet Nein. Einige der anderen sind sich da nicht so sicher.

Es gibt auch jene, die die Matrix schützen, angeführt von Agent Smith. Sie haben Methoden, Informationen zu sammeln und zu verarbeiten, die erschrecken.

Neo, Morpheus und Trinity werden Gewehre brauchen. Jede Menge Gewehre. Aber warum? Wo nichts real ist? Oder ist das Irreale die Realität?

Was zu sagen wäre

Es ist die Frage aller Fragen: Wo endet der Traum und beginnt das Leben? Leben wir überhaupt? Kann es ein richtiges Leben im falschen geben? Als er sich entscheiden muss zwischen der blauen Pille (Traum) und der roten Pille (bittere Realität), wählt Thomas Anderson die rote Pille. Und verlässt damit sein nicht gerade tolles, aber doch abwechslungsreiches Leben. Es ist, wie er schnell erfahren wird, ohnehin nicht echt. Es ist nur eine Einbildung, die eine Künstliche Intelligenz an sein Gehirn sendet, während er selbst, wie Milliarden anderer Menschen angekabelt in gigantischen Brutkästen, der KI als Energielieferant dient. Als Batterie. Und die funktioniert einfach besser, wenn sie ein Leben vorgegaukelt bekommt. Ein Verräter im Team verlangt später von der KI als Bezahlung für seinen Verrat, zurück in Traumwelt geschickt zu werden. Plakatmotiv: Matrix (1999) Lieber als Batterie ausgebeutet werden und sich dabei einbilden, man sei ein vermögender, einflussreicher Schauspieler, als in dieser trostlosen Welt unter der Erde gegen eine unbezwingbare, technisch hochgerüstete KI zu kämpfen.

Die Gebrüder Wachowski (Bound – Gefesselt – 1996) haben was Neues geschaffen. Ein philosophisches Cyberpunk-Drama mit Jesus-Attitüde in grünstichigem Look und elegantem Krawall. Angesichts um sich greifender Sinnsuche unter den Menschen ist die Story sehr 20. Jahrhundert: Wer ist was und wie und warum?!

Revolution in der analogen Tricktechnik

Die Wachowskis erzählen ihre Erlösergeschichte mit stoischen Charakteren in Lack und Leder mit stylischen Sonnenbrillen, die es streng genommen kaum braucht, weil es häufig regnet und sie in Höhlen unter der Erde leben. Die Welt, in der sie leben, haben sie Ende des 20. Jahrhunderts an die Künstliche Intelligenz verloren, die sie selbst einst erschufen, um dem Menschen zu dienen. Aber sie ist im Kino dann nicht die erste KI, die sich über den Menschen erhebt, diesen als Virus erkennt und vernichtet. Das machen Maschinen nicht erst seit Colossus (1970) so und selten so schön, wie HAL 9000 für Stanley Kubrick. Aber visuell noch nie so raffiniert, wie hier.

"Matrix" zeigt, was Computer beim Film heute können. Für Bildgestaltung auf der großen Leinwand scheint es kaum mehr Grenzen zu geben. Und dann: Artistisch choreografierte Kampfkunst im 180-Grad-Kameraschwenk mit unterschiedlichen Tempi – eine Szene, die ganz ohne CGI auskommt. Einfach NIKONs im 179–Grad–Halbkreis aufgebaut, und dann millisekundengenau hintereinander abfeuern. Eine Szene, wie es sie bislang nicht gab im Kino. In anderen Szenen stehen die Protagonisten in einem weißen Nichts,. Neo sagt: „Wir brauchen Waffen. Viele Waffen.“ Aus dem Nichts rasen dann zig Hochregale um die Protagonisten, voll gefüllt mit Handfeuerwaffen, automatischen Gewehren und Granaten. Wenn man diese virtuelle Welt der Matrix verstanden hat, lässt sich gut darin leben: Ein Löffel ist kein Löffel. Er ist das errechnete Bild eines Löffels. also kann man ihn nach Belieben verformen. Man muss nur seinen Geist dafür frei kriegen. Neo kann das. Die meisten anderen nicht. Deshalb gilt Neo als der Auserwählte, der die Maschinen bekämpfen soll.

Aber was bleibt, sollte es tatsächlich gelingen, die Maschinen zu zerstören? Ein Ödland, bevölkert von hilflosen Menschen, die, aus ihren Brutkammern befreit, von den Schläuchen gelöst, erst lernen müssen, zu atmen, zu sehen, zu hören, zu fühlen, zu leben. Denn keiner von ihnen hat das bisher getan. Der Film spielt etwa 100 Jahre in der Zukunft. Die Menschen, die da den Maschinen als Batterie dienen, sind auf künstlich befruchteten Feldern von Maschinen gezeugt und dann gleich für ihren Einsatz vorbereitet worden. Will man in diesen Albtraum eigentlich hinein aufwachen? Oder nicht doch lieber in der nicht als künstlich erkannten Traumwelt leben? In der die Maschinen auch kleinere Gesetzesverstöße und Drogendelikte einbaut, weil der menschliche Geist sich im Unsauberen, nicht Durchgeregelten wohler fühlt, als in einer klinisch sauber durchkalkulierten Welt.

Comeback für Keanu Reeves

Keanu Reeves (Im Auftrag des Teufels – 1997; "Außer Kontrolle" – 1996; Dem Himmel so nah – 1995; Vernetzt – Johnny Mnemonic – 1995; Speed – 1994; Viel Lärm um nichts – 1993; Bram Stokers Dracula – 1992; Gefährliche Brandung – 1991; Gefährliche Liebschaften – 1988), der seine Karriere wegen Überfettung eigentlich schon hinter sich zu haben schien, erweist sich mit seinen stoischen drei Gesichtsausdrücken als Idealbesetzung des Neo. Sein glattes und schönes Gesicht erlaubt jede Projektion, die der oder die ZuschauerIn haben mag. Für Carrie-Ann Moss ("The Secret Life of Algernon" – 1997; "Lethal Tender" – 1997; "Sabotage" – 1996) gilt, was für den Film gilt: Man muss sie mehrfach sehen, um sie endgültig zu genießen. Großartig.

Und für die ganz Philosophischen: Die Wachowski-Brüder haben jede Menge Philosophie, Bibel, Legenden und Sagen verarbeitet, die es gilt, herauszufinden. „Folge dem weißen Kaninchen” ist einfach: "Alice im Wunderland" lässt grüßen. "Neo" als Anagram von "One", – wie The One ("Der Auserwählte") – geht auch noch. Aber es geht auch richtig schwer.

Aber ehrlich gesagt: Ich habe lieber geguckt und gehört und gestaunt! Der ganze Film ist eine sinnliche Verführung zum Unglauben.

Wertung: 11 von 11 D-Mark
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