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Plakatmotiv: Manila (2000)

Gutes Schauspieler-Ensemble
in einer Flughafen-Kulisse

Titel Manila
Drehbuch Romuald Karmakar & Bodo Kirchhoff
Regie Romuald Karmakar, Deutschand 2000
Darsteller

Peter Rühring, Michael Degen, Manfred Zapatka, Margit Carstensen, Jürgen Vogel, Elizabeth McGovern, Martin Semmelrogge, Chin Chin Gutierrez, Ces Quesada, Sky DuMont, Eddi Arent, Ana Capri, Herbert Feuerstein, Chin Chin Gutierrez, Nina Heimlich u.a.

Genre Drama
Filmlänge 113 Minuten
Deutschlandstart
29. Juni 2000
Inhalt

Manila International Airport. Im Wartebereich flimmert die Show eines philippinischen Predigers über die Bildschirme. Lose Gruppen von Reisenden warten seit Stunden vergeblich auf ihren Rückflug ins winterliche Deutschland. Ein ums andere Mal wird der Abflug ohne Angabe von Gründen verschoben. Anfangs sind die im Niemandsland zwischen Urlaub und Heimflug Gestrandeten noch guter Dinge und vertreiben sich die aufkommende Langeweile an der Bar mit kostenlosen Getränken. Aber je länger das Warten dauert, desto gereizter und ungeduldiger wird die Atmosphäre.

Da sind Regine und Knut Görler aus dem ostdeutschen Apolda. Sie haben gerade einen strapaziösen Australienurlaub hinter sich und Übung darin, sich gegenseitig auf die Nerven zu gehen. In der Schwüle des Flughafens entwindet sich Herr Görler für ein paar Stunden aus dem „Kümmer-Knast“ seiner Frau. Das verdankt er Walter.

Walter ist mit seiner philippinischen Frau Maribel auf dem Weg nach Deutschland, um die Leiche eines an AIDS verstorbenen Freundes nach Hildesheim zu überführen. Walter ist sozusagen Aussteiger. Seine florierende Mercedes-Vertretung in Deutschland hat er hingeschmissen. Jetzt betreibt er mit Maribel erfolgreich ein Vergnügungsetablissement. Ein paar Tische weiter sitzen Rudi und Herbert, zwei Cousins aus Neustadt.

Rudi und Herbert haben schon einiges gesehen von der Welt: Rudi, der jüngere, war mit der Bundeswehr in Somalia. Die Erlebnisse dort hat er noch immer nicht verarbeitet. Herbert war 20 Jahre auf Montage in Saudi Arabien und Manila. Das hat ihn rastlos gemacht, aber auch süchtig nach der Heimat. Rudi versucht den Blick von Elisabeth aufzufangen, einer deutsch-amerikanischen Journalistin. In eine Zeitung vertieft wirkt sie abwesend, stolz und auch ein wenig abweisend. Warum sie sich auf Rudis Geplapper einlässt, weiss man nicht. „Ein Deutscher, weit weg und so“, sagt sie, „das ist immer eine kleine offene Wunde“.

Franz, ein schwäbischer Frührentner, hat sich strategisch günstig am Tischchen von Mercy, der Toilettenfrau des Flughafens, niedergelassen. An ihm kommt in dieser Nacht keiner vorbei. Nur einer lässt sich durch nichts, aber auch gar nichts besänftigen. Er sitzt abseits, beäugt misstrauisch das Treiben um sich herum, macht Notizen.

Und irgendwann kocht die Wut über …

Was zu sagen wäre

Unorthodoxe Studie einer Touristengruppe, die Regisseur Romuald Karmakar („Das Himmler-Projekt“ – 2000; „Der Todmacher“ – 1995) auf einen Raum, hier den Flughafen von Manila, begrenzt. Dabei schaffen er und Ko-Autor Bodo Kirchhoff das Kunststück, den 13 Hauptfiguren Tiefe und Konturen zu verleihen und das ungewöhnliche Darsteller-Ensemble bringt das Leben dieser Figuren gekonnt, sensibel, kraftvoll, charmant auf die Leinwand.

Der Film kränkelt an seiner Kulisse, die auch die ganze Zeit wirkt, wie eine Kulisse, nicht wie ein echter Flughafen. Das Setting des Wartebereichs ist so trostlos wie das Leben von einigen der Figuren, die hier beieinander sitzen, und stößt ab, wo das Drama anzieht. Und nun sind solche Ensemble-Stücke im Kino auch ein wenig ausgesaugt. Robert Altman hat aus der Kunst, aus unterschiedlichen Menschen ein Gesellschaftsporträt zu zeichnen, alles herauseholt, was herauszuholen ist. Das spricht nicht unbedingt gegen „Manila“, aber es macht ihn durchschaubar.

Karmakar und Kirchhoff wurden mit dem Bayerischen Filmpreis für das Beste Drehbuch ausgezeichnet.

Wertung: 8 von 11 D-Mark
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