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Kinoplakat: London Boulevard
Style erschlägt Story – Gähnende
Langeweile mit Starbesetzung
Titel London Boulevard
(London Boulevard)
Drehbuch William Monahan
nach dem Roman von Ken Bruen
Regie William Monahan, USA, UK 2010
Darsteller Colin Farrell, Keira Knightley, David Thewlis, Anna Friel, Ben Chaplin, Ray Winstone, Eddie Marsan, Sanjeev Bhaskar, Stephen Graham, Ophelia Lovibond, Jamie Campbell Bower, Velibor Topic, Lee Boardman u.a.
Genre Drama, Crime
Filmlänge 103 Minuten
Deutschlandstart
1. Dezember 2011
Inhalt

Mitch kommt nach drei Jahren aus dem Knast. Sein Kumpel Billy holt ihn ab und versorgt ihn mit dem Nötigsten. Auf einer Willkommensparty macht sich Mitch gleich unmöglich. Er will nämlich nicht mitmachen. Und seine Schwester holt er auch noch aus den Klauen von Zuhältern – und zwar mit kurzen, präzisen Schlägen. Mitch weiß sich zu behaupten in der Welt der Klein- und Mittelganoven, der Schläger und Wettbüros.

Mit seiner speziellen Handarbeit beeindruckt er Penny, ein Mädchen, das zufällig in der Gegend rumlungert. Penny vermittelt Mitch einen Kontakt in die legale Welt. Zu einem legalen Job. Er soll Hausmeister in der Villa des zurückgezogenen Filmstars Charlotte werden. Die ist eine öffentlichkeitsscheue Filmschauspielerin, die in ihrer Villa in Holland Park von skrupellosen Paparazzi belagert wird. Aber Mitch mag nicht so recht. Er hängt doch lieber mit Billy rum, dem er hilft, Schulden einzutreiben. Erst als Gant auftaucht, wird's eng für Mitch. Gant ist der Oberboss in der Gegend, hat alle in der Hand, zögert nicht zu schießen.

Gant bietet viel Geld dafür, das Mitch Gants Jungs Zugang zu Charlottes Villa verschafft, in der Autos parken, die mehr wert sind, als , als so manche Beute, die sonst übers Jahr zusammen kommt. Mitch lehnt ab. Schließlich wird Mitch doch für Charlotte tätig. Sie heuert ihn als Bodyguard an. Und dann verlieben sie sich.

Und dann packt Gant die großen Geräte aus. Und dann stirbt ein enger Freund von Mitch … gewaltsam …

Was zu sagen wäre

Tausendmal gesehen, tausendmal ist mehr passiert! Es ist nicht so, dass in den ersten 30 Minuten irgend etwas passierte, was man überraschend nennen könnte. Der Film möchte als cool designter BritPop-Killerthriller ernst genommen werden. Viel Style, wenig Handlung – "wenig Handlung" gehört zum wortkargen Style. Und das könnte immer noch ein spannender Film werden, wenn die abstruse, sich wie ein Sog entwickelnde Storyline von einem Toten zum nächsten, von einem brutalen Mord zum nächsten unvermeidbar noch brutaleren Mord nicht so an coole BritFlic-Vorbilder wie „Bube, Dame, König, GrAS” (UK 1998) erinnern würde oder an Snatch (UK 2000). Da gab's das alles auch schon, ganz ohne diesen Style, der dem Film den Bezugspunkt raubt, weil niemand auf der Leinwand zugänglich ist.

William Monahan, der sich als Drehbuchautor für Ridley Scott („Königreich der Himmel”, USA 2005) oder Martin Scorsese („The Departed - Unter Feinden”, USA 2006) einen Namen gemacht hat, hat auch das vorliegende Drehbuch geschrieben und dann zum ersten mal auf dem Regiestuhl gesessen. Schreiben kann Monahan, Regie führen eher nicht.

Bedauerlicherweise gibt Colin Farrell (Miami Vice – USA 2006; „Cassandras Traum” – USA, UK 2007) auch keinen wirklich guten Saulus-Paulus ab. Streng genommen ist er völlig fehlbesetzt. Und zwar nicht, weil er nicht zu seinem Mitch-Charakter passen würde. Nein, Farrell ist fehlbesetzt, weil er schlecht spielt. Stoisch spaziert er durch die krude Handlung, ohne an ihr teil zu nehmen. In Keira Knightley („Abbitte” – UK, Frankreich, USA 2007; Fluch der Karibik – USA 2003) findet er eine kongeniale Partnerin, die den Pathos einer verfolgten Unschuld verströmt und als Superstar, der – zuhause von lauter Papparazi der übelsten Sorte umstellt – mit Greta-Garbo-Sonnenbrille maskiert, aber ohne Bodyguards im örtlichen Store zum Tampons einkaufen geht; jeder erkennt sie, jeder lässt sie in Ruhe, aber kein Papparazo ist in der Nähe, der ein Foto machen wollte – weil die wohl alle um ihr Haus herum verschanzt sitzen. Naja, sie sei „eine Art Howard Hughes”, heißt es an einer Stelle, das erklärt vielleicht die alberne, nur aus einem versifften „Schauspieler auf Arbeitspause” bestehende Entourage des namenlosen Stars.

Die ganze Exposition ist konstruiert; an das Konstrukt muss man glauben, dann gehts. Dann wird's stylish, irisch, aber eben auch vorhersehbar. Und langweilig.

Wertung: 3 von 7 €uro
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